Frankfurter Frankziskustreff beschenkt Bedürftige

Ein Teller Suppe und ein Paar Socken für die einen, ein RMV-Ticket für die anderen: Der Franziskustreff hatte an Heiligabend für jeden das richtige Geschenk.
Vor dem Eingang zum Franziskustreff hat sich eine kleine Schlange gebildet. Der Andrang beim Frühstück für obdachlose und arme Menschen im Kapuzinerkloster Liebfrauen ist an diesem Morgen des Heiligen Abend besonders groß, und es dürfen nur jeweils 20 Leute gleichzeitig hinein. Im Hinterzimmer des Gastraums darf sich jeder, der an den Feiertagen zur Mahlzeit oder auch nur so vorbeikommt, Geschenke abholen. Neben Beuteln mit Süßigkeiten und Drogerieartikeln sowie sorgfältig beschrifteten Päckchen türmen sich hier Strickwaren wie Mützen, Socken, Handschuhe und Schals.
Die Handarbeiten sind dem Engagement von Marianne Sänger und ihrem Kreativkreis aus der Begegnungsstätte Gallus zu verdanken. Den Geschmack des Mannes, der gerade mit einer Kopfbedeckung und dem dazupassenden Halswärmer bedacht wird, haben die Damen getroffen. „Der erste Blick entscheidet“, erklärt er. Die hellen Sachen mit den roten Streifen „gefallen mir“.
Frankfurter Stiftung ermöglicht persönliche Geschenke
Niemand muss ohne eine Gabe den Raum verlassen. Spenden wie jene auch von Reinhild Fassler aus dem Taunus, die seit Jahren in ihrer Umgebung Waren für die Gäste des Frankfurter Projektes erbittet, stellen das sicher. Auf mehr als 150 Personen, die auf einer Liste stehen, warten sogar persönliche Präsente. Aus einer vorgegebenen Auswahl hatten sich die Bedürftigen im Vorfeld etwas aussuchen können: einen Einkaufsgutschein für Lebensmittel oder Bücher, ein Kino- oder ein RMV-Ticket. Die Flughafenstiftung, erzählt Bruder Michael Wies, der den Franziskustreff leitet, habe 10 000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit konnten die individuellen Wünsche erfüllt werden. Darüber hinaus gibt es weitere 120 Überraschungspakete, auf denen steht, zu wem sie passen: „Unisex mit Hund“ etwa.
Fast alle Beschenkten freuen sich sichtlich und bedanken sich höflich. Viele sind Wies persönlich bekannt; er weiß Bescheid über ihre Lebensgeschichten. Doch es gebe im Franziskustreff auch zahlreiche neue Gesichter, obwohl sich die Zahl der Besucher nicht verändert habe. Eine wirkliche Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch hat der Mönch nicht.
Die Not in Frankfurt ist größer geworden
Dass die Not gewachsen ist, lasse sich daran erkennen, dass die blaue Tonne, in der Brot angeboten wird, längst nicht mehr reicht, und zwei weitere dazugenommen werden mussten. Dank seiner „guten Öffentlichkeitsarbeit“, so Wies, könne sich der Franziskustreff nicht über mangelnden Spendenzulauf beschweren. In dieser Hinsicht sei man „gesegnet“. Der erste Platz beim Deutschen Fundraising Preis in diesem Jahr rückte die wertvolle Initiative einmal mehr in den Fokus der Allgemeinheit.
„Wir sind dankbar für jede Spende“, betont Wies, und die Bereitschaft sei zur Weihnachtszeit sehr hoch. Deshalb müsse man im November und Dezember besonders präsent sein. Er würde sich jedoch wünschen, dass „auch im Sommer mal jemand für uns Plätzchen bäckt“.
Neben einer Handvoll hauptamtlicher Mitarbeiter helfen mehr als 60 Ehrenamtliche beim Frühstück an den Werk- und Feiertagen mit. „Es ist echt schön“, sagt Karla Grey, die jeden Montag um 4.45 Uhr aufsteht, um beim Vorbereiten der Mahlzeit zu unterstützen, und auch bei der Ausgabe der Geschenke an diesem Freitag zupackt. Es gehe nicht nur darum, Gutes zu tun, „man bekommt selbst viel mehr zurück“.
Sein größter Wunsch: ein Ende der Corona-Beschränkungen
Aus dem Gastraum sind Geigenklänge zu hören. Ein Straßenmusiker spendet seine Kunst. Die weihnachtliche Atmosphäre ergänzen rote Papiersterne, die an der Decke aufgehängt sind.
Wies selbst würde sich wünschen, dass die coronabedingten Einschränkungen auch für seinen Aufgabenbereich gelockert würden. So könnten wieder mehr Menschen gleichzeitig im Kloster frühstücken, niemand müsste drumherum mehr Masken tragen und die Verweildauer könnte von derzeit 20 wieder auf 45 Minuten ausgeweitet werden. Für die Gäste würde das diese Art von Begegnung deutlich aufwerten. Man könnte viel offener miteinander umgehen, und ein Lächeln wäre wieder zu sehen.
Ein weiterer Besucher ist versorgt und packt gerade seine Sachen zusammen. „Ich finde es toll, dass es so etwas gibt“, sagt er auf Nachfrage. Allerdings könnten die „Kleinigkeiten“ seine großen Sorgen nicht mildern. „Das beste Geschenk für einen Obdachlosen“, fährt er fort, „ist eine Wohnung“.