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Probleme im Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen: Wirte wollen Sperrstunde abschaffen

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Polizei Alt-Sachsenhausen
Die Polizei ist im Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen im Dauereinsatz (Symbolbild). © Andreas Arnold/dpa

Eine Initiative von Wirten in Alt-Sachsenhausen denkt schon an die Zeit nach Corona und schließt sich zusammen, um gemeinsame Forderungen an die Frankfurter Stadtpolitik zu stellen.

Frankfurt – In einem offenen Brief an alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben sich am Dienstag (27.10.2020) drei Dutzend Gastronomen aus dem Amüsierviertel in Alt-Sachsenhausen gegen eine Vorverlegung der Sperrstunde von 5 auf 3 Uhr ausgesprochen. Dies ist der Schankschluss, der vor Corona galt. Momentan darf - wie in ganz Frankfurt - nur bis 23 Uhr ausgeschenkt werden.

Kneipenviertel in Frankfurt: Protest gegen Vorverlegung der Sperrstunde

"Grundsätzlich verstehen wir, dass es Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung geben muss", sagt Thomas Winterscheid (Ponyhof), der Sprecher der Initiative. Aber der Vorstoß ziele bereits auf die Zeit danach. Deshalb müsse man eine solche Zeitbeschränkung jetzt diskutieren. So befürchten die Club- und Kneipenbetreiber, dass die Regelung im Zusammenhang mit Corona quasi en passant beschlossen werden soll. Wörtlich heißt es in dem offenen Brief: "Als ortsansässige Gastronomen möchten wir aufs Schärfste gegen eine Vorverlegung protestieren." Und weiter: "In Alt-Sachsenhausen sind knapp über 80 Gastronomien ansässig. Diese erwirtschaften im Jahr ca. 20 Mio. Euro Umsatz. Ungefähr 3/4 der ansässigen Gastronomien sind auch nach 1 Uhr noch geöffnet und haben größtenteils hier erst ihre Hauptgeschäftszeiten. Geschätzt werden momentan ca. 400 Arbeitsplätze durch die Betriebe erschaffen."

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Thomas Winterscheid vom Ponyhof in Alt-Sachsenhausen (2. von rechts). © Kammerer

Frankfurter Wirte fordern allgemeines Glas- und Alkoholverbot

Doch die Wirte gehen noch einen Schritt weiter. "Wir sind überzeugt, dass eine komplette Abschaffung der Sperrstunden-Regelung sowie ein allgemeines Glas- und Alkoholverbot auf den Straßen des Viertels die Probleme eher lösen kann, indem es die Lage entzerrt, da nicht mehr alle Gäste gleichzeitig und unfreiwillig zu einer bestimmten Zeit auf die Straße gesetzt werden." Damit spielen sie auf einen Vorfall im September an, bei dem ein Polizeibeamter durch einen Flaschenwurf verletzt wurde. Dazu der offene Brief: "Laut Polizeipressebericht ist der Einsatz an jenem Abend überhaupt erst dadurch entstanden, dass ein Wirt in der Großen Rittergasse seine Gäste aufgrund der nahenden Sperrstunde zum Gehen auffordern musste. Hätte es also keine Sperrstunde gegeben, wäre der Einsatz vermutlich erst gar nicht von Nöten gewesen." Und weiter: "Wir möchten nicht bestreiten, dass es in der Vergangenheit zu Vorfällen auf den Straßen in Alt-Sachsenhausen kam. Auch für uns Gastronomen sind solche Vorfälle nicht wünschenswert, da dadurch ein schlechtes Licht auf das Viertel geworfen wird."

Gastronomen in Frankfurt: „Fühlen uns als Sündenbock“

Und abschließend: "Wir Gastronomen fühlen uns durch eine solche Maßnahme in Sippenhaft genommen und als Sündenbock dargestellt für Fehler, die an anderer Stelle gemacht werden. Die Verlegung der Sperrstunde wäre aus unserer Sicht restriktiver Aktionismus, um sich nicht mit den realen Problemhintergründen beschäftigen zu müssen." (ou)

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