Nie mehr Ticket ziehen: Parkhaus an der Zeil testet neues Parksystem

Im Parkhaus „Am Gericht“ an der Zeil in Frankfurt gibt es keine Parktickets mehr. Fürs Parken dort wird ein neues System getestet.
- Neues Parksystem im Parkhaus „Am Gericht“ in Frankfurt im Test
- Parken an der Zeil ohne Parkticket, aber mit Kameraüberwachung
- Resonanz positiv
Frankfurt - Kameras statt Papierticket: Im Frankfurter Parkhaus "Am Gericht" in der Klapperfeldstraße 8 bei der Zeil wird seit Mitte Februar 2020 ein neues System fürs Parken ausprobiert, das Staus an den Schranken, umständliches Rangieren beim Ausfahren und außerdem Papiermüll vermeiden soll.
Hinter den Ein- und Ausfahrtsschranken befinden sich Kameras am Boden, die das Kennzeichen erfassen. Die Schranken öffnen sich daraufhin, ohne dass ein Parkticket gezogen werden muss. Bei der Ausfahrt gilt dasselbe: Wurde bezahlt, öffnet sich die Schranke automatisch. Das Ein- und Ausfahren soll so schneller gehen.
Parken in Frankfurt: Neuartiges Parksystem überrascht Autofahrer
Beobachtet man den Betrieb im Parkhaus, scheint das neue System noch einige zu überraschen: Viele fahren noch mit offenem Fenster an die Schranke heran, strecken ihren Arm aus und wundern sich, dass sich die Schranke ohne Betätigen des Knopfes öffnet.
Dieser dient zur konventionellen Parkticketausgabe, sollte das Kennzeichen, zum Beispiel wegen Verschmutzung, nicht erkannt werden. "Alles eine Sache der Gewohnheit", meint Michael Bachmann, Geschäftsführer der städtischen Parkhaus-Betriebsgesellschaft (PBG). Die Kunden müssen sich zunächst erst einmal umorientieren.
Auch Stefanie Lukasch ist erst verunsichert, als sie mit ihrer Tochter in das Parkhaus fährt. "Wir kommen aus Nördlingen in Bayern. So etwas haben wir auf dem Land noch nicht gesehen. Ich war fast etwas erschrocken", sagt Lukasch lachend. "Als ich stehenblieb, schrie es hinter mir "Weiterfahren!", also fuhr ich langsam weiter. Erst später habe ich die Beschilderung gesehen."
Parken in Frankfurt: Weniger Parktickets, mehr Quittungen
Das Schild vor der Einfahrt, das auf die neuartige Ticketsituation hinweist und über Ablauf, Technik und Datenschutz informiert, scheint nicht viel Beachtung zu finden: Bei der Bezahlung, die nun durch die Eingabe des eigenen Kennzeichens am Automaten schnell und einfach funktionieren soll, gibt es fragende Gesichter.
Marzina Schul parkt regelmäßig im Parkhaus "Am Gericht" an der Zeil und muss sich ebenfalls an das neue System gewöhnen. "An sich gefällt es mir gut. Es ist nur schade, dass man nicht mit kleineren Münzen als 50 Cent bezahlen kann", sagt sie.
Parken in Frankfurt: Konzept zur Müllvermeidung?
Außerdem sei sie sich unsicher, ob der Bezahlvorgang geklappt hat - und druckt deshalb immer eine Quittung aus, die sie im Zweifel vorlegen kann. Diese Option nutzen sehr viele Parkhausbesucher - wo ein Parkticket eingespart wird, wird dann oft eine Quittung mehr gedruckt.
Kann das Konzept also erst zur Müllvermeidung beitragen, wenn die Menschen es selbst mehrfach getestet und Vertrauen gefasst haben? Michael Bachmann betont: "Für Ticket und Quittung werden unterschiedliche Papiersorten verwendet, die sich stark unterscheiden. Das festere Ticketpapier gilt es zu reduzieren." Die Zahl der gedruckten Quittungen werde, im Verhältnis zu vorher, beobachtet.
Neues System fürs Parken in Frankfurt: Sorge um Datenschutz
Andere Parkhausnutzer machen sich Sorgen wegen der Datenspeicherung. Stephanie Amstutz aus Limburg ist kein Fan davon, dass ihr Kennzeichen eingelesen wird. Den Ablauf finde sie aber durchaus "angenehm und zeitsparend". Laut PBG werden die Daten bei der Einfahrt verschlüsselt und nach der Ausfahrt wieder gelöscht.
Die Resonanz ist sehr positiv. "Bei den Schneefällen in der vergangenen Woche hat das alternative Parkscheinsystem gegriffen. Ansonsten funktioniert die Technik einwandfrei. Beschwerden wegen Ausfällen gab es keine", sagt Bachmann. Das System werde sich in Zukunft etablieren. "Die Menschen fangen an es zu schätzen, dass sie ihr Fenster nicht öffnen und sich herauslehnen müssen."
Von Larissa Wolf
Besonders durch die großen Passantenströme, die Stunde um Stunde über die Zeil eilen, machen ein gut funktionierendes System bei der An- und Abreise erforderlich. Pendler, Touristen und Frankfurter Bürger strömen immer wieder in die Innenstadt und dadurch ist die Parksituation in der größten Stadt Hessens immer wieder ein großes Thema. Im September 2019 hat das Parlament beschlossen: Parken in Frankfurt wird teurer. Es soll unattraktiver werden, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Auch die Parksituation rund ums Waldstadion in Frankfurt wird von verschiedenen Seiten bemängelt. Nun soll ein neues Parkhaus die Situation entlasten. Bringen eigene Quartiersgaragen zusätzliche Erleichterung?