1. Startseite
  2. Frankfurt

Younes Zarou: Ein Frankfurter mit 21 Millionen Fans

Kommentare

„Influencer“ nennen sich Stars der sozialen Medien für gewöhnlich. Younes Zarou, 22, kann mit dem Begriff des „Beeinflussers“ wenig anfangen. Dass er binnen kurzer Zeit so viele Menschen begeistert hat, freut ihn natürlich schon.
„Influencer“ nennen sich Stars der sozialen Medien für gewöhnlich. Younes Zarou, 22, kann mit dem Begriff des „Beeinflussers“ wenig anfangen. Dass er binnen kurzer Zeit so viele Menschen begeistert hat, freut ihn natürlich schon. © Klärt Enrico

Der Frankfurter TikTok-Star Younes Zarou spricht über seine Shootings, seine peinlichsten Situationen, seine Pläne fürs kommende Jahr und natürlich seine Fans.

Frankfurt ‒ Seine Videos und Bilder sind schrill und bunt. Das kommt an. Rund um den Globus. Younes Zarou hat alle Hände voll zu tun und ist ständig unterwegs. Kein Wunder - Follower verpflichten: Der gebürtige Frankfurter hat weltweit mehr als 21 Millionen. Er ist auf der Plattform TikTok ein Star. Enrico Sauda sprach mit ihm über die richtige Berufsbezeichnung, die Arbeit und, natürlich, über Corona.

Wie sind Sie zu dem Star geworden, der Sie sind?

Ich lebe für meine Community, die ich deshalb auch #yzfamily nenne. Für mich sind sie mehr als „nur“ Follower, ich habe eine sehr enge Bindung und kenne einige auch persönlich. Ich gehe fast täglich „live“, um den direkten Draht zu haben und antworte möglichst vielen. Leider ist das nicht mehr komplett möglich bei ungefähr 5000 Kommentaren am Tag.

Wie viele Follower haben Sie zurzeit genau?

Ich habe zwei TikTok-Accounts, einen internationalen mit 21,4 Millionen und einen deutschen mit 2,3 Millionen. Auf Instagram sind es mittlerweile fast 800.000 Follower.

Sie sind gerade viel unterwegs - was machen Sie genau?

Also wenn ich unterwegs bin, dann nur beruflich, das heißt, ich drehe farbenfrohe Videos entweder für meinen Kanal oder auch in Zusammenarbeit mit Brands, zuletzt Mercedes-Benz, BMW und aktuell Kaufland.

Frankfurter TikTok-Star: Kreativität und Verpflichtung in der Gesellschaft

Wie bezeichnen Sie sich selbst - ist Influencer richtig?

Influencer ist ja oftmals negativ behaftet, deshalb finde ich diese Bezeichnung gar nicht so passend. Keine Ahnung, was da der richtige Begriff ist, ich würde sagen „Content Creator“, da ich im Endeffekt ja Inhalte, ob Fotos oder Videos, kreiere. Ich lebe jedenfalls für meinen Content und meine Community, und das macht großen Spaß. Ich denke aber auch, dass Reichweite verpflichtet, weshalb ich immer wieder auf gesellschaftlich relevante Themen hinweise wie BLM (Black Lives Matter, Anmerkung der Redaktion), Pride oder #stayathome. Wenn ich in der Hinsicht also positiv „influence“, dann würde mich das sehr freuen.

Ihre Beiträge zeigen auch, wie schöne, ausdrucksstarke Fotos entstehen - wie lange werkeln Sie an einem solchen Video, bis es fertig ist?

Tatsächlich ist es viel aufwendiger als man denkt, wenn man das finale 20 Sekunden lange Video sieht. Idee, Materialbeschaffung, Mitarbeiterkoordination, Schneiden des Videos, Upload, Antworten auf Rückfragen - alles zusammen verschlingt easy sechs bis sieben Stunden - pro Video! Wenn wir dann beim Shooting sind, mache ich fast nie nur ein Fotoshooting am Tag, sondern gleich sechs am Stück und das dauert dann von morgens bis abends, also circa sechs bis acht Stunden, jedenfalls ist die Sonne schon lange wieder weg. Dazu kommt, dass ich solche Shootings immer Tage vorher planen muss, um die Leute zu organisieren, um die passenden Locations zu finden und um das Material zu bestellen. Das streckt sich dann meistens auf ungefähr zwei Tage organisieren und dann einen Tag Shooting.

Welche Bedeutung hat das Foto, das am Ende entsteht?

Das Bild ist ja quasi das Endprodukt, deshalb ist es super-wichtig, dass alles sitzt! Wir müssen tatsächlich fünf- bis zehnmal shooten und auch zig Fotos aufnehmen, bis ich happy bin. Ich könnte das Shooting nicht beenden, wenn ich nicht zu hundert Prozent zufrieden damit bin.

TikToker aus Frankfurt: „Fußballprofi oder Social Media-Star“

Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Videos und Fotos?

Da gibt es vor allem drei Wege. Erstens, ich habe eine eigene Idee. Die kommen meistens am besten an. Zweitens: Ich lasse mich von anderen Creators inspirieren und versuche, das Video auf meine Art und Weise umzusetzen und im besten Fall ein neues Video daraus zu machen. Die dritte Option ist, ein Video nachzumachen, wenn ich es wirklich sehr gut finde und es nicht möglich ist, eigene Impulse einzubringen, aber das kommt selten vor. Wichtig ist mir hierbei, immer Credits zu geben, also den Ideen-Inhaber zu verlinken und namentlich zu erwähnen, falls ich mich an wem anders orientiere. Das passiert leider nicht auf TikTok, denn täglich werden meine Ideen auch kopiert - oftmals ohne Credits. Credits sind für mich aber eine Frage des Respekts, der Wertschätzung und Fairness.

