Auslöser war eine Begegnung Anfang 2018. Seinerzeit ist eine Person von uns mit einer Bewohnerin des nahe gelegenen Pflegeheims ins Gespräch gekommen. Da Frau war sehr besorgt über die städtebaulichen Pläne, die im Raum stehen. Das ehemalige Backhaus oder auch Tibethaus sollte abgerissen werden, ein Neubau sollte dort entstehen. Den älteren Menschen hätte es den Raum genommen, an dem sie frische Luft schnappen.
Was war geplant?
Die Bäume sollten gefällt werden, Grünflächen verschwinden. Wir haben uns dann näher mit dem Haus und seinen Möglichkeiten beschäftigt, insbesondere für eine soziale Nutzung.
Was habt ihr unternommen?
Wir haben unsere Pläne Mitte 2018 im Ortsbeirat und auf Stadtteilrundgängen vorgestellt. Doch trotz des vielen Zuspruchs von Seiten der Nachbarschaft und der prekären Lage in Frankfurt könnten wir die Stadt nicht dazu bewegen, dass Gebäude an uns zu veräußern.
Eine Bockenheimerin antwortet auf die Frage, was sie von der Besetzung hält: „Ich finde die Aktion gut.“ Eine Frau von der Initiative offenes Haus der Kulturen unterstützt die Besetzung ebenso. Das Haus sei im Besitz einer Erbengemeinschaft, die es möglicherweise als Spekulationsobjekt verwende. Vielfach sollte es abgerissen werden. Das Gebäude sei jedoch Teil der Erhaltungssatzung und müsse von der Stadt gekauft und der Bevölkerung als soziales Zentrum zur Verfügung gestellt werden.
Erstmeldung, 5.10.2019: Frankfurt - Bezahlbarer Wohnraum ist in den meisten bundesdeutschen Metropolen Mangelware. Insbesondere auch in Frankfurt am Main, obwohl dort permanent gebaut wird. Im offiziellen Mietpreisranking liegt die Mainmetropole auf dem 2. Platz der teuersten Städte hinter München mit einem Quadratmeterpreis von 13.90 Euro.
Initiativen wie beispielsweise „Eine Stadt für alle“ haben das Problem der Gentrifizierung längst erkannt und fordern bezahlbaren Wohnraum in innerstädtischen Lagen für alle gesellschaftlichen Gruppen, um einer gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken.
Gerade zu Beginn des Semesters sind es vor allem auch die Student*innen, die Schwierigkeiten haben, eine passende und bezahlbare Bleibe zu finden. 2018 war der Mangel derart groß, dass die Studierende teils auf dem Campus campierten.
Um die 30.000 Wohnungen fehlen Schätzungen zufolge in Frankfurt. Doch was gedenkt die Stadt bislang zu tun, damit städtisches Leben nicht nur den Betuchten ermöglicht wird?
Jetzt hat eine Gruppe von Frauen und Männern die Initiative selbst übernommen, um dem Stadtteilsterben entgegenzuwirken.
Lesen Sie auch: Ermittlungen wegen Nötigung - Frankfurter Polizist unter schwerem Verdacht
Der Kampf um den Erhalt des ehemaligen Tibethauses in Frankfurt, das viele auch Backhaus nennen, ist nicht vorbei. Initiativen demonstrieren.
*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.