Frankfurter Messe bietet Raum für veganen Genuss

"Veggienale & Fairgoods" in der Jahrhunderthalle zeigt zwe Tage lang Ideen für eine nachhaltige Lebensart.
Handgefertigte Pralinen und Schokoladen locken Besucher der "Veggienale & Fairgoods", einer Messe im Kasino der Jahrhunderthalle, auf der sich alles rund um nachhaltige und vegane Lebensweisen dreht, an den Stand der Wuppertaler Manufaktur "Das Bernsteinzimmer". Oliver Pak muss eigentlich nicht viel erklären. Besucher wie Sabine Scheufler und Rolf Schwedux, die eigens aus Marburg angereist sind, wissen schon in etwa, welche Pralinen aus dem Sortiment sie mit nach Hause nehmen möchten. Zehn Stück an der Zahl wählen sie aus - jede einzelne mit einer unterschiedlichen Geschmacksrichtung. "Wir werden die Pralinen jeweils noch einmal teilen, damit wir beide davon kosten können", sagt Rolf Schwedux.
Ein Verzicht, ohne, dass es wehtut
Dass es sich dabei um vegane Schokolade handelt, ist den Pralinen nicht anzusehen. Das Marburger Ehepaar lebt seit ein paar Jahren strikt vegan - der Gesundheit und dem Tierwohl zuliebe, wie sie erzählen. Sie verzichten nicht nur auf Fleisch oder Fisch, sondern auf alle tierische Produkte wie Käse und Milch, auf Zucker und auch auf den Kauf von neuen Lederprodukten wie Schuhen oder Gürteln. "Man kann heute viel für das Tierwohl und für sich machen, ohne, dass es wehtut", sagt Sabine Scheufler.
Dass das Ehepaar den weiten Weg von Marburg nach Frankfurt zurückgelegt hat, um die Messe zu besuchen, liegt nicht daran, dass es in ihrer Heimatstadt keine veganen Geschäfte gibt. "Indem wir hierher kommen oder in veganen Geschäften einkaufen gehen, möchte wir die Idee unterstützen und zeigen, dass es eine Nachfrage dafür gibt", betonen die beiden.
Zum dritten Mal wird die zweitägige Veranstaltung im Kasino der Jahrhunderthalle von der Agentur Ecoventa GmbH aus Berlin organisiert, die 2015 von Daniel Sechert gegründet wurde. 45 Aussteller aus den Bereichen vegane, nachhaltige und fair gehandelte Produkte, aber zum Beispiel auch eine grüne Krankenkasse, Tierschutz, ein grüner Online-Marktplatz aus Deutschland, vegane Mode oder grüner Strom stellen sich und ihre Ideen vor,
In Zeiten der Corona-Pandemie gelten auch für Messeveranstalter besondere Vorschriften. Das gilt nicht nur für die Hygiene, sondern auch für den Einlass. "300 Leute dürfen gleichzeitig auf der Messe sein", erklärt es Sechert. Dass überhaupt zu viele Menschen auf einmal in den Räumen des Kasinos sind, davon geht er dieses Mal nicht aus. "In der Vergangenheit hatte wir an den zwei Messe-Tagen hier meist rund 4000 bis 5000 Besucher", erzählt er weiter. Dieses Mal rechne er insgesamt mit rund 2000 Besuchern. Das zeichne sich nach dem ersten Veranstaltungstag ab.
Frankfurt sei nicht der einzige Ort, an dem die Messe durchgeführt werde. "Wir sind mittlerweile in zehn Städten in Deutschland", sagt Sechert. Während die Messen im Frühjahr ausgefallen sind, sei es ihm wichtig gewesen, die Herbstmessen durchzuführen - auch mit dem Wissen, dass viel weniger Publikum kommen werde. "Wir wissen nicht, wie lange Corona uns noch beschäftigten wird und mir ist es wichtig, zu zeigen, dass Messen trotzdem möglich sind, wenn jeder sich an die Regeln hält", sagt er.
Wo sich sonst in den Räumen des Kasinos Menschen drängeln, ist dieses Mal viel Freiraum. Keine Schlangen, kein großes Warten vor den Ständen. Ein Austausch zwischen Anbietern und Konsumenten ist, trotz Mund-Nasen-Schutz auch mit dem nötigen Abstand zueinander möglich. Weniger Menschen bedeutet nämlich auch weniger Lautstärke.
Kein Warten vor den Ständen
Aus dem Bedürfnis auch im Winter frisches, selbstgezogenes Grün im Salat oder im Smoothie zu haben, entwickelten Christian Zinke und Manuel Voigt die Idee zu ihrem Start-up "Grow-Grow-Nut", das 2019 mit dem Hessischen Gründerpreis ausgezeichnet wurde. In Kokosnussschalen kann sich jeder etwa aus Radieschensamen, Kresse oder Brokkolisamen frische Sprossen ziehen. Das gesamte Set stellt Zinke an seinem Stand vor.
Alternativen zu traditionellem Käse gibt es am Stand von Yannick Fosse. Der Franzose aus dem Elsass ist zum ersten Mal auf der Veranstaltung und stellt fünf verschiedene Käsesorten vor, die statt auf Milch eine Basis aus Cashewnüssen haben. Für Frankreich als Land des Käses ist solch eine Alternative eher noch ungewöhnlich. Das weiß er selbst und erzählt, dass es durchaus im Nachbarland auch eine vegane Bewegung gebe. Er komme aus einer Familien mit Veganern, was auch seine Motivation begründe, veganen Käse herzustellen.
"Trotz weniger Besucher, sind die Aussteller sehr zufrieden", sagt Sechert. Das bestätigt auch Oliver Pak von der Schokoladen-Manufaktur: "Die Leute sind interessiert und kommen ganz gezielt."