Zwischen Trauer und Märchen
Sehnsucht klingt aus der ruhigen Stimme in dem Wohnzimmer mit hohem weißem Kachelkamin, roten Tulpen und einem Spruchschild mit der Aufschrift „Wenn meine Seele Urlaub braucht, gehe ich in den Garten“. Ihre Tigerkatzen Simba und Timmy mögen den Garten voller Obstbäume. Ihr Mann und ihre beiden Kinder die Tatsache, dass im Sommer Obst und Beeren direkt vor dem Fenster geerntet werden können. Thieswald-Schechter hat sie gefunden, die große Liebe und ihr „Ich“.
Vielleicht handelt auch deshalb jedes der mittlerweile vier Bücher der studierten Sozialpädagogin von Träumen und Sehnsucht. Ihr aktueller Roman „Als Undine wiederkam“ sei „leicht biografisch“, erzählt die Autorin, die kreative Schreibkurse am Gymnasium Riedberg gibt, eine Ausbildung als Familientherapeutin hat, bei der Familienhilfe und beim Frauennotruf ebenso gearbeitet hat wie in einer Beratungsstelle für beschützten Umgang. Der eingerichtet werden kann, wenn Kinder besonders geschützt werden müssen, weil Eltern sich getrennt haben. Der Roman spielt in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Im Leben und im Tod. Im Wald und im Wohnzimmer. Zwischen Mythos und ein bisschen Psycho. Zwischen Trauer, Dramatik, Romantik und Märchen. Auf der Suche nach dem Glück und falsch verstandener Liebe, die immer wieder flüchtet. Es geht um mangelndes Selbstwertgefühl, um Verhaltensweisen, die von Eltern übernommen werden. Um Spurensuche und Selbstreflexion der eigenen Emotionen.
Locker, leicht und geheimnisvoll spannend führen die Zeilen in die Geschichte von der Studentin Charlotta, deren Mutter plötzlich stirbt. Sie findet eine Geschichte und Gedichte, die ihre Mutter einst geschrieben hat und die weder ihr Vater noch ihr Bruder Jonathan kennen. Mit fiktiven Schwestern, alle auf der Suche nach der großen Liebe. Liebe, die auch Charlotta sucht. Im Gespräch mit Vater und Bruder beginnt die Suche nach dem wahren Ich und dem Ziel, die Suche der Mutter weiterzuleben. Nur besser.
Schon als Elfjährige schrieb sie
Die Autorin Beate Thieswald-Schechter, die in Eisenach geboren wurde, weiß, was sie will und wie sie Leser in den Bann, ins Reich der Träume und Sehnsüchte zieht. „Mit elf Jahren habe ich meinen ersten Science-Fiction-Roman geschrieben“, verrät sie. Mit 15 den zweiten. „Drei Kinder im Weltall“ hieß die erste Geschichte, die zweite „Man schrieb das Jahr 2075“. Sie wollte noch viel mehr schreiben, dachte aber, sie brauche mehr Lebenserfahrung, und nahm sich vor, mit 40 Jahren wieder zu schreiben.
Seit 2000 lebt sie in Frankfurt. Kurz nachdem sie mit ihrem Mann in Jena zusammengezogen war, wurde er nach Wetzlar versetzt. „Wir wollten in einer schönen Stadt leben“, sagt sie lächelnd. Einen Tag lang haben sie gesucht. „Frühstück in Gießen, Mittagessen in Marburg, Kaffeetrinken in Wetzlar. Abends waren wir in Frankfurt und sind durch die Straßen in Bornheim gezogen. Das fanden wir toll und waren uns sofort einig, dass wir nach Frankfurt ziehen. Wir kommen beide vom Dorf und wollten in eine Stadt. Nur nicht mitten rein, sondern auch mit Natur.“ Die Wahl fiel auf den Riedberg. Nicht weit vom Gewusel und nicht zu weit weg vom Wald. Dorthin, wo Bücher entstehen. Voller Mystik und Träume. Am Donnerstag, 23. Februar, liest Beate Thieswald-Schechter aus „Als Undine wiederkam“ um 20 Uhr mit musikalischer Untermalung im Literaturcafé Mutz in Niederursel; am Freitag, 24. Februar, um 20 Uhr im Heddernheimer Kulturzentrum „halb.elf“. SABINE SCHRAMEK