Kaum Platz für neue Wohnungen in Frankfurt: Bauflächen fast aufgebraucht

Einrichtungen wie die Brotfabrik werden zunehmend verdrängt. Viel Platz für neue Wohnungen gibt es in Frankfurt nicht mehr.
Frankfurt – Der Fall Brotfabrik zeigt: Die Innenentwicklung von Frankfurt stößt an ihre Grenzen. Davon ist Planungsdezernent Mike Josef (SPD) überzeugt. Die starke Nachfrage nach Wohnungen setze nun wichtige, bestehende Einrichtungen und Infrastruktur zunehmend unter Druck.
Das zeigt sich am riesigen Aufschrei, als mit einem Bericht in dieser Zeitung bekannt wurde, dass der Brotfabrik in Hausen das Aus droht. Die Eigentümerin will das Gelände mit dem Kulturzentrum darauf verkaufen, Wohnungen sollen dort entstehen. Nun suchen die Politiker im Römer sowie die Dezernate für Planung, Immobilien und Kultur der Stadträte Mike Josef, Sylvia Weber und Ina Hartwig (alle SPD) händeringend nach Lösungen.
Frankfurt betreibt gute Entwicklung in den Innengebieten der Stadt
Josef sieht die Brotfabrik in einer Reihe ähnlicher Fälle aus der jüngsten Zeit: So soll der Musikbunker im Marbachweg Wohnbauten weichen; aktuell können die Künstler mit einer Gnadenfrist zunächst zwei Jahre darin bleiben. Und in Eschersheim wurde vor anderthalb Jahren das Traditionslokal Drosselbart weggerissen, damit dort ein Haus mit 45 Wohnungen entstehen kann.
"Wenn ich immer nur alles über die Innenentwicklung lösen will, bedeutet das, dass ich auch wichtige infrastrukturelle Einrichtungen irgendwann einmal verliere", folgert Josef aus den Fällen. Innenentwicklung sei wichtig, weil sie Flächen am Stadtrand spare. Deshalb habe Frankfurt auch 30 Jahre lang "eine sehr gute Innenentwicklung betrieben", lobt der Planungsdezernent.
Stadtentwicklung Frankfurt: Klassische Bauflächen weitgehend aufgebraucht
So wurden beispielsweise viele ehemalige Gelände der US-Armee zu Wohngebieten wie die McNair-Kaserne in Höchst, die Edwards-Kaserne am Frankfurter Berg, die Atterberry-Kaserne und die Betts-Housing an der Friedberger Warte. Auch werden immer wieder Gewerbeareale umgenutzt: Aktuell wird zum Beispiel die frühere Mercedes-Benz-Niederlassung an der Hanauer Landstraße zum Wohngebiet "Oststern". "Die klassischen Konversionsflächen" seien inzwischen aber weitgehend aufgebraucht, erklärt Mike Josef. "Deshalb braucht die Innenentwicklung jetzt Entlastung."
Das werde überdeutlich, wenn wichtige Bestandseinrichtungen wie die Brotfabrik unter Druck kämen. "Für eine Entlastung für den Innenbereich muss ich auch in den Außenbereich gehen", folgert der Dezernent. Die Erkenntnis sei auch nicht ganz neu: Das Planungsdezernat habe das im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Istek) aus dem Jahr 2019 "sehr deutlich gemacht". Es sieht den Bau von bis zu 70 000 Wohnungen bis 2030 vor - zur Hälfte durch Innenentwicklung, etwa Aufstockungen, zur anderen Hälfte aber auch durch Neubaugebiete am Stadtrand, etwa den Stadtteil Nordwest zwischen Praunheim und Steinbach an der A5.
Grüne sehen in Frankfurt noch genügend freie Flächen für Entwicklung
Von verstärkter Außenentwicklung hält Julia Frank, Planungspolitikerin und Vorstandssprecherin der Frankfurter Grünen, jedoch "nicht sehr viel". Die Partei führt die Römer-Koalition mit SPD, FDP und Volt an. "Wir haben in Frankfurt noch genügend Flächen, die wir entwickeln können."
Beispielsweise sei am Kulturcampus in Bockenheim "seit zehn Jahren nichts geschehen", erinnert Frank. "Mit so etwas fangen wir erst einmal an, bevor wir Felder plattmachen." Auch sei Außenentwicklung längst vorgesehen, beispielsweise das Hilgenfeld am Westrand des Frankfurter Bergs. "Es gibt noch genug Projekte, bevor wir nach außen gehen", betont die Grünen-Chefin.
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Opposition stimmt Regierung bei Stadtplanung in Frankfurt zu
Das sieht sogar die Opposition ähnlich: "Mike Josef sollte einmal bei den Projekten in die Puschen kommen, die seit vielen Jahren in Planung sind", fordert Albrecht Kochsiek, planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer. Allein in Bonames-Ost könnten Wohnhäuser auf 33 Hektar entstehen. Wenn das Stadtplanungsamt das alleine nicht schneller schaffe, müsse es externe Planer hinzuholen - was die CDU mehrfach gefordert habe.
Auch sei die Innenentwicklung noch nicht ausgereizt, mahnt Kochsiek. "Es gibt noch so viele Bauten aus den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren, die man aufstocken könnte." Diese Chancen müsse die Stadt auch nutzen.
Und in den Milieuschutzgebieten "lässt die Stadt ein riesiges Potenzial brachliegen", kritisiert der CDU-Politiker. Viele Hauseigentümer seien zum Aufstocken und damit zum Bau von mehr Wohnungen zwar bereit, scheuten aber wegen der rigiden städtischen Vorgaben jegliche Investitionen. Albrecht Kochsiek fordert deshalb: "Da muss Herr Josef deutlich mehr Gestaltungsspielraum zulassen." (Dennis Pfeiffer-Goldmann)