Große Pläne für Frankfurts Bahnen: Wo bald neue Verbindungen entstehen

Die Stadt Frankfurt hat große Pläne für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Bis zum Jahr 2030 sollen diverse Linien von U- und Straßenbahnen erweitert werden.
- Der Frankfurter Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) stellt ein Konzept zum Ausbau des Nahverkehrs vor.
- Bis zum Jahr 2030 soll der öffentliche Nahverkehr in Frankfurt weiter ausgebaut werden.
- Das Konzept für Frankfurt umschließt sowohl U-Bahnen als auch verschiedene Straßenbahnen.
Frankfurt – Der öffentliche Nahverkehr steht in Frankfurt vor einem Jahrzehnt der Investitionen. Davon ist Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) überzeugt. Er hat am Montag (11.01.2021) eine Bilanz und Vorausschau veröffentlicht. Allein: Die Früchte seiner Arbeit könnten andere ernten.
"Dieses Jahrzehnt wird ein Jahrzehnt des Bauens und der Inbetriebnahmen", sagt Oesterling. Den Anfang mache die Reaktivierung der Straßenbahn-Betriebsstrecken in der Schloßstraße und der Mannheimer Straße. Los gehen könne es, wenn genügend der bestellten 45 Straßenbahnen vom Typ T da sind.
Konzept für den Nahverkehr in Frankfurt: Ausbau von U-Bahn und Straßenbahn
Für 2024 ist die Inbetriebnahme der U5 ins Europaviertel vorgesehen. Sie solle möglichst zeitgleich noch einen Kilometer oberirdisch über den Römerhof bis zum dortigen Schulstandort verlängert sein. Die Nutzen-Kosten-Untersuchung für die U5-Verlängerung von Preungesheim zur S-Bahn-Station Frankfurter Berg sei positiv abgeschlossen worden. "Die vor einigen Jahren abgebrochenen Planungen wurden inzwischen wieder aufgenommen, der Realisierung steht nichts mehr entgegen", erklärt Oesterling. Rechtskräftig genehmigt sei die U2-Verlängerung von Gonzenheim nach Bad Homburg Bahnhof. So werde eine vor 50 Jahren zerrissene Verbindung im ÖPNV-Netz wieder geschlossen.
Wichtigstes Projekt im innerstädtischen Nahverkehr sei der Lückenschluss der U4 zwischen der Bockenheimer Warte und Ginnheim mit Zentralanschluss des Uni-Campus Westend. Die Ergänzung der D-Strecke biete eine hochattraktive Verbindung zwischen dem Uni-Campus und dem Hauptbahnhof mit einer Fahrzeit von rund sechs Minuten. Zwischen Uni und Bockenheimer Warte sei pro Tag mit mehr als 70.000 Fahrgästen zu rechnen, was die neue Strecke zu einer der wichtigsten im U-Bahn-Netz mache. Auch die Bundesbank mit ihren mehreren Tausend Beschäftigten bekäme erstmals eine attraktive Schienen-Anbindung.
Name: Straßenbahn Frankfurt am Main | Spurweite: 1435mm (Normalspur) |
Gründung: 1872 | Stromsystem: 600 V DC Oberleitung |
Linien: 8 Hauptlinien, 2 Verstärkungslinien, 3 Sonderlinien | Takt in der Hauptverkehrszeit: 7,5 Minuten |
Streckenlänge: 67,25 Kilometer (Stand 2016) | Betreiber: Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) |
Bahnen in Frankfurt 2030: U4 fährt zwischen Bockenheimer Warte und Ginnheim
Mit der neuen Strecke werde die in der Eschersheimer Landstraße verlaufende A-Strecke entlastet. Bei Betriebsstörungen stünden zukünftig dem Verkehr aus dem Frankfurter Norden zwei Strecken zur Verfügung. Probleme mit der Grundwasserhaltung unter dem Grüneburgpark im Zusammenhang mit dem Tunnelbau erwartet Oesterling nicht.
