Frankfurt sagt dem Becher-Müll den Kampf an

25 Millionen Kaffeebecher werden im Jahr in der Stadt verbraucht. Die meisten davon sind Einwegbecher. Nach dem Kaffeegenuss landen sie im Müll und verursachen Tonnen von Abfall. Die Initiative „Cup2gether“ will dem mit einem Pfandsystem für Mehrwegbecher entgegenwirken.
Berge von Plastik- und Pappbechern stapeln sich in und um Mülleimern in Frankfurt. Und nicht nur dort: auch am Mainufer und selbst im Main kann man die Einweg-Kaffeebecher immer wieder entdecken. „Es sind wirklich irre Fluten an Müll, die durch die Coffee-to-go-Becher in der Stadt entstehen“, sagt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). Im Zuge der Kampagne „Cleanffm“ versuchen Stadt und die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES), den Verbrauch von Einweg-Kaffeebechern in Frankfurt zu reduzieren. Mit ihren „Cleanfacts“ wollen sie die Bürger auf das Ausmaß des Becher-Problems aufmerksam machen: „Wusstest Du, dass der Stapel aller in einer Stunde weggeworfenen Coffee-to-go-Becher Deutschlands mit Leichtigkeit den Gipfel der Zugspitze überragen würde?“, ist auf der Homepage der Kampagne zu lesen.
Lebenszeit eines Pappbechers beträgt 15 Minuten
Und tatsächlich: Laut Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland in einer Stunde etwa 320 000 Coffee-to-go-Becher verbraucht. Im Jahr kommen deutschlandweit 40 000 Tonnen Abfall allein aus diesen Bechern zustande. Dabei werde ein solcher Kaffeebecher durchschnittlich gerade einmal 15 Minuten verwendet, bevor er im Müll landet – zehn Minuten weniger als die durchschnittliche Lebensdauer einer Plastiktüte.
Marlene Haas und Claudia Schäfer haben deshalb ein Pfandsystem für Mehrweg-Coffee-to-go-Becher in Frankfurt entwickelt, das auch von der Stadt unterstützt wird. Im Februar war die Initiative „Cup2gether“ in Bornheim und im Nordend gestartet. Jetzt wird sie auf Cafés, Bäckereien und Trinkhallen im Westend, in Bockenheim, der Innenstadt und dem Bahnhofsviertel ausgeweitet. Auch Coffee-to-go-Anbieter an den Campussen von Goethe Uni, Fachhochschule und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst haben sich dem Pfandsystem angeschlossen. „Durch die vielen EU-Restriktionen sind umweltfreundliche Coffee-to-go-Becher ein großes Thema für die Cafés in der Stadt“, sagt Marlene Haas. Ihr Angebot komme vor allem kleineren Cafés entgegen, denn die Mehrwegbecher der Initiative sind für Betreiber und Kunden kostenlos.
45 Coffee-to-go-Anbieter in Frankfurt
Einziges Manko: Bevor die Kunden ihren Kaffee im Mehrwegbecher bekommen, müssen sie sich einmalig über ihr Smartphone anmelden. „Von dieser Anmeldung wollen wir dauerhaft aber weg, weil es für einige Menschen noch eine Hürde darstellt“, so Haas. Ist der Kaffee aus dem Mehrweg-Pfandbecher getrunken, kann der Becher in jedem teilnehmenden Geschäft wieder zurückgegeben werden. Dort erhalten die Kunden einen hölzernen Pfandcoin, der beim nächsten Kaffeekauf wieder abgegeben wird.
Knapp 45 Coffee-to-go-Anbieter in Frankfurt haben sich der Initiative bereits angeschlossen. So auch Laurent Cottin, Geschäftsführer von „Baguette Jeanette“ in Bornheim. Obwohl der Kaffee zum Mitnehmen bei ihm nicht im Vordergrund steht, gehen in der Bäckerei täglich 20 bis 40 Coffee-to-go-Becher über die Theke. „Wir verkaufen auch immer noch Einwegbecher, aber viele unserer Stammkunden sind jetzt auf die Mehrwegbecher umgestiegen“, sagt Cottin. Schon lange sei es ihm ein Anliegen, die Bechervernichtung und damit die Umweltverschmutzung zu reduzieren. „Selbst, wenn nur ein paar Kunden bei der Aktion mitmachen, können wir wenigstens deren Bewusstsein schärfen“, so Cottin.
Frankfurt soll flächendeckend eingebunden werden
Wie viele der Anbieter von Cup2gether liegt Cottins Bäckerei auf der Berger Straße. „Die Wege der Kunden führen aber nicht nur durch Bornheim und das Nordend“, sagt Marlene Haas. Ihr Pfandsystem soll deshalb Stück für Stück ausgeweitet werden. „Frankfurt flächendeckend einzubinden, ist jetzt die große Herausforderung.“
Bis dahin gibt es für umweltbewusste Kaffeetrinker auch andere Möglichkeiten, den Kaffee aus dem Einwegbecher zu vermeiden. Viele Cafés, Bäckereien und auch Tankstellen in der Stadt beteiligen sich bereits am „BecherBonus“ des hessischen Umweltministeriums. Wer hier seinen eigenen Mehrwegbecher mitbringt, zahlt mindestens zehn Cent weniger für den Kaffee für unterwegs. Viele der teilnehmenden Geschäfte geben sogar noch mehr Rabatt. Und wer nach einer umweltfreundlichen und vielleicht auch der stressfreiesten Alternative sucht, kann den Kaffee ja auch mal wieder vor Ort aus einer Tasse genießen.
von LAURA OEHL