Bequem, aber teurer: Das müssen Sie zum Parken mit App in Frankfurt wissen

Da dürften viele Autofahrer hin- und hergerissen sein: Pünktlich zur Erhöhung der Gebühren führt die Stadt Frankfurt einen neuen App-Service ein.
Frankfurt - Seit gestern müssen sie beim Parken in der Stadt spürbar tiefer in die Tasche greifen. Um 33 Prozent sind die Parkgebühren in die Höhe geschnellt, die Stadtverordneten haben es so beschlossen.
Auf der anderen Seite ist das Bezahlen nun erheblich bequemer möglich. Der Gang zum Parkscheinautomaten ist nun nicht mehr nötig, die Gebühr kann per Smartphone-App bezahlt werden. Doch was bedeuten diese Neuerungen? Hier alle Antworten.
Muss ich per Handy zahlen?
"Niemand wird gezwungen umzusteigen", sagt Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD). Die Straßenverkehrsordnung verpflichtet die Stadt, weiter Barzahlungsmöglichkeiten zu bieten. Was für die Stadt einen hohen Aufwand bedeute, um die Automaten zu unterhalten und ständig aufzufüllen.
Was bringt das Handyparken?
"Das ist der Einstieg in die Digitalisierung des Parkens", sagt der Dezernent. Das Anzeigen freier Parkplätze - es läuft in einigen Orten testweise - dürfte der nächste Schritt sein. Binnen drei bis vier Jahren werde sich zeigen, ob und wie die Parkhäuser in das System einbezogen würden, erklärt Michael Bachmann, Geschäftsführer der städtischen Parkhaus-Betriebsgesellschaft.
Frankfurt: So funktioniert das Bezahlen per App – das sind die Vorteile
Wie funktioniert Handyparken?
Im Prinzip simpel: Eine App auf dem Smartphone installieren, das Konto in der App aufladen, das Kennzeichen hinterlegen, Ort und Parkzone heraussuchen (einige Apps machen das über die GPS-Daten auch automatisch) und die Parkzeit eingeben.
Welche Vorteile hat die App?
Erstens: Sie rechnet minutengenau ab, während an Automaten feste Zeittakte bezahlt werden müssen. Die hat die Stadt gerade reduziert - und so die Gebühren heraufgesetzt. In der City kostet es nun einen Euro pro 15 Minuten statt bisher 20 Minuten, also vier statt drei Euro je Stunde. In den Stadtteilen ist die Gebühr halb so hoch. Vorteil zwei: Über die App kann die Parkzeit - anders als bei Parkscheinen - verlängert werden. Zumindest innerhalb der Höchstparkzeit, betont Rainer Michaelis, Chef der städtischen Verkehrspolizei. Wer die überschreite, bekomme weiter Knöllchen. Ganz ohne Ticket zu parken ist weit verbreitet: 72 000 Verwarnungen haben die Politessen 2019 schon verteilt, weil Autos ohne Parkschein parkten, hingegen "nur" 41 000, weil die Parkzeit überschritten war.
Welche Apps gibt es?
Sechs verschiedene Apps bieten ihre Services in Frankfurt an. Kunden können wählen - und sollten vergleichen, was ein bisschen Mühe kostet. Einige Apps rechnen pro Bezahlvorgang 10 bis 25 Cent ab. Andere Apps bieten Rabatte an, wenn man sich vorher auf Sammel-Bezahlsummen festlegt.
Die besten Apps zum Bezahlen per Smartphone – Parken in Frankfurt wird teurer
Welche App ist die beste?
Eine Empfehlung für eine App könne er aufgrund der verschiedenen Preismodelle nicht geben, sagt Philipp Zimmermann, der Vize-Geschäftsführer des Verbunds der Handypark-App-Anbieter. Er rechnet aber mit einem schnellen Erfolg. In Teilen Berlins und im Zentrum von Hamburg würden bereits mehr als 30 Prozent der Parkgebühren per App bezahlt. "Es ist ein Großstadtthema", sagt Zimmermann. Und es könnte der Durchbruch des bargeldlosen Bezahlens in diesem Bereich sein. Das bisherige Angebot, die Geldkartenfunktion, werde nur von einem Prozent der Autofahrer genutzt.
Warum wird Parken teurer?
"Das steht im Zusammenhang mit dem drohenden Dieselfahrverbot", erklärt Klaus Oesterling. So habe das Verwaltungsgericht in seinem Urteil - das aber durch die Berufung nicht rechtskräftig wurde, die im Dezember verhandelt wird - festgelegt, die Stadt müsse die Parkgebühren erhöhen, um den Autoverkehr zu reduzieren. "Wir erhoffen uns eine Reduzierung des Parksuchverkehrs und der Stickoxidbelastung", sagt der Verkehrsdezernent.
Frankfurt sucht neue Stadtpolizisten – Kurzzeit-Parkgebühren im Anwohnerparken
Was passiert außerhalb der City?
Mit gleichen Zielen weitet die Stadt die Bereiche aus, in denen Autofahrer fürs Parken zur Kasse gebeten werden. Im Westend würden noch dieses Jahr in der ersten Anwohnerparkzone auch Kurzzeit-Parkgebühren eingeführt, kündigt Oesterling an. "Sukzessive" soll das in allen Quartieren innerhalb des Alleenrings geschehen - und ebenso in einem weiteren Ring außerhalb des Alleenrings. Als erstes Quartier soll im Bornheimer Gebiet von Arnsburger Straße bis Saalburgstraße wohl Mitte Dezember die "Parkraumbewirtschaftung" eingeführt werden - mit Anwohnerparken und Parkgebühren.
Wer kontrolliert das alles?
Ein Problem für die Stadt: Sie kauft nicht nur viele Parkautomaten. "Wir müssen weitere Mitarbeiter für die Verkehrsraumüberwachung einstellen", weiß Oesterling. Doch schon jetzt findet die Stadt nicht genug Leute, weil der Job zu schlecht bezahlt ist. Das zu ändern, sagt der Dezernent, daran arbeite der Magistrat derzeit.
Von Dennis Pfeiffer-Goldmann
Das Pilotprojekt in Bornheim startet Anfang des Jahres. Pendler müssen zahlen, Bewohner können einen Parkausweis beantragen. In Frankfurt hat sich die Zahl der abgeschleppten Autos verdoppelt. Die Stadt will jetzt wieder einen Vertrag mit einem Abschleppunternehmen abschließen. Parken ist in vielen Stadtteilen ein Problem. In Schwanheim ärgert man sich darüber, dass Urlauber dort teils alles zustellen – bevor sie vom Flughafen Frankfurt aus mit dem Flieger wochenlang verschwinden. Stress gibt es auch in der Kuhwaldsiedlung in Bockenheim in Frankfurt: Dort ist die Situation ums Parken ganz ähnlich. Pendler verstopfen die Straßen, berichtet fnp.de*.
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Im Parkhaus „Am Gericht“ in Frankfurt wird nun ein neues Parksystem getestet. Ziel ist es die langen Schlangen an den Schranken und am Parkautomat zu verhindern.
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