Allerdings stelle sich auch die Frage nach der künftigen Organisation des U-Bahn-Baus in Frankfurt. Er habe die Auflösung des früheren Stadtbahnbauamtes immer für einen Fehler gehalten, sagt Oesterling. Für den Bau der U-Bahn ins Europaviertel habe die zum Tunnelbau notwendige Kompetenz mit der Gründung der Stadtbahn Europaviertel Projektbaugesellschaft (SBEV) neu aufgebaut werden müssen. "Es wäre schade, wenn die neue Kompetenz mit dem Ende der Bauarbeiten für die Europaviertel-U-Bahn 2024 wieder verlorenginge", so der Dezernent. Es sei deshalb beabsichtigt, die SBEV mit Planung und Bau des U4-Lückenschlusses zu beauftragen.
Frankfurter Bahnen: Ringstraßenbahn vom Markuskrankenhaus zur Friedberger Warte
Mit der Entscheidung über die U4 werde auch die Entscheidung über die Schnittstelle mit der Ringstraßenbahn festgelegt. Deren Neubaustrecke vom Markuskrankenhaus über Dornbusch und Eckenheim zur Friedberger Warte könne dann in die Endplanung gehen. Die Ringstraßenbahn werde voraussichtlich noch vor der U4 in Betrieb gehen.
In Planung sei nun auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 von der Zuckschwerdtstraße zum Bahnhof - was den Höchstern bereits im Eingemeindungsvertrag von 1928 versprochen worden sei, erinnert Oesterling. Da die 11 den Nordteil des Bahnhofs Höchst gemeinsam mit den Zügen der Regionaltangente West (RTW) nutzen werde, sei auch die Tram-Planung in die Hand der RTW-GmbH gelegt worden. Es sei vorgesehen, den Lückenschluss noch in diesem Jahrzehnt in Betrieb zu nehmen, sagt der Dezernent. Eine Verlängerung zur Jahrhunderthalle sei möglich, wenn die Stadtverordnetenversammlung dies beschließe. Für die RTW selbst rechnet Oesterling, der auch RTW-Aufsichtsratsvorsitzender ist, mit einem Baubeginn innerhalb der nächsten zwei Jahre. In Betrieb gehen könne das 1,1 Milliarden Euro teure Projekt noch in diesem Jahrzehnt.
Tramhaltestelle vor dem Frankfurter Hauptbahnhof wird viergleisig
Ein kleines Projekt, das möglicherweise ebenfalls noch realisiert werden könne, sei die Straßenbahnverlängerung von der Mannheimer Straße zum Briefzentrum in der Gutleutstraße.
Neue Infrastruktur sei auch am Hauptbahnhof nötig, wo die Straßenbahnhaltestelle viergleisig ausgebaut werden soll. Zudem benötigt die Verkehrsgesellschaft mit Inbetriebnahme des U4-Lückenschlusses einen zusätzlichen U-Bahn-Betriebshof im Norden. Der solle nach jetzigem Stand nördlich der Autobahn 5 und östlich entlang der Strecke der U3 entstehen. Für die regionalen Straßenbahnstrecken nach Bad Vilbel, Neu-Isenburg und Dreieich seien erste Untersuchungsergebnisse im Laufe dieses Jahres zu erwarten, erklärt Oesterling.
Planungen für Frankfurt im Jahr 2030: Ausbau des Nahverkehrs verbindet Stadtteile
Weitere komplexe Fragen würden in den derzeit laufenden Untersuchungen zur Fortschreibung des Gesamtverkehrsplans untersucht. Dazu gehörten die Anbindung des Europaviertels nach Westen und Süden sowie die künftige Erschließung von Atzelberg, Seckbach und Bergen, die Weiterführung von Tram oder U-Bahn Richtung Sachsenhäuser Warte sowie die Erschließung des neuen Stadtteils im Nordwesten.
Annähernd alle Projekte seien bereits mit dem Gesamtverkehrsplan 2005 von den Stadtverordneten beschlossen worden. "Dass diese erst jetzt in eine Realisierungsphase kommen, liegt daran, dass die Projekte nicht mit der notwendigen Konsequenz vorangetrieben worden sind", erklärt der Dezernent.
Oesterling ist seit Mitte 2016 Verkehrsdezernent. Der 68-Jährige ist noch bis Mitte 2022 gewählt. Je nach Ausgang der Kommunalwahl diesen März könnte also ein anderer Dezernent viele der Vorhaben umsetzen. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)