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Hitze in Frankfurt: Erste Bilanz - Leere Geschäfte, Rettungsfahrzeuge im Dauereinsatz

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Von: Thomas J. Schmidt

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Die Tauben machen es richtig und suchen Abkühlung im Wasser am Brunnen auf dem Liebfrauenplatz. FOTO: rolf oeser
Die Tauben machen es richtig und suchen Abkühlung im Wasser am Brunnen auf dem Liebfrauenplatz. (Rolf Oeser) © Michael Schick

Die Hitzewelle hat am Dienstag für den bisher heißesten Tag des Jahres in Frankfurt gesorgt. Die Auswirkungen waren deutlich.

Frankfurt - Der bislang heißeste Tag des Jahres: Die Hitze lastete drückend über der Stadt. Der Höchstwert in Frankfurt wurde am Nachmittag mit 38,4 Grad am Frankfurter Flughafen gemessen. Schon um kurz vor 14 Uhr lag die Temperatur dort bei 36 Grad. "Am Mittwoch wird es weiter warm sein", kündigte Olaf Stock an, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). "Aber in der Nacht zu Donnerstag kann es Gewitter geben." Der Donnerstag (21. Juli) werde dann mit etwa 25 Grad der kühlste Tag der Woche werden, soweit die Prognosen eine Aussage zulassen.

Gestern war also der Stresstest für die Städter. Auf dem Land sind die Temperaturen nicht ganz so hoch. Das Ticket-Center an der Konstablerwache hat derweil wegen eines Defekts an der Klimaanlage schon um 14 Uhr geschlossen, und auch die Einzelhändler spüren das Wetter. "Wir merken das schon", sagt Kaweh Nemati, Vorsitzender der Interessengemeinschaft "Untere Bergerstraße" und Inhaber des Modegeschäfts Escatira. "Wer geht bei diesem Wetter schon einkaufen." Auch im Geschäft sei es wärmer als sonst, dank der großen Schaufenster. "Wir haben die Umkleiden klimatisiert und einen Lüfter aufgestellt, damit etwas Wind geht."

Hitze in Frankfurt: Zoo-Tiere verhalten sich anders - Menschen auch

Im Zoo richteten sich die Tiere ein: Die Pinguine und Seehunde planschten meist im Wasser. "Die Tiere sind etwas weniger aktiv als sonst, sie spüren die Hitze ebenfalls", sagt Zoo-Sprecherin Christine Kurrle. "Aber es geht allen gut." Die Trockenheit sei für die Pflanzen schlimmer: Um Wasser zu sparen, werden im Zoo nur ganz besondere Pflanzen gegossen, die frisch angepflanzt worden sind. Die anderen müssen mit der Situation zurechtkommen. "Die Schulklassen drängen sich an den Eisständen", so Kurrle. Normale Besucher seien bei dieser Hitze weniger zu verzeichnen als sonst, doch weil das Schuljahr zu Ende geht, gibt es noch viele Klassenausflüge, trotz der Hitze.

Wer kann, bleibt zu Hause, am besten im kühlen Keller. Jedenfalls ist das die Vermutung von Jan Keiner, Leiter der Aroma Eismanufaktur. "Wenn es so heiß ist, gehen die Leute weniger in die heiße Stadt", sagt er. Deswegen bleibt auch das Traumgeschäft für Eissalons aus. "Unsere Zeit ist das nicht. Wer setzt sich bei 40 Grad in den Eissalon?"

Hitze in Frankfurt: Hochbetrieb in Schwimmbädern

Hingegen platzen die Schwimmbäder aus allen Nähten. "Wir haben Hochbetrieb", sagt eine Sprecherin, ohne jedoch Besucherzahlen nennen zu können. Einen 24-stündigen Arbeitstag ohne Hitzefrei verzeichnet man auch bei Hassia in Bad Vilbel. "Wir fahren die Produktion im Dreischichtbetrieb, an sieben Tagen in der Woche. Das gilt auch für die Logistik", sagt Sprecherin Sibylle Trautmann. Der Sommer mit dem schönen Wetter hat bereits im Mai begonnen, und seitdem wird bei Hassia im Dreischichtsystem gearbeitet. "Zurzeit eben auch am Wochenende", so Trautmann. Die Abfüllanlagen laufen rund um die Uhr, und der Ausstoß an Flaschen ist an einem solchen Sommertag mit 2,4 Millionen höher als an einem Wintertag mit 1,8 Millionen. "Der kritische Punkt im System ist das Leergut. Wir bitten die Verbraucher, leere Flaschen schnell zurückzubringen." Sonst können sie nicht weiter befüllt werden. Hassia erreicht übrigens auch derzeit nicht die maximale Fördermenge, die von den Behörden erlaubt ist.

Viel trinken ist wichtig, gerade auch für ältere Menschen. "Bei uns ist die Hölle los", klagt Andreas Ruhs, Branddirektor und Leiter der Abteilung Einsatz bei der Feuerwehr Frankfurt. Er ist auch für die Rettungsfahrzeuge zuständig. "Früher hatten wir 400 Einsätze täglich, jetzt sind es 600." Dies sei nicht nur auf die Hitze zurückzuführen, aber auch. "Wir können nur appellieren, dass die Leute mehr aufeinander achten, mal an die alte Nachbarin denken und sich erkundigen, ob sie genug trinkt." Denn sonst drohe ein Kreislaufkollaps und dann wieder ein Einsatz mit dem Rettungswagen.

Hitze in Frankfurt: Krankenhäuser stark belastet - auch unabhängig von Temperatur

"Uns rufen unabhängig von der Hitze zurzeit viele Leute an, die nur ein besseres Taxi ins Krankenhaus wollen oder die gar nicht krank sind, sondern mit einer Fiebertablette schon zufrieden sind." Die Hausärzte sollten stärker beansprucht werden, weil dies den Rettungsdienst entlaste. Hinzu komme, so Ruhs, dass auch die Krankenhäuser stark belastet sind. Die Folge: Im Ernstfall müssen die Rettungswagen länger fahren, bis ein Krankenbett für einen Patienten gefunden ist.

Im Klinikum Höchst sagt die Sprecherin Petra Fleischer, dass hitzebedingt noch keine Patienten eingewiesen wurden: "Das kommt erst, wenn es mehrere Tage sehr warm ist und auch die Nacht kaum Abkühlung bringt." Dann seien hitzebedingte Erkrankungen zu erwarten.

Die Diakonie fordert die Bürger auf, Wasserflaschen abzufüllen und sie an Obdachlose zu verteilen. Die Organisation fordert "Hitzehilfen", analog den Kältehilfen im Winter, für Obdachlose. (Thomas J. Schmidt)

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