Nach Klebe-Aktion in Frankfurt: „Bad Banks“-Star zu Geldstrafe verurteilt
Die Schauspielerin Mathilde Irrmann wurde am Dienstag, 27. Juni, vom Amtsgericht Frankfurt zu einer Geldstrafe verurteilt. Sie hatte in Frankfurt Straßen blockiert.
Frankfurt - Manchmal bleibt etwas kleben, auch wenn es nicht die Hand auf dem Asphalt ist. Die Schauspielerin Mathilde Irrmann kennen viele aus der ZDF-Serie „Bad Banks“, in der sie eine Escortdame namens Vicky spielt. Privat hingegen wurde sie eskortiert. Von der Straße durch die Polizei, weil sie in Frankfurt den Verkehr blockierte, um gegen den Klimawandel zu protestieren. Auch vor einer Berliner Filiale der Deutschen Bank wurde die Schauspielerin schon verhaftet, weil sie sich dort anklebte. Am Dienstag, 27. Juni, wurde Irrmann vom Amtsgericht Frankfurt für die Straßenblockade zu einer Geldstrafe festgesetzt.
Die Schauspielerin muss in 95 Tagessätze insgesamt 2375 Euro bezahlen, eine härtere Strafe, als die von der Staatsanwaltschaft geforderten 1800€ in 60 Tagessätzen. Wie t-online berichtet, war sich die Richterin sicher, dass es sich bei der Aktion in Frankfurt, an der Mathilde Irrmann sich beteiligt hatte, um einen klassischen Fall von Nötigung gehandelt habe. Autofahrer seien dadurch am Weiterfahren gehindert worden.

Vor Gericht: Schauspielerin blockiert mit der „Letzten Generation“ Straßen in Frankfurt
Die „Letzte Generation“ hatte im Frühjahr 2022 in Frankfurt erst die Untermainbrücke und anschließend die Friedensbrücke blockiert. Dabei war eine Substanz auf der Straße ausgeschüttet worden, die Öl nachbilden sollte. Auf dieser sei dann eine Radfahrerin ausgerutscht, wobei sie sich verletzt habe. Insgesamt wurden 40 Aktivisten in Gewahrsam genommen worden, unter anderen auch Irrmann. Die sich laut t-online deshalb etwa einen Monat zuvor schon einmal vor dem Amtsgericht Frankfurt verantworten musste. Eine Beteiligung an der Blockade der Kreuzung hätte sie zugegeben, gegen die in erster Instanz verhängte Strafe von 3000 Euro jedoch Berufung eingelegt.
Fünf Tage habe Irrmann dafür nach eigenen Angaben in Präventivhaft verbracht. Ein Polizist habe am Dienstag, 27. Juni, vor Gericht bestätigt, dass die Aktivisten „über das Osterwochenende bis Ostermontag“ in Gewahrsam genommen worden seien. Auch die Protestaktion hätte Irrmann selbst bereits als sehr belastend gefunden, wie sie in der ersten Verhandlung im Mai 2023 klargestellt hätte. Diese habe bei ihr „extremen Stress“ ausgelöst, der ihr Gehör und ihre Sehkraft beeinträchtigt habe. Auf die Straße würde sie trotzdem wieder gehen, wenn es nötig sei.
Klimaaktivistin für Protest in Frankfurt verurteilt: „Was auf uns zukommt, gefährdet unsere Demokratie.“
Bei der Urteilsverkündung habe die Klimaaktivistin mit den Tränen gerungen. „Wir müssen reden, denn wir verdrängen die Klimakrise, weil es extrem störend ist, sich mit den Ausmaßen auseinanderzusetzen. Wir haben doch schon Hitzewellen oder Wassermangel in Berlin. Was auf uns zukommt, gefährdet unsere Demokratie. Ich tue, was mir mein Gewissen sagt.“, habe ihr eindringlicher Appell gelautet. Bei weiteren Aktionen werde sie sich zurückhalten, um ihre Familie zu schützen. Sie könne aber nicht ausschließen, dass sie sich noch einmal auf die Straße setzen werde. Auf jeden Fall freue sie sich, „dass der Klimawandel anerkannt wird.“
Gerichtsurteil zur „Letzten Generation“ in Frankfurt: Richterin erkennt Klimawandel an
Für Zweifel, ob das so ist, hatte die Richterin laut dem Bericht etwa eine Stunde vor der Urteilsverkündung selbst gesorgt, als sie gesagt hatte, sie wisse nicht, was der Auslöser der Klimakrise sei. Eine Besucherin sei daraufhin empört aufgestanden und habe lautstark protestiert. „Ich erkenne die Klimakrise an, ich erkenne auch an, dass darüber protestiert wird“, habe die Richterin klargestellt, nur die Gründe seien ihr nicht klar. Alle Beweisanträge von Irrmanns Anwalt zu Gründen für den Klimawandel, wie der Weltklimabericht, seien von der Richterin allerdings abgelehnt worden.
Die Missstände des Klimawandels aufzuzeigen, finde auch die Richterin nicht verwerflich. Man dürfe „aber nicht unbeteiligte Dritte für dieses Ziel instrumentalisieren“. Außerdem, so t-online, würde sie nicht glauben, dass die Aktion Irrmanns einen Einfluss auf das Verhalten von Menschen auf einem anderen Kontinent habe.
Das Urteil erinnert an die sogenannte „Selbstzweckformel“ des deutschen Philosophen Immanuel Kant. Ihr genauer Wortlaut ist: „Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ Nach Kant darf man Menschen also nie als Werkzeug für die eigenen Bestrebungen nutzen. Wahrscheinlich würde er die Argumentation der Richterin also stützen. Dem Klimawandel hingegen sind die Gründe für sein Entstehen genau so egal wie das Argument des Philosophen. Er führt schon jetzt dazu, dass Menschen auf anderen Kontinenten ihr Verhalten ändern müssen, damit unser Lebensstandard möglich bleibt. (Tadhg Nagel)
In Mainz kam es im Januar 2023 ebenfalls zur Blockade einer Brücke. Auch dort hatten sich Mitglieder der „Letzten Generation“ festgeklebt.