Pflanzaktion in Frankfurt: Es blüht so bunt am Mainkai

Nach der Mainkai-Sperrung in Frankfurt haben Anwohner jetzt einige Ideen, wie sie das für Autos gesperrte Ufer schöner machen wollen.
- Seit dem 30. Juli 2019 ist der Mainkai für Autos gesperrt
- In Frankfurt fiel jetzt der Startschuss für die Begrünung des Mainkais
- Ortsvorsteher Oliver Strank will den Mainkai zum Balkon der Frankfurter machen
Frankfurt - Ugur Cura hat viel zu tun. Nur gelegentlich kann er aus dem Fenster schauen, da sich am Samstagvormittag viele Gäste ihr Frühstück bei ihm im Mainkai Café schmecken lassen. "Seit der Sperrung hat das Café gar nicht so viel mehr Zulauf", räumt er allerdings ein. "Aber ich kann nachts ruhiger schlafen, habe tagsüber entspanntere Gäste und möchte nicht länger auf diese nackten, grauen Poller schauen."
Grund genug für Dilek und Ugur Cura, den Startschuss für die Begrünung des Mainkais zu geben: Sie spendeten 89 Euro für die Bepflanzung von sechs Pollern vor ihrem Café und erklärten sich mit ihren Mitarbeitern bereit, die angelegten Beete zu pflegen.
"Deshalb stimmte das Amt für Straßenbau und Erschließung relativ schnell zu, die Poller vor dem Café als Pilotprojekt zu begrünen", freut sich der angehende Stadtplaner und Landschaftsarchitekt Johannes Heynold, Mitinitiator der Begrünung am Mainkai.
Mainkai in Frankfurt: Wandernde Alleen auf der Tagesordnung
Denn wie berichtet, stehen in der morgigen Sitzung des Ortsbeirats 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Gutleutviertel, Innenstadt) zwei mit Heynold abgestimmte Anträge von Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD) für mobile urbane Gärten und wandernde Baumalleen am Mainkai in Frankfurt auf der Tagesordnung.
Wobei es im Ortsbeirat auch Kritiker gibt, die am finanziellen und personellen Aufwand für das bislang vorläufig gesperrte Nordufer und der langfristigen Zuverlässigkeit zukünftiger Paten zweifeln. Was allerdings die zehn Helfer bei der Begrünung der Poller nicht nachvollziehen können.
"Denn wenn wir die Aufenthaltsqualität auf der gewonnenen Fläche steigern wollen, dann müssen wir auch durch die Umsetzung unserer Ideen zeigen, dass wir uns selbst ernst nehmen", betont die Anwohnerin Anna Ranches, während sie Lavendel, Vergissmeinnicht, Gemswurz, Grasnelken sowie weitere Blumen und Kräuterpflanzen in einem Innenhof der Straße "Am Pfarrturm" auslädt.
Nach Mainkai-Sperrung in Frankfurt: Stehtische mit integrierten Hochbeeten werden gebaut
Dort sind einige Helfer bereits mit der Kreissäge und dem Akkuschrauber am Werk, um aus Brettern Stehtische mit integrierten Hochbeeten für die Bepflanzung zu zimmern. Ein Vorbild, wie das fertige Ergebnis aussehen soll, steht bereits seit einigen Tagen direkt vor dem Mainkai Café- allerdings sieht der dortige Poller derzeit mehr gelb als grün aus. Doch wer genau hinschaut, dem werden die gelben Bretter sogar bekannt vorkommen. "Denn sie stammen noch von der Eisbahn im vergangenen Winter", erklärt Heynold.
So findet das übrig gebliebene Holz zugleich eine zweite Verwendung. Heynold demonstriert, wie aus den Brettern Stehtische gebaut werden, die der gelben Gemswurz oder dem blauen Vergissmeinnicht Halt geben und die Passanten zum Verweilen mit einem Getränk einladen: "Man kann aber auch noch einen Schritt weiter gehen und ein Spielbrett aufmalen, etwa für Schach."
Frankfurt: Sechs Poller am Mainkai Café können erst der Anfang sein
Findet das Projekt weiterhin Zuspruch, könnten auch weitere Poller am Mainkai an der Alten Brücke und der Friedensbrücke bepflanzt werden, ebenso die Poller, die zur Sicherheit etwa an der Hauptwache oder am Opernplatz aufgestellt wurden.
Doch einstweilen sind die Helfer erst einmal zufrieden, als die Verschönerung der sechs Poller am Mainkai Café abgeschlossen ist. Da das passgenaue Zurechtschneiden und Zusammenbauen der Bretter seine Zeit braucht und man sich zwischendurch die ein oder andere Pause mit Flammkuchen gönnt, wird es dann doch später Nachmittag.
Nach Mainkai-Sperrung in Frankfurt: Mainkai soll zum Balkon der Frankfurter werden
Doch der Einsatz lohnt sich, ist Anwohnerin Ranches überzeugt: "Denn der Mainkai wird von uns bereits rege genutzt, meine Kinder fahren hier Rad, laufen mit den Rollschuhen oder spielen Ball."
Dem schließt sich auch Ortsvorsteher Oliver Strank an: "Wir wollen in den nächsten Wochen und Monaten den verschönerten Mainkai zum Balkon der Frankfurter machen, an dem sie diese tolle Stadt genießen und auch mal durchatmen können." Dilek und Ugur Cura jedenfalls freuen sich jetzt schon, wenn bald alles grünt und blüht. "Und es würde mich sehr traurig machen, wenn die Öffnung für den Fußgänger- und Radverkehr wieder rückgängig gemacht würde."
Von Gernot Gottwals
Alle Informationen zur Mainkai-Sperrung in Frankfurt für den Autoverkehr finden sie hier zusammengefasst. Bei den Frankfurtern sorgt die Sperrung für Diskussionen, nicht alle sind begeistert.