1. Startseite
  2. Frankfurt

Frankfurter Solaroffensive: Ökostrom vom Monte Scherbelino

Kommentare

Noch ist Frankfurt beim Solarausbau weit hinten. Nun strebt die Koalition im Römer etwa den Bau großer Solarparks auf nicht mehr genutzten Mülldeponien und an Autobahnen an.

Frankfurt – Auf dem Müllberg „Monte Scherbelino“ am Offenbacher Kreuz und weiteren nicht mehr genutzten Deponien sowie an Autobahnen und an Schienenstrecken könnten nach Vorstellungen der Frankfurter Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt in den nächsten Jahren große Solarparks entstehen. Das Römer-Bündnis nennt in einem Antrag an das Stadtparlament das Ziel, dass spätestens bis 2035 auf möglichst allen dafür geeigneten Flächen im Stadtgebiet Photovoltaik- und/oder Solarthermieanlagen errichtet werden.

Der Magistrat soll dafür bis Mitte 2024 zusammenstellen, welche Areale in Frage kommen und diese Übersicht auch öffentlich machen. In einem nächsten Schritt soll die Stadtregierung die planungsrechtlichen Voraussetzung für den Bau von Solarparks auf diesen Flächen schaffen. Wo die Stadt selbst über geeignete Grundstücke verfügt, sollte sie nach Ansicht der Koalition prüfen, ob sie selbst Solarparks bauen kann oder sie städtischen Gesellschaften dafür zur Verfügung stellen sollte.

Frankfurt hinkt bisher bei der Nutzung von Solarenergie sehr hinterher

Bisher gibt es laut Koalition keinen Solarpark im Stadtgebiet. Auch sonst hinkt Frankfurt bei der Nutzung von Solarenergie sehr hinterher. Bei einem bundesweiten Solar-Wettbewerb landete die Stadt in diesem Jahr auf dem vorletzten von 69 Plätzen.

Auf dem Frankfurter Monte Scherbelino könnte ein großer Solarpark entstehen.
Auf dem Frankfurter Monte Scherbelino könnte ein großer Solarpark entstehen. © Michael Schick

Der Vorstoß der Koalition für Solarparks ist Teil einer „Solaroffensive“, eines inzwischen fünfteiligen Antragspakets, mit dem das Bündnis das ändern will. Schließlich hält sie den umfassenden Ausbau der Solarenergienutzung für entscheidend, um so unabhängig wie möglich von fossilen Energieimporten zu werden, Energiekosten zu senken und das selbstgesteckte Ziel einer Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. Die Stadtverordneten forderten in diesen Anträgen den Magistrat etwa bereits auf, bis zum Jahr 2030 alle stadteigenen Gebäude mit Solartechnikanlagen auszustatten.

Solarparks in Frankfurt könnten auch in Heddernheim und Griesheim entstehen

Potenzial für Solarparks auf Freiflächen sieht die Römer-Koalition außer auf dem Monte Scherbelino etwa auf einer Abraumhalde in Heddernheim und einem auch „Griesheimer Alpen“ genannten Deponieberg. In einigen Nachbarkommunen gibt es solche Solarparks auf Müllbergen bereits. Als mögliches Vorbild sieht das Römer-Bündnis eine Anlage auf der früheren Mülldeponie im Dreieicher Stadtteil Buchschlag, die einst vom mehrheitlich städtischen Frankfurter Entsorgungsbetrieb FES errichtet wurde.

Große Solaranlagen könnten nach Vorstellungen der Koalition zudem etwa an den Autobahnen im Stadtgebiet, also etwa A3, A5, A66 oder A661, sowie an Schienenwegen Platz finden. Solche Areale eigneten sich gut, weil sie wegen der hohen Lärm- und Abgasbelastung nicht oder kaum anders nutzbar seien. Die Koalition weist darauf hin, dass für Solarparks auf Flächen in bis zu 200 Meter Entfernung von Autobahn- und Schienentrassen seit diesem Jahr keine Bebauungspläne mehr erstellt werden müssen – was Zeit und Geld spart. Sie will den Magistrat zudem Standorte an Lärmschutzanlagen und mit Auflagen, die ihre Nutzung einschränken, auf ihre Eignung prüfen lassen. Sie denkt dabei zum Beispiel an Flächen mit besonders hohem Fluglärm und an Chemiebetriebe.

Klimareferat Frankfurt für Solarparks und Photovoltaik an Hochhäusern

Die Stadtverwaltung dürfte der Vorstoß nicht überraschen. Hans-Georg Dannert, Leiter des städtischen Klimareferats, sprach bereits vor einigen Wochen in einem Interview vom Ziel, dass „man auf den Autobahnen rings um Frankfurt von Solaranlagen begleitet wird, vielleicht auch gut sichtbar auf dem Monte Scherbelino oder an der Fassade von Hochhäusern“. Diese Anlagen könnten sogar ein Markenzeichen der Stadt werden, hieß es. (Christoph Manus)

Auch interessant

Kommentare