Wollten Sie so was schon immer machen?

Als kleines Kind wollte ich entweder Fußballprofi oder Social Media-Star werden, deswegen bin ich ganz happy, dass es eines von beidem wurde. Ich bin auf jeden Fall ausgefüllter als in meinem Job davor als Wirtschaftsinformatiker und dankbar, dass ich so einen Zuspruch erfahre und so eine tolle Community habe.

Wie viel Aufwand betreiben Sie?

Aktuell sieht es so aus, dass ich jeden Tag von morgens bis abends beschäftigt bin, Zeit für Urlaub bleibt da nicht. Auch an Feiertagen ist das nicht anders, und an meinem Geburtstag, der übrigens bald, genauer am 26. Januar ist, werde ich auch Videos drehen.

Was sagen Ihre Eltern dazu?

Sie sehen meine TikTok-Zeit eher als eine Phase und legen Wert darauf, dass ich mein Studium abschließe.

Hatten Sie vorher vor, etwas anderes zu machen?

Ich war davor als dualer Student in einem IT-Beratungsunternehmen und hätte dort wahrscheinlich Karriere gemacht, aber zum Glück bin ich jetzt TikToker, das macht mir deutlich mehr Spaß.

Bleibt Ihnen noch Zeit für Hobbys und Freunde?

Aktuell tatsächlich nicht.

Machen Sie Sport?

Ja, ich mache regelmäßig Fitnessübungen. Das ist für mich ein wichtiger Ausgleich, um physisch, aber auch mental fit zu bleiben.

Tiktok-Star: Frankfurter Bub in „Willste, Musste“-Kampagne der Stadt

Sie hatten eine Kooperation mit der Stadt Frankfurt - wie kam es dazu?

Ich sehe mich als Frankfurter Bub und identifiziere mich auch mit meiner Heimat, zumal es für eine gute Sache war, nämlich die Sensibilisierung für das Tragen einer Maske. Dafür setze ich meine Reichweite natürlich umso lieber ein, denn wie gesagt: Reichweite verpflichtet, und das nehme ich gerne an.

Stichwort Hater, also Hass-Botschaften: Leiden Sie darunter?

Ich habe das Privileg, nicht wirklich viel Hate abzubekommen. Auf TikTok fast gar nicht, auf Instagram schon eher, aber ich versuche, positiv damit umzugehen und Verständnis zu zeigen und Hass mit Liebe zu begegnen. Mein Motto ist: Kill them with kindness. Mache den Hatern sogar noch Komplimente. Meistens entschuldigen sie sich dann und sagen so was wie: „Sorry Bro, ich hatte einfach nur einen schlechten Tag, du bist ja doch ganz cool und machst aber echt coole Bilder und Videos“. Ich versuche, Hass mit Liebe zu bekämpfen.

Bei so vielen Followern gab es doch bestimmt auch peinliche Situationen.

Auf der Straße erkannt zu werden, finde ich nicht peinlich, im Gegenteil, ich fühle mich eher geehrt. Zu einer wirklich peinlichen Situation ist es bis jetzt noch nicht gekommen. Ich nehme mir wirklich für jeden Fan die Zeit für ein Selfie oder Autogramm oder was auch immer, denn ohne meine #yzfamily wäre ich nicht dort, wo ich bin. Dafür bin ich jeden Tag und jedem der 25 Millionen Follower unfassbar dankbar, und das wird auch immer so bleiben.

TikTok-Star aus Frankfurt: Auch in der Corona-Krise Reichweite für Botschaften nutzen

Wie hat Sie der Erfolg verändert?

Ich denke, ich bin immer noch derselbe wie vor meiner TikTok-Zeit, nur mit etwas weniger Zeit als damals. Ich bete weiterhin fünfmal am Tag, ich mach meine Haushaltssachen, räume mein Zimmer auf... Was mir am meisten Spaß macht, ist das Feedback der Community und die Chance, meine Reichweite für coole Messages zu nutzen: Toleranz, Offenheit, Liebe.

Was planen Sie fürs kommende Jahr?

Vor allem will ich weiterhin guten Content für meine Community, die #yzfamily, produzieren, und mit meinen Videos möglichst viele Leute erreichen und inspirieren. Und ich will wertvolle Projekte zu gesellschaftlich relevanten Themen. Der Zugang und das Vertrauen vieler junger Menschen sind Ehre und Verpflichtung gleichermaßen, und ich will dem unbedingt gerecht werden, um die Welt ein wenig bunter und besser zu machen.

Hat Corona etwas verändert in Ihrem Leben?

Klar, vor allem bei der Content Creation und im Umfang mit meinen Fans. Es ist viel schwieriger, draußen Videos zu drehen. Vor Corona habe ich sie meistens in Frankfurt gedreht, jetzt mach ich das eher außerhalb in abgelegenen Orten, um Menschenmengen zu vermeiden. Und wenn die Fans dann ein Selfie machen wollen, müssen wir leider auf Abstand gehen. Ich kann natürlich auch niemandem die Hand geben oder ihn umarmen, aus Vorsicht heraus, auch wenn mir die Nähe zu Fans wichtig ist.

Kommt TikTok vielleicht bald an den Main? Frankfurt will der Standort für die Europa-Zentrale der umstrittenen Videoplattform aus China werden. OB Feldmann würde es freuen: Er traf sich Ende 2020 bereits mit Chinas Generalkonsul Sun.

Auch interessant

Kommentare