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Wandel im Bahnhofsviertel: Kultkiosk Yok Yok muss umziehen

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Der Kultkiosk Yok Yok im Bahnhofsviertel muss seinen bisherigen Standort aufgeben. Der Mietvertrag wurde nicht mehr verlängert. Aber es gibt bereits ein neues Zuhause in Laufnähe.

Frankfurt – Jetzt ist es offiziell: Der Kultkiosk Yok Yok im Bahnhofsviertel muss sein Zuhause in der Münchener Straße 32 verlassen. „Seit Anfang des Jahres wusste ich, dass unser Mietvertrag nicht mehr verlängert wird“, sagt Betreiber Nazim Alemdar am Dienstagnachmittag. Er steht hinter der Kasse unweit der vielen Kühlschränke, lässig mit einer Zigarette im Mund, gibt das Interview, telefoniert und bedient gewohnt herzlich seine Kundschaft. Alles fast parallel, und er bleibt superentspannt. „Ich meckere nicht, weil wir ausziehen müssen“, sagt er. Traurig ist der 65-Jährige auch nicht. Nostalgie oder Wut sind nicht sein Ding.

Zudem hat das Yok Yok bereits eine neue Bleibe gefunden – und das in Laufnähe: „Wir ziehen in das leerstehende Corona-Testzentrum am Hauptbahnhof 6, gegenüber vom Hauptbahnhof. Mental sind wir schon da.“ Der Umzug könnte jeden Tag erfolgen. „Es müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten geklärt werden, dann geht es sofort los“, sagt Alemdar. Die neue Location sei sogar etwas größer und besser geschnitten.

Frankfurter Bahnhofsviertel: Grund für Umzug wurde Betreiber nie genannt

Der Grund dafür, dass er den bisherigen Standort verlassen muss, sei ihm nie genannt worden. „Ich vermute, es lag daran, dass sich ein, zwei Nachbarn wegen des Lärms beschwert haben.“ Die Hausverwaltung habe ihm nur mitgeteilt, der Eigentümer habe andere Pläne. „Ich hoffe, dass was Gutes reinkommt.“

Betreiber Nazim Alemdar nimmt den allerersten Kühlschrank des Kultkiosks mit ins neue Zuhause des Yok Yok.
Betreiber Nazim Alemdar nimmt den allerersten Kühlschrank des Kultkiosks mit ins neue Zuhause des Yok Yok. © Monika Müller

Das Yok Yok ist deutschlandweit als Treffpunkt bekannt. Besonders in Sommernächten versammeln sich vor dem Kiosk und auf den Bürgersteigen viele Menschen, die zusammen feiern. Alemdar ist selbst so etwas wie eine Kultfigur im Bahnhofsviertel. Er sammelt Spenden für karitative Projekte, hat Ehrenämter und stellt seinen Kiosk auch für Kunstausstellungen zur Verfügung. Kein anderer Kiosk in Deutschland darf übrigens „Yok Yok“ heißen. Das hatte das Oberlandesgericht Frankfurt vor zwei Jahren entschieden.

Yok Yok zieht im Frankfurter Bahnhofsviertel um: „Es wird also alles so bleiben, wie es ist.“

Aus seiner türkischen Heimat kam Alemdar 1977 nach Deutschland; er lebt seit 1980 in Frankfurt. Seit „über 15 Jahren“ (mit Jahreszahlen habe er es nicht so genau) betreibt er an diesem Ort das Yok Yok als Kiosk. Zuvor verkaufte er dort Bücher, CDs, Videokassetten. „Aber dann kam das Internet.“ Und so entstand die Idee, eben einen Kiosk zu machen. „Meine Kunden sind wie Familie. Das ist keine Show. Mein Team und ich machen unseren Job mit dem Herzen.“ Er erzählt Anekdoten wie die von zwei jungen Frauen, denen er nachts um zwei Uhr für ihren Umzug spontan eine Stehlampe organisierte – und die sich am nächsten Tag mit einem Blumenstrauß bedankten. „Das hat mich sehr gerührt.“

Dann betont er: „Es wird nach dem Umzug also alles so bleiben, wie es ist.“ Alemdar zeigt auf den ersten Kühlschrank, den er hier aufstellte. „Beschleuniger-Schrank“ steht darauf, Eintracht-Sticker und Aufkleber mit Sprüchen wie „Frankfurt gibt dir“ zieren ihn. Von Whiskey-Cola-Dosen bis Hugo Sprizz ist alles drin, bei Yok Yok gibt es mehr als 220 Sorten Bier. „‚Gibt’s nicht‘ gibt’s nicht“, sagt Alemdar und lacht. „Yok Yok“ ist Türkisch und bedeutet eben das: „‚Gibt’s nicht‘ gibt’s nicht“.

Yok Yok ist im Bahnhofsvierteil eine „Institution“

„Dieser Kühlschrank zieht mit um. Überhaupt nehme ich fast alle Kühlschränke und Möbel mit, auch die Geschenke von meinen Kunden.“ Darunter Schilder, Bilder und alte Geldscheine. Der Großteil der Stammkundschaft sei über den Umzug informiert, ein paar Leute erfahren es an diesem Tag. Ein junger Mann, der gerade sein Feierabendbier holt, sagt: „Das ist traurig. Das Yok Yok an dieser Stelle ist doch eine Institution. Aber wir freuen uns, dass es in der Nähe bleibt. Wir werden auf jeden Fall hinkommen.“ (Kathrin Rosendorff)

Das Yok Yok hatte bereits Probleme mit Nachahmern. Nachdem ein Mitbewerber Namen und Schriftzug des berühmten Kiosks kopiert hatte, gab das Oberlandesgericht Frankfurt dem Betreiber Nazim Alemdar Recht.

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