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Kleinmarkthalle in Frankfurt: Statt Sanierung nur kleine Lösung – die Händler sind sauer

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Viel zu heiß ist es oft in der Kleinmarkthalle in Frankfurt. Doch eine umfassende Sanierung des Gebäudes will sich die Stadt sparen.

Frankfurt - Die gute Nachricht vorneweg: Die Sanierung der Kleinmarkthalle in Frankfurt– seit 20 Jahren im Gespräch – rückt in greifbare Nähe. Wenn alles glattläuft, könnten die Arbeiten laut Michael Lorenz, Prokurist der städtischen Hafen- und Marktbetriebe (HFM), 2024 beginnen. Die schlechte Nachricht: Es wird keine umfassende Sanierung werden, geplant ist lediglich, die Gebäudetechnik zu erneuern.

Kleinmarkthalle Frankfurt fehlt eine Klimaanlage – Handel mit Lebensmitteln erschwert

Und die Klimaanlage, die sich die Händler dringend wünschen, wird es auch nicht geben. Stattdessen soll das Dach gedämmt und erneuert werden. Außerdem plant die Stadt, sämtlich Leitungen (Heizung, Strom, Wasser und Lüftung) auszutauschen und – ganz neu – eine Solaranlage auf dem Dach zu errichten. Eine Ende 2022 erlassene Richtlinie des hessischen Wissenschaftsministeriums für den Denkmalschutz macht dies möglich.

Indes, die Händler und Kunden der Kleinmarkthalle haben ganz andere Sorgen als die Solarzellen auf dem Dach. Ihnen fehlt eine Klimaanlage in der Kleinmarkthalle. Im Sommer heize sich das Gebäude aus den Fünfzigerjahren mittlerweile so stark auf, dass der Handel mit frischen Lebensmitteln kaum noch möglich sei, berichten sie unisono. Oben auf der Galerie sei es im Sommer oft unerträglich heiß, und selbst im Erdgeschoss beschwerten sich die Kunden, berichtet Händler Moh vom Feinkosthändler Alasti. „Ich glaube, in ganz Europa gibt es keine zweite Lebensmittelhalle ohne Klimaanlage.“ Eine Händlerin mischt sich ein: „Bei 30 Grad Außentemperatur kochen wir im eigenen Saft.“

Händler der Frankfurter Kleinmarkthalle: Weniger Kunden wegen der Hitze

Geschäftiges Treiben in der Kleinmarkthalle. Das Gebäude aus den 50ern muss dringend saniert werden. Gesprochen wird darüber schon seit 20 Jahren, nun könnte es tatsächlich bald losgehen. Aber keine Angst: Auf den Bummel durch die Kleinmarkthalle müssen Kunden dann nicht verzichten. Saniert wird im laufenden Betrieb, es soll extra ein Zwischendach eingezogen werden, um den Handel nicht zu beeinträchtigen.
Geschäftiges Treiben in der Kleinmarkthalle. Das Gebäude aus den 50ern muss dringend saniert werden. Gesprochen wird darüber schon seit 20 Jahren, nun könnte es tatsächlich bald losgehen. Aber keine Angst: Auf den Bummel durch die Kleinmarkthalle müssen Kunden dann nicht verzichten. Saniert wird im laufenden Betrieb, es soll extra ein Zwischendach eingezogen werden, um den Handel nicht zu beeinträchtigen. © Rainer Rüffer

Auch Händler Maici König von Teos Delikatessen findet klare Worte: „Wir brauchen eine Klimaanlage! Im Sommer mache ich Minus, weil weniger Kunden kommen.“ Ahmad Bourman, Gemüsehändler bei Müller, ist ebenfalls genervt: „Ich bin seit 27 Jahren hier. Seit 20 Jahren schon wollen sie hier sanieren. Es ist nichts geschehen. Seit zwei Jahren sanieren sie unten die Toiletten - die sind seit zwei Jahren außer Betrieb.“ Die Klagen der Händler kennt Michael Lorenz von der HFM. „Wir sprechen seit 20 Jahren darüber, aber während dieser Zeit gab es verschiedene Planänderungen. Zuerst sollte das ganze Viertel neu entwickelt werden. Danach war eine Erweiterung der Kleinmarkthalle geplant. Das hat dazu geführt, dass am Ende nichts geschehen ist, nachdem die Pläne sich nicht realisieren ließen.“

Stadt Frankfurt verspricht: Neue Belüftung soll Klima der Kleinmarkthalle verbessern

Auch jetzt sei nicht die ganz große Sanierung geplant, sondern „lediglich“ eine Erneuerung der Gebäudetechnik. In den fast 70 Jahren, in denen die Kleinmarkthalle besteht, habe sich vieles geändert: „Am Anfang waren es Landwirte, die die Stände tageweise gemietet haben. Inzwischen sind es Dauermieter, es gibt Gastronomie in der Halle, und die lebensmittelrechtlichen Anforderungen haben sich verschärft.“ Deswegen sei die Belüftung das Hauptproblem, das dringend angegangen werden müsse.

Die aber - zusammen mit der verbesserten Bauphysik - werde auch ein deutlich besseres Raumklima schaffen: „Wir sehen die Probleme der Händler“, beteuert Lorenz, wirbt auch um Verständnis: „Das Gebäude wurde 1953/54 erbaut und steht seit 2000 unter Denkmalschutz.“ Entsprechend kompliziert sei die Sanierungplanung. „Doch jetzt sind wir so weit, dass wahrscheinlich noch im September die Bau- und Finanzierungsplanung fertiggestellt wird.“ Diese werde dann den Stadtverordneten vorgelegt. Stimmen sie zu, könne die HFM mit der Ausschreibung beginnen. „Vielleicht beginnt die Sanierung schon 2024“, sagt Lorenz, räumt aber ein, dass dafür alles glatt laufen müsse.

Solarzellen auf dem Dach der Kleinmarkthalle geplant

Zuversichtlich zeigt sich Lorenz, dass es mit der Solaranlage klappt. Rund 2000 Quadratmeter Solarzellen sollen auf das sanierte und fürs zusätzliche Gewicht ertüchtigte Dach kommen. „Wir sind in guten Gesprächen mit dem Denkmalamt der Stadt und dem Landesdenkmalamt“, berichtet Lorenz. Mit dem selbst produzierten Sonnenstrom soll der Energiebedarf der Kleinmarkthalle in Zukunft zumindest teilweise gedeckt werden. Allerdings werde dieser Energiebedarf nach der Sanierung steigen, erwartet Lorenz – wegen der besseren Haustechnik und der Lüftungsanlage, „Dafür sinkt der Strombedarf der Händler, die nicht mehr so viel kühlen müssen.“ Zu den Kosten der Sanierung will der Prokurist noch nichts sagen. Es gebe Zahlen, doch die sollten zuerst die Stadtverordneten erfahren. „Wir sind ein Eigenbetrieb und hoffen, es aus eigenen Betriebsmitteln zahlen zu können“, sagt der Prokurist.

Geht es nach manchen Kunden, muss nicht viel getan werden. Sven Weinzettel und Tochter Elea finden: „Viel Sanieren muss man nicht, der Charme des Alten sollte erhalten bleiben.“ Das denkt auch Hans Burger, der jedoch unzureichende Sanitäranlagen in der Halle bemängelt. Immerhin: Auf ihre Kleinmarkthalle müssen die Stammkunden während der Sanierung nicht verzichten: Die soll im laufenden Betrieb erfolgen. (Thomas J. Schmidt)

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