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Vom Politik-Profi bis zum Bahnbabo: So viele Kandidaten gab’s in Frankfurt noch nie

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Am zweiten Weihnachtsfeiertag endete die Bewerbungsfrist für die Wahl zum neuen Frankfurter Oberbürgermeister am 5. März: Vermutlich wird die Bewerberzahl alle Rekorde brechen.

Frankfurt -Wenn die Frankfurter am 5. März einen neuen Oberbürgermeister wählen, dürften sie auf dem Wahlzettel die bisher größte Auswahl haben. Die Bewerbungsfrist für die Nachfolge des abgewählten OB Peter Feldmann (SPD) ist abgelaufen. Und es deutet sich eine Rekordzahl an Kandidaten an, erklärt Stefan Köster, Leiter der städtischen Geschäftsstelle Wahlen.

Zwölf Kandidaten waren es 2018, der bisherige Rekord - diesmal dürfte es noch mehr werden, denn 13 Menschen haben ihre Kandidatur schon öffentlich gemacht. Köster und seine Mitarbeiter waren am Abend des Zweiten Weihnachtsfeiertages im Römer, um das Ende der Bewerbungsfrist um 18 Uhr korrekt umzusetzen, pünktlich auch den Briefkasten noch einmal zu leeren. Auskünfte zur Anzahl der Kandidaten oder gar deren Namen versagt sich Köster jedoch danach. „Wer zugelassen wird, entscheidet erst der Gemeindewahlausschuss.“ Der tagt am 6. Januar von 11 Uhr an im Mainhaus-Stadthotel.

Die Zeiten, in denen Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) einträchtig beieinanderstanden, sind lange vorbei. So lange, dass währenddessen sogar noch Manuela Rottmann (Grüne), die dritte aussichtsreiche OB-Kandidatin, Umweltdezernentin gewesen sein könnte. Aber nur fast: Ihre Amtszeit endete 2012, dieses Foto ist aus dem Jahr 2014. FOTO: Rainer Rüffer
Die Zeiten, in denen Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) einträchtig beieinanderstanden, sind lange vorbei. So lange, dass währenddessen sogar noch Manuela Rottmann (Grüne), die dritte aussichtsreiche OB-Kandidatin, Umweltdezernentin gewesen sein könnte. Aber nur fast: Ihre Amtszeit endete 2012, dieses Foto ist aus dem Jahr 2014. © Rainer Rüffer

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Bis dahin hat das Team von Köster die Bewerbungsunterlagen geprüft. Denn die Bewerber müssen unter anderem nicht nur Deutsche oder EU-Bürger mit Hauptwohnsitz in Deutschland und mindestens 18 Jahre alt sein. Einzelbewerber, die nicht von einer Partei oder Wählergruppe getragen werden, müssen zudem Unterstützerunterschriften vorlegen. Diese müssen zweimal die Menge der Stadtverordneten umfassen, also 186 Unterschriften, erklärt Köster.

Drei Kandidaten gelten dabei als am aussichtsreichsten, die Nachfolge von Peter Feldmann anzutreten, der am Tag vor Heiligabend wegen Korruption schuldig gesprochen wurde. So haben die Grünen die frühere Frankfurter Umweltdezernentin Manuela Rottmann aufgestellt, die aktuell Bundestagsabgeordnete für ihre unterfränkische Heimatregion ist. Für die CDU tritt der langjährige Kämmerer, Bürgermeister und Ex-Parteichef Uwe Becker an, der aktuell als Europa-Staatssekretär der Landesregierung arbeitet. Die Sozialdemokraten wollen trotz des Debakels mit Feldmann den Posten verteidigen und schicken ihren Hoffnungsträger Mike Josef ins Rennen. Er ist seit 2016 Planungsdezernent und führte die Partei lange und auch 2016 zurück in die Regierung.

Von den kleineren Parteien im Römer hat die Linke ihre mobilitätspolitische Sprecherin Daniela Mehler-Würzbach aufgestellt. Für die FDP geht Fraktionschef und Landtagsabgeordneter Yanki Pürsün ins Rennen - der besonders intensiv wegen der Ungereimtheiten in der Awo-Affäre um Peter Feldmann nachgefragt hatte. Für die AfD tritt ihr Parteichef Andreas Lobenstein an, für die „Bürger für Frankfurt“ deren Vorsitzender und Fraktionschef Mathias Pfeifer. Für „Die Partei“ kandidiert Katharina Tanczos, Vorsitzende der „Partei“ im Kreis Offenbach. Das „Team Todenhöfer“ hat den Frankfurter Unternehmer Khurrem Akhtar (45) als Kandidaten aufgestellt.

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Darüber hinaus haben vier unabhängige Kandidaten erklärt anzutreten: Die Kulturunternehmerin und Macherin des Grüne-Soße-Festivals, Maja Wolff, sowie der Straßenbahnfahrer Peter Wirth, bekannt als „Bahnbabo“. Am Tag vor Heiligabend kündigte Niklas Pauli, Vorsitzender des Kleingärtnervereins Riederwald, ebenfalls seine Kandidatur an. Sein Verein kämpft aktuell dagegen, Teile seiner Anlage für den Neubau der Europäischen Schule auf dem Festplatz am Ratsweg abgeben zu müssen. Eine erneute Kandidatur hat der sich selbst als Aktionskünstler bezeichnende Carl Maria Schulte angekündigt. 2012 war er schon einmal angetreten. Nach einem Angriff auf den Protokollchef des Römers hatte ein Gericht 2015 eine psychiatrische Untersuchung Schultes angeordnet.

Beobachter gehen davon aus, dass aufgrund des großen Bewerberfelds kein Kandidat schon am 5. März die absolute Mehrheit erringt. Dass eine Stichwahl am 26. März notwendig wird, ist deshalb überaus wahrscheinlich. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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