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Raketen und Böller: Einsatzkräfte befürchten mehr Verletzungen und Schäden an Silvester

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Von: Thomas J. Schmidt

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Die Feuerwehr rechnet zum Jahreswechsel mit deutlich mehr Einsätzen, Versicherer mit mehr Schäden.

Frankfurt -Nach zwei Silvesterfeiern ohne Feuerwerk und mit Kontaktbeschränkungen erwartet die Stadt in diesem Jahr wieder eine ausgelassene Feiernacht - und damit einhergehend mehr Sachbeschädigungen, mehr Verletzte, mehr Feinstaub.

Dass die vergangenen beiden Jahreswechsel ruhiger waren, zeigt sich auch in den Schäden dieser Nächte. So hat etwa die Zurich Versicherung ausgewertet, dass es bei den Sach- und Gebäudeschäden einen Rückgang um 29 Prozent in den sechs größten Städten Deutschlands gab. Spitzenreiter ist Köln mit einem Rückgang von 43 Prozent. Frankfurt liegt mit 28 Prozent knapp unter dem Durchschnitt und belegt Rang drei der sechs Städte.

Bei den Kfz-Versicherungsschäden in den vergangenen beiden Silvesternächten war es ähnlich. Der Schaden ging um 37 Prozent zurück. Spitzenreiter ist hier München mit minus 50 Prozent, Frankfurt landet mit 40 Prozent Rückgang wieder im Mittelfeld .

Silvester in Frankfurt: Corona-Kontaktsperren reduzieren Zahl der Verletzungen und Schäden

„Wir können über die Gründe nur spekulieren, aber es liegt nahe, dass die Kontaktsperren erheblich zu diesem Ergebnis beigetragen haben“, sagt Samuel Gönner, Sprecher bei der Zurich Gruppe. „Wir haben jeweils Schadenmeldungen aus den Jahren 2018 bis 2022 verglichen, jeweils vom 30. Dezember bis zum 7. Januar.“

Nach zwei Jahren Pandemie freuen sich viele um so mehr auf eine ausgelassene Silvesternacht. Was die einen freut, bereitet anderen Sorge. Die Feuerwehr rechnet mit fast fünfmal so vielen Einsätzen wie im vergangenen Jahr, Versicherer erwarten mehr Schäden.
Nach zwei Jahren Pandemie freuen sich viele um so mehr auf eine ausgelassene Silvesternacht. Was die einen freut, bereitet anderen Sorge. Die Feuerwehr rechnet mit fast fünfmal so vielen Einsätzen wie im vergangenen Jahr, Versicherer erwarten mehr Schäden. © picture alliance/dpa

Der Rückgang bei den Kfz-Versicherungen könnte damit zu tun haben, dass in der Nacht weniger Menschen unterwegs waren, um Freunde zu treffen. Sach- und Gebäudeschäden ließen sich möglicherweise mit dem Verbot von Silvesterfeuerwerk erklären, sicher auch mit einem geringeren Alkoholkonsum in diesen Nächten - verglichen mit den Vor-Corona-Jahren.

Silvester in Frankfurt: Viele zusätzliche Einsatzkräfte im Dienst

Jetzt, da die Pandemie überwunden scheint, dürfte es wieder lauter werden in der Silvesternacht - und gefährlicher. Die Feuerwehr rechnet mit einem Anstieg der Brandeinsätze. 2021 waren es 48 in der Silvesternacht, 2020 waren es 31, 2019, dem letzten Jahreswechsel vor der Pandemie, 147. In etwa so viele erwarten die Feuerwehrleute auch für dieses Jahr - und richten sich darauf ein: 150 Feuerwehrleute auf den zwölf Feuerwachen werden im Dienst sein, 900 Freiwillige Feuerwehrleute sind in Alarmbereitschaft. Drei zusätzliche Führungsdienste werden in der Nacht im Einsatz sein, die Leitstelle stockt das Personal von 8 auf 14 auf.

