Start-up aus Frankfurt will „Revolution im Supermarktregal“ vorabtreiben
Ein Frankfurter Start-up entwickelt Mehrwegbecher für den Einzelhandel. Der Ansatz klingt vielversprechend.
Frankfurt - Ein Schwergewicht ist „Anita in Steel“ nicht. Gerade einmal 150 Gramm bringt das Edelstahl-Gefäß in Zylinderform auf die Waage. Was ihr an physischer Wucht fehlt, macht „Anita“ an anderer Stelle wett. Schließlich soll der wiederverwendbare Pfandbehälter nicht weniger als „die Mehrweg-Revolution im Supermarktregal“ bringen, sagt Max Bannasch.
Am Dienstag stehen der Mitgründer des Start-Ups „circolution“ aus Frankfurt und die stählerne Dame gemeinsam auf der Bühne. Im „K 39 Club- und Eventspace“ in der Kaiserstraße haben das Unternehmen und mehrere Partner - darunter der Nahrungsmittelriese Nestlé - zur Kick-Off-Veranstaltung geladen. Vorgestellt wird die finale Version eines Projekts, das Bannasch und seine Mitstreiter Alessandro Marchiaro und Kirils Jegrovs seit Jahren beschäftigt und mit dem sie jetzt den Lebensmittelmarkt erobern wollen: Ein wiederverwendbarer Pfandbecher, der dafür sorgen soll, dass im Lebensmittelhandel weniger Verpackungsmüll anfällt..
Start-up aus Frankfurt will „Revolution im Supermarktregal“ vorabtreiben: Drei Jahre Entwicklungszeit
„Das war die Grundidee“, erzählt Bannasch von den Anfängen des im September 2019 gegründeten Start-Ups. „Uns war klar: Wir brauchen eine Mehrweg-Lösung. Die ist super einfach und funktioniert bei Getränken bereits gut“, sagt der 29-Jährige. Die dreijährige Entwicklungszeit begleiteten diverse größere Partner aus der Industrie. Besonders die Zusammenarbeit mit Nestlé war eng. Der Konzern beriet technisch und versuchte sich in seinem Forschung- und Entwicklungszentrum in der Schweiz zeitgleich an einem ähnlichen Konzept Vor einem Jahr habe man schließlich festgestellt, dass beide Seiten am gleichen Thema arbeiteten, erzählt Bernd Büsing, Leiter Verpackungen bei Nestlé Deutschland. „Daher haben wir den Behälter dann gemeinsam entwickelt“, sagt er.

Im Ergebnis steht ein Kreislaufsystem, dessen Methodik dem Mehrwegsprinzip im Getränkehandel ähnelt. Für ein festgelegtes Entgelt vermietet „circolution“ die Behälter an teilnehmende Lebensmittelhersteller, die diese dann mit ihren Produkten befüllen. „Der Vorteil ist, dass es deshalb nur geringe Einstiegskosten gibt“, meint Bannasch.
Im Einzelhandel zahlen Konsumenten einen Pfand (derzeit 2,50 Euro), den sie nach Rückgabe am Automaten zurückerhalten. Möglich sein soll das theoretisch an allen Pfandautomaten. „Die Behälter sind zertifiziert. Lediglich ein Software-Update ist notwendig“, sagt Bannasch. Anschließend werden die Becher „inspiziert und gereinigt“ und sind „ready für den nächsten Kreislauf“, erklärt der gebürtige Frankfurter. Insgesamt achtzig Durchgänge soll es geben.
Start-up aus Frankfurt will „Revolution im Supermarktregal“ vorabtreiben - Lebensdauer: 80 Durchgänge
Geeignet sei „Anita“ dank gasdichter Versiegelung - abgeschlossen wird der Becher per recyclebarer Alufolie und Kunststoffdeckel - besonders für Lebensmittel mit langer Haltbarkeit. Im Bad Vilbeler Rewe-Markt von Bernd Kaffenberger in der Rodheimer Straße wurden die Behälter in den vergangenen beiden Monaten an zwei Marken ausgetestet. Kunden fanden neben dem Nestlé-Kakao „Nesquik“ auch Kaffee von der Frankfurter Kaffeerösterei „Hoppenworth & Ploch“ im Regal. Auch dessen neue Espressovariante „BE.AN“ soll bald im Mehrwegbecher erhältlich sein.
Die Kunden hätten das Angebot „überraschend gut angenommen“, sagt Kaffenberger auf Anfrage. Die Produkte hätten sich „aus dem Stand heraus gut verkauft“. In zwei Wochen sollen deshalb auch die drei weiteren Märkte des Supermarktinhabers in Bad Vilbel und Eschborn mit den Mehrweg-Behältern bestückt werden. Bis Mitte des Jahres wird getestet. Dann wollen Bannasch und Partner noch einmal zum Pressegespräch laden und weitere Produkte und Verkaufsstellen vorstellen. Kaffee und Kakao sollen nämlich nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten. „Die Mehrweglösung ist für alle offen und beliebig hoch skalierbar“, meint Bannasch und verspricht. „Wir haben noch viel mehr in der Pipeline und bauen den Piloten deutschlandweit aus.“ Langfristiges Ziel sei es, ganz Europa „mehrweg-freundlich“ zu machen. (Florian Neuroth)