Gestiegene Arztkosten belasten Tierheim in Frankfurt - Neue Idee soll helfen
Im vergangenen Jahr zahlte das Tierheim in Frankfurt-Nied 50.000 Euro für medizinische Versorgung. Nun sind mehr Patenschaften geplant.
Frankfurt – Anträge stellen, sich durch Zahlenkolonnen kämpfen und Kosten kalkulieren: Wo andere schnell mal kapitulieren, ist Bernd Johanning ganz in seinem Element. Denn als gelernte Steuerberater kann er mit Zahlen umgehen - und das kommt ihm in seinem neuen Amt als Vorsitzender des Tierschutzvereins Schwalbach & Frankfurt West jetzt mehr denn je zugute. Denn das Tierheim Nied steht vor vielen ernsten Herausforderungen, wie er im Gespräch betont.
Gestiegene Tierarzt- und Futterkosten, explodierende Energiepreise und der Mindestlohn, der vom 1. Oktober an auf 12 Euro angehoben wird, machten auch dem Tierheim unter der Schwanheimer Brücke zu schaffen, erklärt Johanning. So wird ebenfalls ab Oktober die Gebührenordnung der Tierärzte angepasst, sprich: Die tierärztliche Behandlung wird teurer. So steigt der Grundpreis für Katzenbesitzer um 15 Euro (bei Hunden sind es 10 Euro zusätzlich) - das trifft das Tierheim Nied, in dem hauptsächlich Katzen untergebracht sind, empfindlich.
Auch der Mindestlohn und die Energiepreise bringen Tierheim in Frankfurt in Schwierigkeiten
„Wie sich das genau auswirkt, müssen wir noch sehen“, sagt Johanning. Denn viele Untersuchungen und Impfungen übernimmt ein Tierarzt, der zu uns kommt und den wir nach Zeitaufwand bezahlen.“ Vor einem Monat war Johanning auf der Tagung des Landestierschutzverbandes - „da schwebten 20 Prozent Mehrkosten im Raum“, erzählt er. Ein ganz schöner Batzen bei den etwa 50 000 Euro Tierarztkosten, die im vergangenen Jahr angefallen waren. Auch Fundtiere könnten bald zur Kostenfalle werden. Johanning zeigt in einem Käfig im Quarantäneraum ein „Schwälbchen“ getauftes Kätzchen. Es wurde mit halb abgerissener, entzündeter Pfote in einem Kleingarten gefunden - „die Pfote musste für einen vierstelligen Betrag amputiert werden“. Fundtier-Kosten würden auch nicht von der Stadt bezahlt, die gebe nur jährlich einen kleinen Zuschuss.

Dass die drei fest angestellten Mitarbeiter zum 1. Oktober 12 statt bislang 10,45 Euro (davor: 9,80 Euro) Mindestlohn erhalten werden, gönne er ihnen zwar von Herzen - „und die haben ja auch gestiegene Ausgaben“. Allerdings: „Das kostet uns etwa 10 000 Euro jährlich“, erklärt Johanning. Bei 170 000 Euro Einnahmen jährlich sei das „nicht nur eine Hausnummer, sondern ein Problem“. Was also tun? Stunden kürzen kommt nicht in Frage, betont er. „Dann bleibt die Arbeit liegen.“ So müsse das Tierheim schauen, dass mehr Einnahmen in die Kasse kommen.
Frankfurt: Nieder Tierheim auf der Suche nach Fördermitteln
„Ein Weg wird sein, unsere Patenschaften auszubauen“, erläutert der Vorsitzende - entweder für ein Gehege, vermehrt aber auch für einzelne Katzen. „Wir haben dafür Tiere ausgesucht, die wir nicht mehr vermitteln können. Nur so kann der Pate eine richtige Verbindung zur Katze aufbauen“, erklärt er.
Wie Büro-Kater Percy, der - von Tumoren im Kopf geplagt - im Tierheim seine letzte Bleibe gefunden hat. Oder der blinde Winfried, der es mit der Sauberkeit nicht mehr so hat und im klimatisierten „Katzenaltersheim“ im Wohnwagen lebt.
Ansonsten bleibt Johanning, fleißig Anträge auf Fördermittel zu schreiben, etwa an Stiftungen. „Aber das“, sagt er mit einem Lächeln, „mache ich ja gerne“. (Michael Forst)
Insbesondere in den Sommerferien gerät das Tierheim Nied oft in Not – viele Menschen lassen ihre Vierbeiner etwa an Laternen angebunden zurück, wenn sie in Urlaub fahren.