Die Klima-Dinos beim J.P.-Morgan-Lauf – Aktivisten fordern sofortigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas
Eine Aktivisten-Gruppe aus Frankfurt demonstriert während des J.P.-Morgan-Laufs gegen den Veranstalter, der die fossile Industrie finanziert. Die Bank reagiert mit Versprechen, die die Klimaschützer kalt lässt.
Update vom Donnerstag, 15. Juni, 10.39 Uhr: „Raus aus Kohle, Öl und Gas“, war am Mittwoch (14. Juni) in großen Buchstaben auf drei zusammengehörigen Plakaten für alle Teilnehmer des J.P.-Morgan-Laufs in Frankfurt zu lesen. Auf einer Fußgängerbrücke über die Eschersheimer Landstraße hielten Mitglieder der Aktivisten-Gruppe „Koala Kollektiv“ die Botschaft in die Höhe, verkleidet als Tyrannosaurus Rex. Angesprochen wurde damit der Ausrichter des Firmenlaufs, die Bank J.P. Morgan.
J.P. Morgen finanziere aktuell mehr als jede andere Bank die fossile Brennstoffindustrie und sei daher der „Klimakiller Nummer 1“, so der Vorwurf der Aktivisten. Einen ersten Erfolg konnten die Demonstranten schon im Vorfeld der Aktion verbuchen. Auf Nachfrage der Frankfurter Rundschau bezog J.P. Morgan am Dienstag (13. Juni) Stellung zu dem Vorwurf. „Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein wichtiges Anliegen, das wir vollumfänglich unterstützen“, heißt es in dem Statement

J.P. Morgan kündigt bis 2030 eine Billion US-Dollar für grüne Initiativen an - Aktivisten sind nicht zufrieden
Weiterhin heißt es: „Wir unterstützen den Übergang zu sauberer und nachhaltiger Energieversorgung sowie in eine CO2-arme Wirtschaft. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir dafür 175 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt.“ Bis 2030 möchte J.P. Morgan eigenen Angaben zufolge sogar eine Billion US-Dollar für grüne Initiativen zur Verfügung gestellt haben. Trotz dieser stolzen Summe zeigte sich das „Koala Kollektiv“ wenig beeindruckt von den Versprechungen.
„Es ist erfreulich, dass J.P. Morgan mehr Geld für erneuerbare Energien bereitstellen will. Wir brauchen aber nicht nur ein Mehr an Grün, sondern vor allem erst mal ein Weniger an Dreckig - und das schnell“, führte Kerstin Kreß, Sprecherin der Aktivisten-Gruppe aus. Passend dazu gab es am Mittwoch während des Firmenlaufs auch ein viertes Plakat, dass die Forderung nach dem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas um ein „JETZT!“ ergänzte.
Kreß führt weiter aus: „Die Klimakrise ist seit den 70er Jahren bekannt und hat heute schon weltweit verheerende Folgen. Die aktuellen Versprechungen von J.P. Morgan sind daher, wie einer Notfallpatientin zu sagen, dass sich ihre Behandlung um Jahre verzögert, während sie gleichzeitig Giftspritzen bekommt. Für eine gesunde Zukunft fordern wir den sofortigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.“
Aktivisten Gruppe „Koala Kollektiv“ wütend auf J.P. Morgan - Firmenlauf soll Image reinwaschen
Erstmeldung vom Montag, 13. Juni, 10.21 Uhr: Am Mittwoch (14. Juni) kommt es in Frankfurt wohl zu einem Kuriosum. Denn dann richtet sich der Zorn der Frankfurter Autofahrer einerseits und der Klima-Aktivisten des „Koala Kollektivs“ andererseits auf ein und dasselbe Ziel: die internationale Bank J.P. Morgan. Die Gründe für die Wut könnten unterschiedlicher allerdings nicht sein. Während Pkw-Fahrer sich über gesperrte Straßen anlässlich des jährlichen J.P.-Morgan-Laufs aufregen dürften, erheben die Klima-Schützer schwere Vorwürfe gegen das Finanzunternehmen.
Laut Studie: Keine andere Bank finanziert fossile Brennstoffindustrie so stark wie J.P. Morgan
„J.P. Morgan ist der Klimakiller Nr. 1 unter den Banken. Durch den Firmenlauf für einen guten Zweck will sich die Bank ein positives Image verschaffen“, betont Kerstin Kreß, Sprecherin der Gruppe, in einer Pressemitteilung. Gleichzeitig pumpe J.P. Morgan „Milliarden in die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und macht uns damit alle zu Verlierern“, heißt es weiterhin.
Laut der aktuellen Studie „Banking on Climate Chaos“ finanzierte J.P. Morgan zwischen 2016 und 2022 klimaschädliche Kohle-, Öl- und Gasunternehmen mit über 400 Milliarden US-Dollar und damit mehr als jede andere Bank. Die Forderung des „Koala Kollektivs“: J.P. Morgan soll „die zukunftsfeindliche Finanzierung von Kohle, Öl und Gas“ einstellen.
Frankfurt: Klima-Aktivisten schicken „T-Rex“ in den J.P.-Morgan-Lauf
Um dieser Forderung Gehör zu verschaffen, will die Aktivisten-Gruppe den J.P.-Morgan-Lauf nutzen und selbst zwölf Läufer ins Feld schicken. Allerdings haben sich die Aktivisten ein besonders symbolträchtiges Outfit überlegt: Unter den zehntausenden Teilnehmern sollen die Vertreter des „Koala Kollektivs“ an ihren Tyrannosaurus-Rex-Kostümen zu erkennen sein.
In der Pressemitteilung werden die Gründe für die Verkleidung ausgeführt. „Die Dinosaurier symbolisieren zum einen die Rückwärtsgewandtheit der Bank. Zum anderen machen sie darauf aufmerksam, dass aufgrund der menschengemachten Umweltzerstörung bereits zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ausgestorben und aktuell über eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Auch die Lebensgrundlagen der Menschen sind gefährdet“, heißt es in dem Schreiben.
Klima-Aktivisten demonstrieren mit Brückenbanner und Petition gegen J.P. Morgan
Unterstützt werden soll die Protest-Aktion durch ein großes Brückenbanner, auf dem am Mittwoch über der Eschersheimer Landstraße „Climate Killer No. 1“ zu lesen sein soll. Bereits im Vorfeld des Firmenlaufs habe das „Koala Kollektiv“ eine Petition gestartet und dabei Briefe an hunderte teilnehmende Unternehmen verschickt, um auf die Forderung und deren Hintergründe aufmerksam zu machen. Damit gebe man Läufern und Läuferinnen „eine Stimme, um sich gemeinsam für einen sauberen Lauf einzusetzen. Ein Weiter-so führt zu immer mehr Hitzewellen und Luftverschmutzung, die unsere Gesundheit gefährden und selbst Veranstaltungen wie diese zukünftig unmöglich machen könnten“, so Sprecherin Kreß.
Schon im vergangenen Mai wurde in Frankfurt friedlich demonstriert, als 200 Unterstützer für zivilen Ungehorsam in Sachen Klimaschutz an der Alten Oper zusammenkamen. (Robin Kunze)