Neue Tram-Generation rollt durch Frankfurt
Bald soll eine neue Straßenbahngeneration durch Frankfurt rollen. Die Verkehrsgesellschaft stellt die Baureihe T vor.
Frankfurt – Die Verkehrsgesellschaft (VGF) hat nach fast 20 Jahren eine neue Straßenbahn-Generation in Betrieb genommen. Der erste von 58 T-Wagen, der von Montag an im Fahrgastbetrieb rollt, machte am Freitag seine Jungfernfahrt durch die Stadt. Er sieht außergewöhnlich aus und trägt dazu einen großen Namen.
Der Wagen mit der Nummer 305 sticht in seinem schwarz-rot-goldenen Farbkleid unter den sonst meist im VGF-Türkis gehaltenen Straßenbahnen hervor und wirbt für das Jubiläum „175 Jahre Deutsche Nationalversammlung Paulskirche Frankfurt“ nächsten Mai. Er trägt den Namen „Europa“. Bei der Feier am Freitagmittag im Betriebshof Gutleut tauft ihn Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne). Anschließend dreht die Bahn mit geladenen Gästen und anfangs VGF-Technikgeschäftsführer Michael Rüffer sowie später Fahrlehrer Andre Friedrich am Fahrhebel eine Runde durch die Stadt. Einige Passanten recken die Köpfe nach der Neuen, mancher zückt sein Handy für ein Foto.
Bürgermeister lobt neue Tram für Frankfurt: „Sieht absolut schnittig aus“
„Schick geworden“, entfährt es der Bürgermeisterin. „Der lässt sich zeigen.“ Obwohl im Innenraum spürbar größer geworden als die Vorgänger, wirkt der T-Wagen außen eleganter. Das liegt vor allem daran, dass er nicht nur nach oben hin ein wenig schmal zuläuft, sondern auch nach unten. „Sieht absolut schnittig aus“, urteilt der städtische Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne).
- Das ist die Verkehrsgesellschaft von Frankfurt (VGF)
- Gründung: 1996
- Fuhrpark: 300 Stadtbahnen und 112 Straßenbahnen
- Quelle: VGF
Die neue Tram-Generation komme genau richtig, nachdem am Vortag das Deutschlandticket, das 49-Euro-Ticket, beschlossen worden sei, was den Nahverkehr attraktiver mache. „Jetzt brauchen wir auch eine deutlich höhere Kapazität, das bietet der T-Wagen“, sagt Majer. Damit die Mobilitätswende gelinge, müsse das Zusammenspiel von ÖPNV, Zufußgehen und Radfahren gelingen. „Für die Massen in Frankfurt brauchen wir einen leistungsfähigen ÖPNV.“ 180 Millionen Euro investiert die Stadt in die neue Tram-Generation.
Straßenbahnen für Frankfurt: Neues Modell wird in Barcelona produziert
Die neuen Bahnen stellt der französische Konzern Alstom in seinem Werk in Barcelona her. Es sei „eine tolle Sache“, dass Frankfurt mit dem Weltmarktführer einen schon erfolgreichen Fahrzeugtypen für den deutschen Markt weiterentwickeln dürfe, sagt Geschäftsführer Rüffer. Das internationale Projekt sei für die VGF eine sehr wichtige Erfahrung. Unter Anspielung auf den sehr fahrradaffinen Mobilitätsdezernenten erklärt Alstom-Deutschlandpräsident Müslüm Yakisan: Der T-Wagen helfe „nicht nur, die Menschen aus ihren Autos zu bekommen, sondern auch von ihren Fahrrädern herunter“.

Die VGF nimmt die neue Generation zum Fahrplanwechsel am morgigen Sonntag (11. Dezember) in Betrieb. Wagen 305 wird von Montag um 7.20 Uhr an im Fahrgastbetrieb eingesetzt. Die ersten T-Wagen rollen im Berufsverkehr auf den Linien 15, 17 und 18. Dort ersetzen sie die letzten sieben noch verkehrenden P-Wagen aus den Siebzigerjahren. Die haben noch Stufen, der T-Wagen ist dagegen barrierefrei.
