Trotz verärgerter Anwohner: Frankfurt plant noch viel mehr E-Ladesäulen an den Straßen
Überall in den Stadtteilen in Frankfurt sollen wie in Oberrad Ladestellen für E-Autos entstehen. Und die Stadt tritt dabei sogar aufs Gas.
Frankfurt - In den Frankfurter Stadtteilen sollen viel mehr Ladesäulen für Elektroautos aufgestellt werden. Damit das schnell gelingt, will die Stadt das bisherige Verfahren für den Ausbau dieser Infrastruktur komplett über den Haufen werfen. Der Anlass: Die Verwaltung kommt der hohen Nachfrage von Ladesäulen-Betreibern nicht nach.
Firmen haben inzwischen in der Stadt angefangen, Ladesäulen zu errichten. Dabei werden die Parkplätze leuchtend blau eingefärbt: in der Schloßstraße in Bockenheim, der Textorstraße in Sachsenhausen, der Hallgartenstraße im Nordend. 41 Standorte mit Standard-Ladeplätzen der Betreiber Qwello und EZE Network kamen in den vergangenen Monaten hinzu plus drei Schnellladestandorte der Mainova.
Ladesäulen in Frankfurt: 135 Säulen genehmigt, aber 1200 beantragt
Hatte Frankfurt zuvor lediglich 20 Ladestandorte an den Straßen, habe die Stadt seit vorigem Jahr 135 neue mit 452 Ladeplätzen genehmigt, 33 seien noch in Prüfung, erklärt Wulfila Walter, Büroleiter von Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne). Auch On Charge und Stöhr Energie wollen bauen. Die neuen Säulen sind bitter nötig: Vor zwei Jahren rangierte Frankfurt noch auf dem vorletzten Platz unter den zehn größten deutschen Städten was die Anzahl der Ladesäulen je Einwohner betraf.
Fast zehnmal mehr Standorte als genehmigt haben die Betreiberfirmen sogar beantragt: nämlich rund 1200, erläutert Walter. Doch jeden einzelnen Standort müssen diverse Stellen gutheißen, vom Straßenverkehrsamt über den Denkmalschutz bis zu Betreibern von Leitungen im Boden. Am Ende muss auch die Mainova-Tochter Netzdienste Rhein-Main als Betreiberin des Stromnetzes Ja sagen. Das tut sie nur dann, wenn das Netz die Zusatzverbraucher aushält.

So dauern die Genehmigungen viele Monate, und schon mehrere Firmen warfen das Handtuch. Die 1200 Anträge stellen die Stadt vor ein Problem: „So viele Standorte einzeln zu prüfen, können wir nicht leisten“, beklagt Walter. Deshalb solle nun das Verfahren umgekrempelt werden. Bisher verfährt Frankfurt nach einem Open-Market-Modell, so festgelegt von den Stadtverordneten: Jeder Anbieter kann sich frei einen Standort genehmigen lassen. Die Betreiber suchten sich besonders lukrative Standorte heraus im Stadtzentrum und in den umgebenden Stadtteilen mit große Einwohnerdichte, vom Gallus über Bockenheim bis Bornheim, Ostend, Sachsenhausen.
Frankfurt: Kaum angefragt für E-Ladesäulen werden die äußeren Stadtteile
Kaum angefragt würden hingegen die äußeren Stadtteile, sagt Majers Büroleiter. Kein Wunder: Dort sind die Bewohner tagsüber nicht daheim und laden auch kein Auto, während nach Feierabend alle zugleich an die Säulen wollen. Die unstete Nachfrage macht die Installation unrentabel. Ladesäulen wie aktuell die neuen von Betreiber Qwello im Nonnenpfad in Oberrad sind bisher die Ausnahme. Dort beschweren sich jedoch Anwohner. Es gebe aus Oberrad aber nicht nur Protest, betont Wulfila Walter. „Wir haben viele Zuschriften von Anwohnern, die froh sind über die neuen Lademöglichkeiten.“
Solche wolle die Stadt den Bürgern flächendeckend bieten, auch in Nieder-Erlenbach, Nieder-Eschbach, Zeilsheim, Fechenheim oder Schwanheim. „Wir sehen dort Bedarf.“ Und um den zu befriedigen, will die Stadt künftig selbst Standorte ausweisen und diese dann an Betreiberfirmen vergeben. Dabei sollen besonders attraktive und weniger attraktive Standorte zu jeweils einem Bündel zusammengefasst werden.
Frankfurter Ortsbeiräte sollen Standorte vorschlagen
Als erster Schritt sollten die gewünschten sowie technisch realisierbaren Plätze bis Jahresende ermittelt werden, kündigt der Büroleiter von Stefan Majer an. In einem einheitlichen Verfahren sollten auch die Ortsbeiräte gebündelt Vorschläge machen können. Die Areale würden dann von betroffenen Ämtern und Stellen en bloc und dadurch zügig geprüft. Nächstes Jahr, hofft Walter, könne bereits das Verfahren zur Auswahl der Betreiber laufen. Schneller sei das auch nicht nötig, schätzt der Büroleiter. Mit den noch im Pilotprojekt-Verfahren genehmigten 135 Standorten „sind die Firmen bis dahin noch beschäftigt“.
Diese werden bereits dafür sorgen, dass die Straßen in der Stadt noch bunter werden. Nach dem Rot der Radwege folgt nun das Azurblau für die Parkplätze an Ladesäulen. Die kräftige Farbe samt großem Ladestecker-Symbol hat einen simplen Zweck: Sie soll versehentliches Falschparken verhindern. „Wir wollen erreichen, dass jeder merkt, dass dies ein ganz besonderer Parkplatz ist“, erläutert Wulfila Walter.
Übrigens müssen auch Elektroautos ihren Lade-Parkplatz nach drei Stunden räumen: So lange ist meistens die kostenfreie Parkzeit begrenzt. Und die Ladesäulen-Betreiber berechnen von dann an auch zumeist eine Strafgebühr. Nur nachts dürfen Elektroautofahrer durchschlafen. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)