Frankfurter, hört die Signale: Es ist Goetheturmfest!

Bei bestem Wetter kamen viele Besucher in den Stadtwald und genossen das Programm und das Idyll rund ums Wahrzeichen.
Seit drei Jahren steht stolz der neue Goetheturm, das Wahrzeichen von Dribbdebach seit 1931, das vor fünf Jahren durch Brandstiftung völlig zerstört worden war und nach altem Vorbild wieder aufgebaut wurde. Den Original-Turm hatte der jüdische Frankfurter Kaufmann Gustav Gerst finanziert. Der neue wurde mit vielen Spenden möglich. Seit 1982 wird im Sommer unterm „Termsche“ das Goetheturmfest fröhlich gefeiert.
Die Königin darf ihr Haupt behalten
Wenn 38 Frauen und Männer das Jagdhorn erheben und zur offiziellen Eröffnung des Goetheturmfestes blasen, gibt es auch bei knapp 30 Grad wohlige Gänsehaut. So schön passt das unter die 196 Stufen, die 43,3 Meter hoch hinaufführen. Alle halten inne. Die, die von oben vom Turm hinunterschauen und die auf Bierbänken, die hinaufschauen, als die Sachsenhäuser Jagdhornbläser mit ihren Kollegen von der Jägervereinigung Usingen und von Sankt Hubertus in Offenbach stimmungsvoll die Illusion von Hirschen, Rehen und Füchsen aufkommen lassen. Die freilich bleiben fern bei dem Gewusel im Wald.
Familien und Wanderer sind hier, die mitfeiern wollen mit den zwölf Vereinen, die unter dem Dach des Sachsenhäuser Vereinsrings alles geben, um das Fest perfekt zu machen. Alle Vereine und ehrenamtlichen Helfer tragen blaue Polo-Hemden mit Vereinsring-Logo, damit man sie schnell erkennt. Christian Becker (CDU), Vorsteher im Ortsbeirat 5, ist ebenso gekommen wie sein Parteikollege, der ehemalige Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, und die Gerade-noch-Brunnenkönigin Gabriele I. „Mal gucken, ob der Kopf noch sitzt“, sagt Markus Mannberger, der Erste Vorsitzende des Sachsenhäuser Vereinsrings, lachend - weil am nächsten Tag doch ihre Rübe runterkomme. „So heißt das in Königinnenkreisen, wenn die eine aus dem Amt geht und eine neue Königin kommt. Natürlich geht das unblutig ab“, sagt Mannberger, und die scheidende Königin nickt mit festem Kopf. Seit 2019 ist sie im Amt und übergab gestern das Amt an Jasmin I. Ein letztes Mal ist auch Umweltdezernentin und Stadträtin Rosemarie Heilig (Grüne) Schirmherrin des Festes. „Nächstes Jahr steht meine Nachfolgerin hier“, sagt sie zu den Gästen, bevor sie in brauner Schürze das große Binding-Fass mit dem zweiten Schlag ansticht.
Geheimnis um den Festkrug
Im zwölften Dienstjahr ist sie und nippt entsprechend routiniert an dem riesigen Bierkrug, bevor das Freibier fließt. Sie lobt die Zusammenarbeit mit dem Vereinsring, strahlt über den dicken Blumenstrauß, den sie als Dank bekommt. „Die Zusammenarbeit war super, alles ist eingespielt und die Bürokratie war dieses Jahr überhaupt kein Hindernis“, schwärmt Mannberger, der hofft, „dass es auch nächstes Jahr so sein wird“. Dann nimmt auch er einen großen Schluck aus dem großen Krug, bevor er auf den Festkrug hinweist.
Der trägt jedes Jahr ein neues Motiv, dieses Mal eine Straßenszene aus der Alten Rittergasse. Das Ölgemälde ist im Jahr 1905 von A. Berger signiert worden. Die Organisatoren konnten bisher nicht herausfinden, wer der Künstler ist, ob er ein Frankfurter oder ein Besucher war. Heilig gibt den Tipp, beim Institut für Stadtgeschichte nachzuforschen und motiviert die Besucher, sich zu melden, wenn sie etwas ahnen oder wissen über den Maler.
Zwischen Bratwurst, Äppler und Bier wird überlegt und gebabbelt, gelacht und über das Termsche geredet. Wie es damals war und wie schön es ist, dass es wieder da ist. Kinder tollen über das Gras, das nach dem Regen nicht wie im letzten Jahr wie eine öde Steppe aussieht. Man lässt es sich gut gehen. Der Musikzug der TG Bad Soden stimmt ein auf den zweiten Abend, den die Winwets Partyband aus Oberrad rockt. Die Stimmung ist locker und ausgelassen, schon bald ist kaum ein Platz mehr frei. Auch am gestrigen Sonntag wollten viele wiederkommen. Zum traditionellen Familiengottesdienst am Goetheturm, bevor das Blasorchester Stierstadt auf der Bühne für Unterhaltung sorgt - und die Rübe der Brunnenkönigin Gabriela I. runterkommt und ihre Nachfolgerin Jasmin I. feierlich ihr Amt antritt.