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Frankfurt: Viel Kritik wegen weiterer Verzögerung beim U4-Lückenschluss

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Eine Bahn der Linie U4 fährt in die Station Willy-Brandt-Platz ein. Die Linie soll von der Bockenheimer Warte bis nach Ginnheim weitergeführt werden.
Eine Bahn der Linie U4 fährt in die Station Willy-Brandt-Platz ein. Die Linie soll von der Bockenheimer Warte bis nach Ginnheim weitergeführt werden. © Rainer Rüffer

Die von den Grünen durchgesetzte Prüfung einer zusätzlichen Variante für Lückenschluss der U-Bahn-Linie 4 stößt auf Unverständnis.

Frankfurt ‒ Die neuerlichen Verzögerungen beim U4-Lückenschluss zwischen Bockenheim und Ginnheim ernten scharfe Kritik. Sowohl Studierende der Goethe-Universität wie auch Oppositionsfraktionen aus dem Römer geißeln, dass die Grünen das Vorhaben mit ihrer Forderung nach einer zusätzlichen Varianten-Untersuchung ausbremsen.

Zusätzlich zu den bereits zehn untersuchten möglichen Strecken haben die Grünen durchgesetzt, dass eine elfte Lösung geprüft wird, die den Grüneburgpark und den Palmengarten südlich umfährt. Zwei Bürgerinitiativen aus dem Westend befürchten Schäden an Bäumen, wenn die U-Bahn im Tunnel unter den Parks hindurch fährt, und lehnen diese Strecke ab. Damit würde die U4 auch nicht am Adorno-Platz auf dem Uni-Campus halten können.

U4 in Frankfurt: Der Lückenschluss verzögert sich wieder

Die langen internen Diskussionen und die zusätzliche Untersuchung führen nun dazu, dass eine Entscheidung nicht mehr - wie bisher geplant - vor der Kommunalwahl im März fallen kann. Diese Zeitung hatte vor einigen Tagen erstmals über die neuerliche Verzögerung berichtet.

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Verschiedene Varianten für den Lückenschluss der U4 wurden bereits geprüft, nun soll eine weitere Trassenführung durchgespielt werden. © Stadt Frankfurt

„Es ist einfach eine Farce, dass sich die Entscheidung so sehr in die Länge zieht“, findet Sebastian Heidrich vom Verkehrsreferat der Studierendenvertretung Asta der Goethe-Uni. Die Politik dürfe nicht den Fehler von 2005 wiederholen, als der U4-Lückenschluss schon einmal verschoben wurde.

Nahverkehr in Frankfurt: Eine Campusanbindung mit der U4 ist dringend nötig

„Die Stadt muss sich klar zur Campusanbindung bekennen“, sagt der Asta-Referent. Das müsse „natürlich verbunden“ werden mit einer „umweltverträglichen Untertunnelung“ des Grüneburgparks. „Wer für einen guten ÖPNV ist, muss für eine Station am IG Farben-Campus mit mehr als 30 000 Studierenden und Mitarbeitenden sein“, sagt Heidrich.

Kritik an der Verzögerung bei der Planung äußern auch Oppositionsfraktionen aus dem Römer. Als „in höchstem Maße kontraproduktiv“ kritisiert die Vorsitzender der FDP-Fraktion, Annette Rinn, das Vorgehen der Grünen. Diese hätten „ offensichtlich ein Grundsatzproblem mit allem, was unter der Erde fährt“.

Sorge um Grüneburgpark: Der U4-Lückenschluss muss weitergeplant werden

Es sei zwar verständlich, dass sich Bürger Sorgen um den Grüneburgpark machten. Doch unterquere die U-Bahn bereits Zoo, Anlagenring und Main im Tunnel ohne Schäden an der Oberfläche. Zudem untersuche die Stadt aktuell, ob ein U-Bahn-Tunnel unter dem Grüneburgpark ohne Baumschäden möglich ist, erinnert Rinn. „Wenn das Gutachten zu dem Schluss kommt, dass das möglich ist, muss die Stadt umgehend mit dieser sinnvollen Variante weiterplanen, anstatt endlos neue Ideen zu prüfen und das Projekt zu verzögern“, fordert sie.

Sauer über die Prüfung der Grünen-Ideen sind die Bürger für Frankfurt. Seine Fraktion habe im Mai fünf Anträge mit Wünschen und konkreten Anregungen eingebracht, erinnert Fraktionsvorsitzender Mathias Mund. Die Vorschläge seien von der Regierungskoalition aus CDU, SPD und Grünen abgelehnt worden, weil sie „zu spät“ gekommen seien.

„Dass fast ein halbes Jahr später noch ein Vorschlag der Grünen in die Prüfung mit einbezogen werden soll, spricht den im Mai getätigten Aussagen des Verkehrsdezernenten Hohn“, sagt Marc Hense, der für die BFF im Ortsbeirat 9 (Ginnheim, Dornbusch) sitzt. Der Varianten-Vorschlag der Grünen beinhalte „keine neuen Ideen“, sondern werfe lediglich neue Fragen auf.

Grünen-Vorschlag zum U4-Ausbau in Frankfurt: Viel zu kostspielig

Den Nutzen der zusätzlichen Untersuchung zieht auch Martin Kliehm, verkehrspolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, in Zweifel. Eine Umfahrung des Palmengartens sei technisch unmöglich, ohne den Bestandstunnel an der Bockenheimer Warte umzubauen - was extrem teuer sei. Der Grünen-Vorschlag diene eher der Beruhigung der Kritiker, schätzt Kliehm, „um sagen zu können, dass man das auch geprüft hat“.

Derweil schlägt sich die Linke jetzt auf die Seite der Verfechter der Campus-Anbindung, so wie schon länger Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD). Der habe „Recht, wenn er sagt, dass es doof wäre, die U-Bahn so zu bauen, dass wir für die nächsten 80 Jahre an der Uni vorbeifahren“, erklärt Martin Kliehm. Seine Fraktion unterstütze die Campus-Kurve unter zwei Prämissen: Gutachten müssten Schäden für Palmengarten und Grüneburgpark ausschließen. Und die U4-Station am Adorno-Platz dürfe „kein Ausschlusskriterium“ für den Bau von Straßenbahnstrecken auf dem Alleenring und im Reuterweg sein. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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