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Frankfurt: Wieder Krawall bei Pegida

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Nach der zweiten islamkritischen Pegida-Kundgebung in der Frankfurter Innenstadt ist es gestern wiederum zu Ausschreitungen gekommen. Dabei gerieten linke Gegendemonstranten und Polizisten aneinander. Die Beamten setzen Schlagstock und Pfefferspray ein.

Die islamkritische Initiative Pegida Frankfurt/Rhein-Main hat gestern ihre zweite Kundgebung in der Innenstadt abgehalten. Knapp 90 Pegida-Anhängern standen nach Polizeiangaben etwa 1200 Gegendemonstranten gegenüber. Die Polizei sicherte die Pegida-Veranstaltung auf einer abgesperrten Fläche vor der Katharinenkirche mit einem großen Aufgebot. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass aus der Menge Pyrotechnik, Böller und Eier auf die Frankfurter Pegida-Chefin und ihre Mitstreiter geworfen wurden.

Am Rande der Pegida-Kundgebung, die wegen der Gegendemonstration in extrem aufgeheizter Stimmung stattfand, kam es wie schon am Montag zuvor zu Ausschreitungen. Bereits vor Kundgebungsbeginn drängten Dutzende linke Aktivisten gegen Polizisten auf dem Friedrich-Stoltze-Platz, die Pegida-Anhängern den Weg zum Versammlungsort ermöglichen sollten. Die Beamten setzten Pfefferspray ein, um die Angreifer zurückzudrängen, was auch gelang. Während der Kundgebung versuchten Gegendemonstranten von der Zeil her, eine Polizeikette zu durchbrechen. Auch an dieser Stelle setzten die Beamten Pfefferspray ein.

Flaschen geworfen

Nach dem Ende der Pegida-Kundgebung sammelten sich große Gruppen teilweise vermummter Gegendemonstranten an den Absperrungen, um Pegida-Anhänger abzufangen. Der Polizei gelang es jedoch, ein Aufeinandertreffen zwischen den linken Aktivisten und den Islamkritikern zu verhindern. Die Pegida-Anhänger wurden von Polizisten vom Versammlungsort weggeführt. An der Hauptwache, deren B-Ebene zu diesem Zweck zeitweise mit Gittern gesperrt wurde, flogen mehrere Flaschen auf Einsatzkräfte.

Im Anschluss formierte sich eine Spontandemonstration aus ungefähr 500 Menschen, die in Richtung der Konstablerwache zog. Dabei wurden wiederum Flaschen auf Polizisten geschleudert. Kurz vor der Konstablerwache stoppten Beamte den Umzug und kesselten die Demonstranten vorübergehend ein. Schließlich durfte die Gruppe aber zur Hauptwache weiterziehen, wo sie sich auflöste.

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Platzverweis erteilt

Ein Polizeisprecher sagte kurz vor Redaktionsschluss, dass es im Laufe des Einsatzes fünf Festnahmen und einen Platzverweis gegeben habe. Außerdem sei die Identität von vier Personen festgestellt worden. Wie viele Verletzte es gab, stand zunächst nicht fest. Bekannt war nur, dass eine Beamtin leicht verletzt wurde, offenbar durch einen Tritt.

Die Polizei hatte die Erfahrungen der ersten Pegida-Kundgebung in die Einsatzplanung einfließen lassen. Sie hatte die abgesperrte Zone so vergrößert, dass ein Abgang zur B-Ebene einbezogen war. Außerdem riegelte sie die Straße „Katharinenpforte“ zwischen der Katharinenkirche und dem „Sport-Palast“ ab. Wer von der Hauptwache zum Stoltze-Platz wollte, um Pegida-Anhänger „abzupassen“, musste über die Liebfrauen- und Bleidenstraße, wo Polizisten in großer Zahl standen.

Der Polizeisprecher kritisierte, dass die Gegenproteste wieder unfriedlich verliefen. Während der Kundgebung wurden außer Eiern auch mehrere Riesenböller in die Pegida-Gruppe geworden. Eine Art Brandsatz, aus dem Flammen und Rauch schossen, landete den Islamkritikern direkt vor den Füßen. Die Polizei forderte immer wieder dazu auf, das Werfen von Gegenständen zu unterlassen. Weil das nicht geschah, wurde die Polizeipräsenz bei der Gegendemo irgendwann verstärkt.

Die Pegida-Redner, die von den Gegendemonstranten einmal mehr niedergeschrien wurden, hatten vor der Katharinenkirche ein riesiges Deutschlandbanner aufgespannt. Auf einem Plakat wurde ein Zusammenhang zwischen Flüchtlingszuwanderung und drohendem Bürgerkrieg hergestellt. Auf den Plakaten der Gegendemonstranten prangten Parolen wie: „Menschenrechte statt rechte Menschen“.

Heidi Mund, Kopf von Pegida Frankfurt/Rhein-Main, kritisierte die deutsche Presse als „Systempresse“. Sie warnte ihre Mitstreiter davor, Interviews zu geben, weil das Gesagte häufig falsch zitiert oder verkürzt wiedergegeben werde. Munds Ausführungen wurden mit Pfiffen und Rufen wie „Halt’s Maul, halt’s Maul!“ quittiert. Ein Pegida-Redner brachte die Mitglieder der Antifaschistischen Aktion damit zur Weißglut, dass er die Hitlerjugend, die Freie Deutsche Jugend der DDR und die Antifa in einem Atemzug nannte und als gleichermaßen ideologisch verbrämt bezeichnete.

Pegida versuchte mitunter, sich vom Nationalsozialismus abzugrenzen und in eine Reihe mit „Patrioten“ wie dem Hitler-Attentäter Stauffenberg zu stellen. Allerdings trat auch ein Redner auf, dessen rechtsextreme Gesinnung offenkundig war. Mund distanzierte sich indirekt von ihm. Linke Gruppen twitterten, dass mehrere Anhänger der rechtsradikalen Autonomen Nationalisten anwesend gewesen seien. Übrigens verkündete ein Polizist nach der Kundgebung über Lautsprecher, dass Pegida nächsten Montag wohl nicht in Frankfurt demonstrieren wird.

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