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Frankfurter Sternsinger trotzen der Pandemie und gehen neue Wege

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Von: Sarah Bernhard

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175 Bilder malten die Nieder Sternsinger (im Bild von links nach rechts: Valentina, Antonija und Karolina) mit Hilfe von Gemeindereferentin Verena Nitzling (im Hintergrund) aus, jeder Empfänger eines Segenspakets bekam außerdem persönliche Segenswünsche.  Foto: Maik Reuss
175 Bilder malten die Nieder Sternsinger (im Bild von links nach rechts: Valentina, Antonija und Karolina) mit Hilfe von Gemeindereferentin Verena Nitzling (im Hintergrund) aus, jeder Empfänger eines Segenspakets bekam außerdem persönliche Segenswünsche. Foto: Maik Reuss © Maik Reuß

Hausbesuche der Jungen und Mädchen fallen wegen Corona in diesem Jahr aus, doch die Gemeinden haben Ersatz organisiert - und die Sternsinger waren fleißig.

Frankfurt -Corona macht auch vor der Sternsinger-Tradition nicht Halt: Die Heiligen Drei Könige müssen in diesem Jahr zu Hause bleiben - es wäre viel zu gefährlich, mitten in der Pandemie Kinder umherzuschicken. Das heißt aber nicht, dass der traditionelle Haussegen für 2021 ausfällt: "Die Not der Kinder, auf die die Sternsinger-Aktion zielt, geht weiter - und der Segen auch", sagt Stadtdekan Johannes zu Eltz. "Heller denn je" lautet deshalb auch das diesjährige Motto. "Das gefällt mir, weil es ein bisschen trotzig klingt", sagt zu Eltz. Um den Segen auf neue Weise zu den Menschen zu bringen, haben sich die Frankfurter Kirchengemeinden einiges einfallen lassen.

Viele Kirchorte verschicken zum Beispiel gesegnete Sternsinger-Päckchen, die als Minimum das Gebet der Sternsinger und einen Aufkleber des Segens "20*C+M+B+21" ("Christus mansionem benedicat", Christus segne dieses Haus) enthalten. Auch in vielen Kirchen, etwa im Dom, liegen die Aufkleber aus. 777 Stück hat die Dompfarrei bestellt, deutlich mehr als bisher: In den vergangenen Jahren waren die Aufkleber vor allem für diejenigen gedacht, die den Besuch der Sternsinger verpasst hatten. "Am Palmsonntag, als wir in den Kirchen Palmzweige ausgelegt haben, waren sie innerhalb kurzer Zeit vergriffen. Das wollten wir nicht noch einmal haben", sagt zu Eltz.

Segenspakete: Kinder malten 175 Bilder aus

Auch Verena Nitzling von der Markusgemeinde hat gemeinsam mit rund 30 Sternsingern Segenspakete gebastelt - auf ziemlich hohem Niveau. Neben dem Aufkleber fanden 175 Nieder Haushalte am vergangenen Samstag in ihrem Paket auch ein Segensarmbändchen und ein Faltbuch, das Nitzling und die Kinder für jede Familie gesondert gestaltet hatten: "Ding, dong", steht auf der Vorderseite unter dem Klingelschild der jeweiligen Familie. Drinnen finden sich Lieder, ein Spendenaufruf, ein Bild der Sternsinger, das die Kinder ausgemalt haben, und ein persönlicher Segenswunsch. "Das war richtig viel Arbeit", sagt Nitzling. "Aber es hat Spaß gemacht, obwohl mir nach dem Ausmalen ein bisschen die Hand wehgetan hat", sagt Valentina (10).

Und das ist noch nicht alles: Für diejenigen, die die Kinder lieber in Aktion sehen wollen, haben Nitzling und ihre Schützlinge ein Video gedreht. Fast acht Minuten lang bringen sie Sternsinger-Atmosphäre auf den Bildschirm, singen, beten und bitten für Kinder in Not. "Wir haben das Video ursprünglich für diejenigen gedreht, die im Krankenhaus oder Altenheim sind", sagt Nitzling. Als Mitte Dezember klar wurde, dass die Sternsinger nicht laufen dürfen, habe sie einfach umgeplant.

Auch die Sankt Jakobusgemeinde, in der in normalen Jahren mehr als 60 Sternsinger unterwegs sind, hat sich für ein Video entschieden: Drei Kinder aus einer Familie plus eine beste Freundin besuchen als fiktives Sternsingerteam eine Familie. Anders als der Clip aus der Markusgemeinde wird dieses Video aber erst heute Nacht freigeschaltet.

Für Menschen, die die Sternsinger selbst erleben wollen, gibt es am Dreikönigstag in vielen Gemeinden entsprechende Gottesdienste. "Wenn die Sternsinger nicht zu Ihnen kommen können, kommen Sie zu den Sternsingern" lautet hier das Motto. "In den Kirchen haben wir genug Platz, den Abstand einzuhalten, anders, als es vielleicht im Überschwang der Freude an der Haustür geschieht", sagt Hans-Peter Labonte, Pastoralreferent der Jakobusgemeinde, stellvertretend für alle anderen.

Gesammelt wird in diesem Jahr besonders für Kinder in der Ukraine, deren Eltern im Ausland arbeiten - und deren Situation durch die Reisebeschränkungen noch schwieriger geworden ist. "Viele Kinder bleiben alleine", sagt Johannes zu Eltz. Auf das Kindermissionswerk, an das alle Spenden übergeben werden, hält der Stadtdekan große Stücke: "Es hat niedrige Verwaltungskosten, so dass das Geld ziemlich direkt an die Bedürftigen geht." Außerdem arbeite es mit lokalen Partnern zusammen, deren Hilfe in der Regel sehr effektiv sei. Spenden können in den Pfarrbüros abgegeben oder überwiesen werden. Noch einfacher geht es über sternsinger.de/spenden/spendenaktionen. Wer nach unten scrollt, kann seine eigene Kirchengemeinde suchen und direkt überweisen.

Neben den gemeindespezifischen Aktionen legt Johannes zu Eltz Wert auf eine stadtweite Feier. "Der Segen im öffentlichen Raum ist mir wichtig, weil er sonst womöglich irgendwann in einen kleinen Winkel verbannt wird." Normalerweise findet zu diesem Anlass ein großer Empfang im Römer statt. Doch auch der fällt in diesem Jahr Corona-bedingt aus. Ganz wollte zu Eltz dann aber doch nicht verzichten. "Wir machen einen Empfang, aber miniklein", sagt er. "Um das zu segnen, was Frankfurt als Gemeinschaft zusammenhält."

Darum gibt es die Sternsinger

Das Dreikönigssingen wird vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" sowie dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend getragen. Seit 2015 gehört es zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe. Hunderttausende Kinder und Jugendliche sind dafür jährlich im Einsatz, im vergangenen Jahr kamen knapp 53 Millionen Euro an Spenden zusammen. Nach Angaben der Veranstalter ist es die größte Solidaritätsaktion ihrer Art weltweit. Das gesammelte Geld kommt jedes Jahr einem anderen Zweck zugute. 2021 will die Aktion auf Kinder aufmerksam machen, die in der Ukraine mit nur einem Elternteil, bei Großeltern oder in Pflegefamilien aufwachsen, weil ihre Eltern im Ausland arbeiten. Schätzungen zufolge sind dort zwei Millionen Kinder betroffen.

Die Sternsinger selbst dürfen lediglich die geschenkten Süßigkeiten behalten, die, genauso wie Spenden, in den Pfarrbüros abgegeben werden können. Wegen Corona wurde die Aktion verlängert und läuft bis 2. Februar. pgh

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