Frankfurt-Schwanheim: Sie rücken den stacheligen Eindringlingen zu Leibe

BUND und fleißige Helfer befreien die Schwanheimer Dünen von überwuchernden Brombeer-Ranken
Normalerweise dürfen Besucher der Schwanheimer Dünen den Bohlenweg, der durch das Gelände führt, nicht verlassen. Dass am Samstag dennoch rund 15 Menschen jenseits des Holzwegs anzutreffen waren, hatte aber einen guten Grund: Mit Gartenscheren und Handschuhen bewaffnet, halfen sie bei der Bekämpfung lästiger Brombeeren mit. "Die überwuchern hier alles, wenn man sie lässt", sagt Heidi Wieduwilt, Vorsitzende des Ortsverbands Frankfurt-Südwest im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die den Einsatz der Freiwilligen leitet.
Sie kämpfen vor allem gegen zwei Arten der stacheligen Pflanzen: die armenische und die schlitzblättrige Brombeere. "Die gehören hier nicht hin", erklärt Heidi Wieduwilt. Denn das Wuchern ihrer meterlangen Ranken schadet gerade den seltenen und empfindlichen Flechten, die in der Schwanheimer Düne gedeihen und pro Jahr gerade mal einen Millimeter wachsen. "Die Flechten brauchen offene Sandflächen", erläutert die Vorsitzende.
Seit mehr als drei Jahrzehnten kümmert sich der BUND um das Naturschutzgebiet Schwanheimer Dünen. Auf den Streuobstwiesen lässt er Schafe weiden (wir berichteten), um die Verbuschung des Geländes zu verhindern und die Brombeeren in Schach zu halten. "Aber im Kerngebiet geht das nicht", sagt Heidi Wieduwilt. Denn die vierbeinigen Rasenmäher würden womöglich den Flechten schaden, die ihr Einsatz eigentlich schützen sollte.
Die Zweibeiner müssen ran
Also müssen nun die Zweibeiner ran. Nicht nur Freiwillige aus dem BUND-Ortsverband Frankfurt-Südwest sind dabei im Einsatz, sondern auch welche aus anderen Gruppen. Er und seine Begleiterin seien extra aus Eschborn gekommen, verrät ein Helfer: "Wir wollen die Frankfurter unterstützen." Unermüdlich trabt derweil Heidi Wieduwilt mit einer Schubkarre über den Bohlenweg, um die Haufen abgeschnittener Brombeerranken aufzuladen und wegzufahren. Nebenbei behält sie die Freiwilligen im Auge.
Etwa die beiden Mitglieder der BUND-Jugendgruppe, die gegen einige besonders hartnäckige Ranken unter den Brettern des Bohlenwegs kämpfen. Einer von ihnen kniet gerade auf den Brettern des Holzwegs und muss sich beim Schneiden stark nach unten beugen. "Wenn du das von unten machst, musst du dich nicht so stark bücken", rät ihm die Vorsitzende. Der Junge nickt und folgt ihrem Rat.
Vor drei Jahren sei man den stacheligen Invasoren zuletzt zu Leibe gerückt, erinnert sich Heidi Wieduwilt: "Man könnte das jedes Jahr machen, aber das kriegen wir Manpower-mäßig nicht gebacken." Ihr Glück: Die Trockenheit, die in den Schwanheimer Dünen herrscht, behagt den Brombeeren nicht sonderlich, sodass sie sich weniger schnell ausbreiten als anderswo.
Auch Martina Barth und Beate Böckle zählen an diesem Nachmittag zu den Freiwilligen, die mit Handschuhen und Gartenscheren gekommen sind. Sie hätten schon bei mehreren Einsätzen des BUND geholfen, berichten sie - "etwa gegen den Riesenbärenklau und gegen die kanadische Goldrute". Dass sich solche invasiven Pflanzen ansiedelten, liege auch daran, dass manche Grundstückbesitzer ihre Gartenabfälle achtlos in die Natur werden würden, sagt Beate Böckle. Gegen die Stacheln der Brombeeren schützt sie sich mit Arbeitshandschuhen, die ihr bis über die Ellenbogen reichen. "Wenn man selbst einen Garten hat, gehört das zur Grundausstattung", sagt sie lachend. Martina Barth versucht, mit ihrer Schere an Brombeeren heranzukommen, die sich unter dem Bohlenweg eingenistet haben: "Die verstecken sich, die Biester." Ihre Mitstreiterin weiß Rat: "Ich reiß' die teilweise aus, dann treiben die an dieser Stelle nicht mehr aus." Zwischendurch blicken beide zufrieden auf die Haufen abgeschnittener Ranken: "Heute haben wir einiges geschafft." Brigitte Degelmann