Weiter werden 19 zusätzliche Rettungswagen und 2 Notärzte bereit stehen. Insgesamt sind in der Silvesternacht 52 Rettungsdienstfahrzeuge der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen im Einsatz, berichtet Feuerwehrsprecher Andreas Mohn.

Silvester in Frankfurt: Keine besonderen Vorkehrungen in den Krankenhäusern

Die Krankenhäuser hingegen treffen keine besonderen Vorkehrungen für die Nacht der Nächte. „Es wird rund um Silvester eine normale Personalbesetzung geben, wie sie auch an anderen Tagen üblich ist. Damit ist die Zentrale Notaufnahme für alle Notfälle gerüstet“, sagt Christoph Lunkenheimer, Sprecher der Uniklinik. Auch bei der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Seckbach, die - auf Handverletzungen spezialisiert - in der Silvesternacht besonders gefordert ist, sieht man keinen Grund für Aktionismus. „Unsere Notfallambulanz ist immer voll besetzt, gegebenenfalls können wir noch Ärzte nachordern“, sagt BGU-Sprecherin Rita Krötz. „Wir machen keinen Unterschied zwischen den Einsatztagen. Auch im Sommer, bei Motorradwetter, kann es viel zu tun geben.“

An Silvester treten Handverletzungen häufiger auf, weil sich immer wieder Feiernde beim Abfeuern von Feuerwerk schwer verletzen. Passiert dies tatsächlich, seien Verletzte in der Handchirurgie der BGU gut aufgehoben. Abgetrennte Finger könne man unter Umständen retten. Sie sollten mitgebracht werden, möglichst steril eingepackt, rät die BGU.

Silvester in Frankfurt: Böllerverbot in Innenstadt und am Eisernen Steg

Für die Innenstadt und vor allem für den Eisernen Steg werden laut Ordnungsamt wieder die gleichen Regeln gelten wie vor der Pandemie: Von 21 Uhr bis 3 Uhr darf dorthin kein Feuerwerk und keine Pyrotechnik mitgebracht werden. Rucksäcke, Taschen, Beutel mit einem Fassungsvermögen von mehr als drei Litern dürfen ebenfalls nicht auf den Eisernen Steg gebracht werden.

Chris Fritsch, Inhaber des Feuerwerksladens in der Hanauer Landstraße, freut sich über die Normalisierung. Für die vergangenen beiden Silvesternächte konnte er bekanntlich keine Knaller und Böller verkaufen. „1000 Kunden werden schon kommen, wenn wir verkaufen dürfen“, erwartet er. „Manche geben bis zu 6000 Euro aus.“ Da lege schon mal die ganze Straße zusammen, um sich ein richtiges, fast professionelles Feuerwerk zu ermöglichen. „Ich verkaufe bereits online, die Leute können es dann in den Tagen vor dem 31. Dezember abholen“, berichtet Fritsch. Manche Artikel seien online schon ausverkauft. Aber: „Es gibt nicht nur die Freaks, die das Geld in den vergangenen beiden Jahren gespart haben und sich sagen: ,Jetzt erst recht’“, berichtet er. „Ich beobachte bei den meisten Kunden eine gewisse Kaufzurückhaltung.“ Fritsch führt dies auf die allgemeine Unsicherheit zurück, sicher auch auf die Inflation.

Auch bei ihm haben die Preise angezogen. „Ich habe noch viel Ware aus den vergangenen beiden Jahren, musste nicht viel Neues bestellen. Aber was ich bestellt habe, hat sich im Einkaufspreis verdoppelt“, sagt Fritsch. „Ich kann das gar nicht weitergeben, habe meine Preise nur um 10 bis 30 Prozent erhöht“, sagt der Feuerwerkshändler. Jetzt hofft er darauf, dass die Frankfurter wenigstens in dieser Nacht ihre Sorgen vergessen und wieder ein wenig feiern und böllern. (Thomas J. Schmidt)

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