Neue Tram in Frankfurt: 40-Meter-Langversion folgt im Oktober
Von den 58 T-Wagen wurden 24 in einer 31,5 Meter langen Variante bestellt, nur anderthalb Meter länger sind sie als die 30 Meter langen Vorgängerbaureihen R von 1993 und S von 2003. Von Januar an bis Juni rechnet die VGF laut Projektleiter Siegmund Wiecha mit monatlich je einem weiteren kurzen T-Wagen, von Juli an dann mit je zwei. Im Oktober wird dann das erste von 34 Fahrzeugen der Langversion erwartet, die 40 Meter Länge misst. Die langen T-Wagen sollen auf den am stärksten frequentierten Linien 11 und 16 nach Höchst, Fechenheim und Oberrad eingesetzt werden. Sie bieten für 248 Fahrgäste Platz, die kurzen Bahnen für 191.
Auch der Langwagen muss dann noch das Abnahme- und Zulassungsverfahren durchlaufen. „Das dürfte aber schneller gehen als bei den kurzen“, schätzt der Projektleiter. Beim ersten T-Wagen dauerten Abnahme, Tests und Zulassung von Mai bis Ende November. Die XL-Bahn wird Wiecha selbst nicht mehr dienstlich miterleben: Das VGF-Urgestein geht in einem Dreivierteljahr in Rente.
Verkehr in Frankfurt: Neue Tram dient bis Mitte nächsten Jahres als Fahrschule
Neben 305 wird von nun an ein zweiter T-Wagen fahren: Fahrzeug 302 wird bis Mitte kommenden Jahres als Fahrschule für 885 Fahrer dienen. Dieses Fahrzeug ist der Prototyp. Später muss der Wagen noch einmal ins Werk, um ihn mit allen von der VGF abgeänderten Details der Serienproduktion auszustatten.
Wie viele T-Wagen wird es in Frankfurt geben? | 58 |
Welche Längen werden die T-Wagen haben? | 31,5 Meter und 40 Meter |
Ab wann rollen die T-Wagen durch Frankfurt? | Sonntag den 11. Dezember 2022 |
Anders als zuletzt bei den Einführungen der Tram-Baureihe S und der U-Bahn-Baureihe U5 gab es diesmal keine öffentliche Präsentation. „Es war Sand im Getriebe“, erklärt Dezernent Majer. Eine Präsentation mit dem inzwischen abgewählten Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der auch Aufsichtsratschef war, habe die VGF aus politischen Gründen nicht veranstalten können. „Aber jetzt haben wir wieder eine klare Situation.“ Die Präsentation solle nachgeholt werden. „Wir werden uns etwas ausdenken“, verspricht Stefan Majer.
Frankfurt: Mehr Wagen für ein besseres Straßenbahn-Angebot
Was in Frankfurt T-Wagen genannt wird, verkauft Hersteller Alstom seit den 1990er-Jahren als Modell Citadis in alle Welt - schon mehr als 2500-mal. Die fünfte Generation rollt in Sydney, Nizza und jetzt in Frankfurt.
Mit dem Frankfurter T-Wagen hat Alstom den Citadis speziell für den deutschen Markt zugeschnitten. Mehr als zehn Jahre lang war der Hersteller hier nicht präsent. Inzwischen gab es einen Auftrag aus Köln.
Die 58 T-Wagen ersetzen die sieben nicht barrierefreien P-Wagen aus den Siebzigern sowie 35 der 38 Fahrzeuge der ersten Generation Niederflur-Trams der Reihe R von 1993. Sie werden nach Budapest verkauft.
ÖPNV-Netz in Frankfurt: Stadt will Tram-Betrieb ausweiten
Außerdem sind die T-Wagen nötig, weil die Stadt den Verkehr der Elektrischen bis Mitte des Jahrzehnts ausweiten will. Dann sollen Trams in kürzeren Takten fahren und dafür neue Linien eingerichtet werden, die vorwiegend die Äste der heutigen Linien neu miteinander verknüpfen. So entstehen viele neue umsteigefreie Verbindungen für die Fahrgäste.
Bis zur Einführung der nächsten Straßenbahn-Generation dürfte es nächstes Mal wieder weniger lang dauern: Mit der Inbetriebnahme der nächsten Neubaustrecke, der Ringstraßenbahn, reicht der Fuhrpark nicht mehr aus. Das wird voraussichtlich Ende des Jahrzehnts so weit sein. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)