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Nagelneue Fahrrad-Route in Frankfurt mit gefährlicher Engstelle

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Friedberger Landstraße: Nach dem plötzlichen Ende der schicken, neuen Fahrradspur weichen viele verzweifelte Radfahrer auf den Bürgersteig aus.
Friedberger Landstraße: Nach dem plötzlichen Ende der schicken, neuen Fahrradspur weichen viele verzweifelte Radfahrer auf den Bürgersteig aus. © Rainer Rüffer

Sehr schick ist die neue Fahrradroute geworden, in knalligem Rot von Nord nach Süd durch Frankfurt. Doch sie ist für Radfahrer gefährlich: Auf der Friedberger Landstraße klafft eine 300 Meter lange Lücke. Die Ursache dafür ist ärgerlich.

Frankfurt - Frankfurt hat seine erste durchgehende Nord-Süd-Fahrradtrasse auf einer der wichtigsten Hauptstraßen - vom Affentorplatz in Sachsenhausen bis zum nördlichen Stadtrand in Bornheim an der A661. In der Mitte klafft jedoch ein 300 Meter langes Lücke: Im Nordend zwischen Matthias-Beltz- und Friedberger Platz müssen sich Pedalritter, Autos, Laster und Busse weiter die Fahrspuren teilen. Eine Lösung hat die Politik zwar sogar schon beschlossen. Doch das Verkehrsdezernat steht auf der Bremse.

Der engste Abschnitt der Friedberger Landstraße im Nordend ist wohl die berühmteste Straße der Stadt. Denn hier steht die Luftmessstation des Landes. Ihre Daten haben maßgeblich für die Klage der Umwelthilfe auf bessere Luft in der Stadt gesorgt. Doch während inzwischen andernorts Autospuren weggenommen und in Fahrradspuren umgewandelt werden, tut sich just direkt an der Luftmessstation nichts.

Radweg auf der Friedberger Landstraße in Frankfurt: Umfahrung wurde nicht mitgeplant

Auch hier die rechte Spur zum Radweg zu machen, davor scheut Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) offenkundig zurück. Verständlich, würden dann alle Autos und Laster auf der linken Spur fahren. Dort aber verlaufen auch die Gleise der Straßenbahn. Die saubere Tram stände dann vermutlich ständig mit im Stau.

Um den Radfahrern die Engstelle zu ersparen, haben die Stadtverordneten vorigen August daher beschlossen, den Radverkehr hier durch die parallel verlaufende Rotlintstraße sowie die Egenolffstraße zu führen. Doch die ganz frisch neu markierte Radspur von der Innenstadt her führt die Radler nicht etwa dorthin, sondern direkt geradeaus auf der Friedberger in die Engstelle.

Radweg auf der Friedberger Landstraße in Frankfurt: „Bestmögliche Sicherheit“ für Fahrradfahrer

"Ja, das ist ein Nadelöhr", räumt Bertram Giebeler ein, verkehrspolitischer Sprecher des Fahrradclubs ADFC. Immerhin sei die Radspur-Markierung so erfolgt, dass die Radfahrer mit Vorrang vor dem übrigen Verkehr in den nicht markierten Bereich der 300-Meter-Engstelle fahren könnten. Das biete bestmögliche Sicherheit, findet Giebeler.

Claudia Ehrhardt, CDU-Fraktionschefin im Ortsbeirat Nordend, ärgert sich hingegen über die frisch knallrot markierten Tatsachen. "Wir hätten uns gewünscht, dass die Umfahrung gleich mitgeplant und möglichst auch umgesetzt wird." Sprich: Dass die Radspuren und -wege so angelegt werden, dass die Nutzer bequem durch Rotlint- und Egenolffstraße geführt werden. Was ja so vom Stadtparlament auch eindeutig beschlossen wurde.

Radweg auf der Friedberger Landstraße in Frankfurt: Lösung wäre realisierbar

Den Konsens habe es nur südlich des Friedberger Platzes gegeben, sieht es hingegen Stefan Lüdecke, Referent von Verkehrsdezernent Oesterling. Deshalb sei die Radspur auch "jetzt im ersten Schritt" nur in diesem Bereich markiert worden. Im Dezernat bezweifelt man offenkundig den Sinn einer Umfahrung: "Die Erfahrung zeigt, dass Radfahrer solche Umwege nicht fahren, weil sie am liebsten den direkten Weg nutzen", erklärt Lüdecke.

Allerdings liegt eine ganz andere Lösung zumindest in Fahrtrichtung Norden durchaus nahe: Dort blockieren quer zur Fahrbahn parkende Autos einen früheren, wenngleich schmalen Radweg. Würden die Autoparkplätze längs zur Fahrbahn angeordnet, entfiele zwar wohl etwa die Hälfte der 42 Stellplätze. Dafür aber entstünde ein 4,50 Meter breiter Weg - also mit genug Platz für Fußgänger und Radfahrer nebeneinander. Der Radweg könnte auch breiter als früher werden. Zwei bis 2,30 Meter fordern die Stadtverordneten als Minimalbreite, das wäre hier realisierbar.

Radweg auf der Friedberger Landstraße in Frankfurt: Lösungsmöglichkeit nur in einer Richtung

Eine solche Lösung wäre möglich, bescheinigt der Oesterling-Referent. Den Radweg dürfe man zwar nicht benutzungspflichtig beschildern, er sei aber sicherer beispielsweise für Kinder auf dem Fahrrad als eine Fahrt auf der Fahrbahn inmitten des Verkehrs. Von sich aus plane das Dezernat jedoch nicht an einer solchen Lösung, räumt Stefan Lüdecke ein. Aber wir "sind offen, wenn sich der Ortsbeirat das wünscht".

Für die stadteinwärts fahrenden Radfahrer lässt sich in der Engstelle hingegen nicht so einfach mehr Platz schaffen. Denn auf der dortigen Straßenseite ist der Gehweg teils erheblich schmaler als gegenüber und auch teils ohne Parkplätze. Eine Lösung gibt es deshalb dafür bisher nicht.

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