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Ortsbeirat: Ostendstraße soll doch in "Alptug-Sözen-Station" umbenannt werden

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In der S-Bahn-Station Ostendstraße ist der 17 Jahre alte Alptug Sözen ums Leben gekommen, als er einen Obdachlosen vor einer heranfahrenden S-Bahn retten wollte. Foto: dpa
In der S-Bahn-Station Ostendstraße ist der 17 Jahre alte Alptug Sözen ums Leben gekommen, als er einen Obdachlosen vor einer heranfahrenden S-Bahn retten wollte. Foto: dpa

Die S-Bahn-Haltestelle Ostendstraße soll doch in "Alptug-Sözen-Station" umbenannt werden. Damit soll der Hanauer (17), der im vergangenen November bei einer Rettungsaktion ums Leben kam, geehrt werden.

Frankfurt - Alle Mitglieder des Stadtteilgremiums drehen ihre Köpfe beobachtend nach rechts und links. Einige von ihnen scheinen es nicht so recht glauben zu wollen, was der Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) gerade beschließt. Die Überraschung ist einigen der Politiker deutlich ins Gesicht geschrieben, wie fnp.de* berichtet.

Das Ergebnis, das Ortsvorsteher Hermann Steib (Grüne) feststellt, ist aber eindeutig. Der Antrag ist angenommen: Der Ortsbeirat empfiehlt der Stadtregierung, dass die S-Bahn-Haltestelle Ostendstraße den neuen Namen "Alptug-Sözen-Station" erhält. Angeregt hat das die Kommunale Ausländervertretung der Stadt (KAV). Der junge Mann aus Hanau (17) war im November 2018 ins Gleisbett der Station gesprungen, um einen Obdachlosen dort herauszuholen. Während der Rettung fuhr eine S-Bahn, Apltug Sözen starb.

Ostendstraße: Online-Petition für Umbenennung nach Unglück gestartet

In einer Online-Petition hatten nach dem Unglück bis zuletzt 56 000 Menschen diese Umbenennung gefordert. Eine vollständige Umbenennung lehnen Bahn und Stadt jedoch ab. Stattdessen sollen mehrere der Stationsschilder um ein Zusatzschild "Alptug-Sözen-Station" ergänzt werden, unter anderem am Eingang Grüne Straße und am Unfallort. Zusätzlich soll in der B-Ebene eine Gedenktafel angebracht werden. Dies alles soll im Juni eingeweiht werden.

Das allerdings geht der Ausländervertretung nicht weit genug, sie fordert die vollständige Umbenennung nach der Rettung mit tödlichem Ausgang: "Die Zivilcourage des mutigen jungen Mannes erhält durch die Namensänderung der S-Bahn-Haltestelle eine dauerhafte Würdigung, die an diesen Einsatz erinnert." Und dem schließt sich nun einstimmig der Ortsbeirat an.

Wobei die Einstimmigkeit dort ungewöhnlich zustande kommt: Denn mit Ja stimmen nur vier Mitglieder von Linke, ÖkoLinX, BFF und "Die Frankfurter". Die übrigen enthalten sich ihrer Stimmen, lassen den Antrag damit passieren. Dabei scheint die Komplett-Umbenennung auch im Stadtteilgremium nicht nur Unterstützer zu haben. Peter Thoma (FDP) fragt nach: "Soll wirklich die gesamte Station umbenannt werden?" Er findet: "Es wäre besser, wenn nur der Name als Zusatz dazukommt." Einer vollen Namensänderung der Station aber könne er nicht zustimmen.

Auch interessant: Gedenktafel für toten Alptug Sözen in Hanau enthüllt - Ehre für einen Helden

Die Haltestellen in Frankfurt sollen begrünt werden. Doch nicht alle Wartehäuschen eignen sich dafür.

Entscheidung nach S-Bahn-Unglück: 13 Enthaltungen - Weg ist frei

Die Frage quittieren alle Anwesenden mit Schulterzucken. "Leider ist niemand von der KAV vor Ort", seufzt Peter Thoma. Nur diese könnten über die Intention Auskunft geben. Ohne diese Information entscheiden sich 13 der 17 Mitglieder dazu, nur mit Enthaltung zu stimmen, also weder dafür, noch dagegen.

So ist der Weg frei fürs Ja mit nur vier Stimmen, und durch die Enthaltungen gilt dieser Beschluss formell als einstimmig. Bindend ist der Beschluss für die Stadtregierung nicht, sondern eine Empfehlung. Beschlüsse der Ortsbeiräte haben allerdings üblicherweise deutliches politisches Gewicht.

von Dennis Pfeiffer-Goldmann

Anmerkung der Redaktion

In einer ersten Version dieses Textes hatten wir das Zitat "Leider ist niemand von der KAV vor Ort" dem CDU-Ortsbeiratsmitglied und langjährigen KAV-Mitglied Ömer Zengin zugeordnet. Das war falsch. Herr Zengin hat sich während der Sitzung zu diesem Thema nicht geäußert.

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