1. Startseite
  2. Frankfurt

Corona-Krise in der Kleinmarkthalle: Umsätze brechen dramatisch ein

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas J. Schmidt

Kommentare

Auch bei Ilse Schreiber, bekannt als Wurst Ilse, lassen die Einnahmen im Moment zu wünschen übrig. Sie wird die Miete trotzdem bezahlen. "Ich bin sparsam, es wird schon gehen", hofft sie, dass sie auch so über die Runden kommt. Andere Händler schimpfen auf die Stadt, die sich eine Mietstundung mit 8 Prozent verzinsen lassen möchte.
Auch bei Ilse Schreiber, bekannt als Wurst Ilse, lassen die Einnahmen im Moment zu wünschen übrig. Sie wird die Miete trotzdem bezahlen. "Ich bin sparsam, es wird schon gehen", hofft sie, dass sie auch so über die Runden kommt. Andere Händler schimpfen auf die Stadt, die sich eine Mietstundung mit 8 Prozent verzinsen lassen möchte. © Enrico Sauda

In der Kleinmarkthalle herrscht aufgrund von Corona Krisenstimmung. Der Umsatz bricht weg. Die Stadt bietet Mietstundung an, will aber acht Prozent Zinsen.

Frankfurt - Vieles war in den vergangenen Wochen aufgrund der Coronavirus-Epidemie in Frankfurt geschlossen, vieles ist es noch immer. Die Händler in der Kleinmarkthalle indes halten wacker durch. Doch die Geschäfte laufen nicht so wie sonst. Die Bilanz der Händler fällt gemischt aus. Manche profitieren, anderen leiden.

Alexander Huck verzeichnet nach eigenen Angaben 30 Prozent Rückgang aufgrund der Corona-Krise in der Bäckerei-Filiale in der Kleinmarkthalle. "Es kommen ja immer nur 100 Kunden in die Halle", klagt er.

Heike Schick, Inhaberei der Biometzgerei Schick in der Kleinmarkthalle in Frankfurt, berichtet: "Wir haben Umsatzeinbußen von 40 Prozent." Es liege daran, dass der Imbiss geschlossen ist und auch der Stand nicht so viel verkauft wie sonst. "Es kommen weniger Kunden in die Stadt, weil viele im Home Office sind."

Hohe Einbußen in der Kleinmarkthalle in Frankfurt wegen Corona-Krise

Ob die Stadt ihnen möglicherweise die Miete aufgrund der Corona-Krise stunden könne, fragten deshalb einige Händler nach. Das kann sie. Das kostet dann aber satte 8 Prozent Zinsen. "Bis jetzt haben sich erst wenige Händler erkundigt", erklärt Michael Seipp, Referent bei Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU), auf Anfrage. Frühestens Anfang Mai sei einzuschätzen, wie viele Händler auf das Angebot der Marktbetriebe eingehen.

Ilse Schreiber, die den Stand der Metzgerei Schreiber betreibt und ebenfalls keinen Imbiss mehr anbieten kann, will ihre Miete trotz Corona-Krise bezahlen: "Die Hälfte des Umsatzes ist weg. Aber was hilft es? Die Miete muss ich ja später trotzdem bezahlen. Ich bin sehr sparsam, es wird schon gehen."

Katastrophal hingegen ist die Situation aufgrund der Corona-Krise bei einem Catering- und Feinkostgeschäft in der Kleinmarkthalle. "Wir haben 90 Prozent Rückgang!", sagt der Inhaber, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Ich habe die Hilfe des Landes und Bundes bekommen. Aber das Geld ist draufgegangen, um die Lieferanten zu bezahlen. Es ist alles Ware, die ich jetzt entsorgen muss. Ein bisschen was kann ich noch verkaufen." Ob er um die Stundung der Miete bitten wird, weiß er noch nicht.

Geflügel Dietrich in der Kleinmarkthalle in Frankfurt profitiert von der Corona-Krise

Dieter Rudolph, der Inhaber von Geflügel Dietrich, freut sich hingegen: "Ich habe ein Plus von 20 Prozent." Seine Erklärung: Wer nur Lebensmittel verkauft, ohne auf Touristen und Gastronomie zu setzen, hat positives Geschäft. Denn die Umsätze steigen auch, weil die Restaurants wegen der Corona-Krise geschlossen sind, die Frankfurter wieder selbst kochen. Und die echten Frankfurter wissen, dass es in der Kleinmarkthalle ein gutes Angebot gibt.

Peter Gerigk hingegen ist sauer. "Wir haben in der Filiale der Frankfurter Kaffeerösterei in der Kleinmarkthalle Umsatzrückgänge bis zu 60 Prozent gehabt. Momentan sind wir bei 40 bis 50 Prozent." Da ist ein Angebot der Stadt, die Miete in der Corona-Krise gegen einen Zinssatz von acht Prozent aufzuschieben, fast schon Wucher. "Die Kreditzinsen liegen bei ein bis zwei Prozent. Da hätte ich schon erwartet, dass die Stadt Frankfurt ihren Einzelhändlern entgegenkommt." Dies sage er, obwohl er den Wirtschaftsdezernenten Markus Frank (CDU) sonst sehr schätze.

Stadt bietet Händlern in der Kleinmarkthalle wegen Corona-Krise Stundung der Miete an – mit acht Prozent Zinsen

Bei Wirtschaftsdezernent Frank, in dessen Dezernat die Hafen- und Marktbetriebe liegen und der damit der Vermieter der Händler in der Kleinmarkthalle ist, bestätigt Michael Seipp den Zinssatz, der zuvor auch in einem Beitrag des Hessischen Rundfunks genannt wurde: "8,12 Prozent können wir verlangen." Dies sei gesetzlich geboten. Ob es so komme, oder ob die Marktbetriebe darauf verzichten, sei eine politische Entscheidung.

Bis gestern galt im Wirtschaftsdezernat, dass es nicht möglich sei, die Zinsen zu erlassen, weil das europäische Beihilferecht dies verbietet. Zudem kann das Finanzamt trotzdem Forderungen auf die nicht erhobenen Zinsen während der Corona-Krise stellen.

Im Baudezernat von Stadtrat Jan Schneider (CDU) hingegen ist man kulanter. Günter Murr, Sprecher im Amt für Bau und Immobilien, sagt: "Es gibt einen Magistratsbeschluss von Anfang April. Laut diesem Beschluss kann auf den Zins für die gestundete Pacht verzichtet werden. Wir als Amt für Bau und Immobilien verzichten darauf definitiv." Dies gelte für alle Grundstücke und Gebäude der Stadt, die an gewerbliche Unternehmen vermietet oder verpachtet seien. "Es sind bereits etwa 50 Anträge eingegangen", berichtet Murr. Thomas J. Schmidt Corona-Pandemie macht Gastronomen große Sorgen: Warum Heizpilze die Rettung in der Not sein könnten

Auch interessant

Kommentare