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Folgen des Ukraine-Kriegs: Frankfurter Taxifahrer fordern deutlich höhere Tarife

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Von: Thomas J. Schmidt

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Manchmal warten Taxifahrer lange auf einen Kunden - zum Beispiel hier am Taxistand in der Bornheimer Saalburgstraße FOTO: rolf oeser
Manchmal warten Taxifahrer lange auf einen Kunden – zum Beispiel hier am Taxistand in der Bornheimer Saalburgstraße. © Rolf Oeser

Auch die Taxibranche leidet derzeit unter den Folgen des Ukraine-Kriegs. Inflation und Sprit-Preise drücken den Gewinn extrem. Fahrer fordern nun höhere Tarife.

Frankfurt – 20 Prozent höhere Tarife: Das wäre nach Ansicht von Frankfurts Taxibranche nur recht und billig. Die Gründe für die Forderung sind vielfältig, haben alle mit den Dauerkrisen zu tun, zum Beispiel mit dem Ukrainekrieg. Svemir Islamcevic spürt ihn heftig: "2,37 Euro war das Teuerste, das ich für den Liter Diesel zahlen musste", sagt er. "Es ist einige Wochen her. Zum Glück ist der Preis jetzt wieder gesunken." Rund zwei Euro muss er zahlen, wie alle, die Diesel tanken. Gestern lagen die günstigsten Angebote bei rund 1,84 Euro, abhängig von der Tageszeit. Bis zu 20 Prozent seines Umsatzes bleiben an der Tankstelle: 600 bis 800 Euro monatlich, bei einem Umsatz von 3700 bis 4500 Euro.

Der 44-Jährige Einzelunternehmer ernährt seine Familie mit seiner Arbeit. "Seit 2000 fahre ich Taxi in Frankfurt, seit 2005 bin ich selbstständig." Ein Fahrzeug, ein Fahrer, er selbst. "Wir können keine großen Sprünge machen."

Taxifahrer aus Frankfurt fordern: „Es muss eine Tariferhöhung geben“

Immerhin zwei Messen hat es schon gegeben in diesem Jahr, und wenn sie auch nicht so umsatzträchtig gewesen seien wie 2019, hätten sie das Geschäft belebt, ebenso das dreitägige Musik-Festival World Club Dome im Waldstadion Anfang Juni. "Aber seither ist es wieder ruhig", so Islamcevic. Er schätzt den Umsatz auf 80 Prozent der Vor-Corona-Zeit.

Das sieht auch Hans-Peter Kratz so, Vorsitzender der Taxivereinigung. "Wir haben schon vor längerer Zeit gebeten, die Tarife anzupassen", so Kratz. "Die jetzigen Tarife gelten bereits seit 2016, seit sechs Jahren." Seitdem habe es 18 Prozent Inflation gegeben. Der Mindestlohn stieg zuletzt von 9,82 Euro auf 10,45 Euro. "Ab 1. Oktober werden es zwölf Euro sein", sagt Kratz. Der dickste Kostenpunkt im Taxigewerbe seien mit 70 Prozent die Personalkosten. "Es muss eine Tariferhöhung geben. Wir sind die letzte Gemeinde im Umkreis, bei der es noch aussteht", sagt der Taxi-Funktionär. Der RMV erhöhe die Preise jährlich.

Frankfurt: Höhere Tarife bei Taxifahrten – Dezernentin hofft auf Einigung

Annette Rinn (FDP), als Ordnungsdezernentin für die Taxitarife politisch zuständig, teilt die Einschätzung. "Ich hoffe, dass es noch in diesem Sommer zu einer Einigung kommt. Die Taxifahrer brauchen es wirklich dringend." In letzter Instanz entscheidet Rinn. Doch zuvor werden Beteiligte wie die Industrie- und Handelskammer und andere zu den von den Taxifahrern angestrebten 20 Prozent angehört.

Islamcevic rechnet vor: "Im Jahr 2000 hat eine Fahrt von der Innenstadt zum Flughafen 45 Mark gekostet. Die gleiche Strecke kostet bis heute nicht 45 Euro, sondern nur etwa 40 Euro, obwohl mehr als 20 Jahre vergangen sind, die Preise sich verdoppelt haben." Jedenfalls in vielen Lebensbereichen. Alleine der 2015 eingeführte Mindestlohn hat sich seit 2016, dem Jahr der jüngsten Tarifanpassung, von 8,50 Euro auf 10,45 Euro erhöht, um 23 Prozent mithin. Viele angestellte Fahrer erhalten den Mindestlohn. "Dieser Posten ist sicher der drückendste", sagt Taxifahrer-Lobbyist Kratz. "Aber trotzdem schmerzt die Teuerung am meisten beim Tanken. Man spürt es unmittelbar am Portemonnaie."

Die Steuererleichterung auf Kraftstoff, ebenso wie das Neun-Euro-Ticket eine vorübergehende Maßnahme, kommt bei den Autofahrern Kratz zufolge nur abgeschwächt an - und läuft am Monatsende aus. Dann dürfte der Kraftstoff an der Tankstelle wieder etwas teurer werden. Dennoch ist die Stimmung im Taxigewerbe vergleichsweise optimistisch - auch, weil man momentan am Flughafen fast nur noch kurze Zeit auf Fluggäste wartet. Da die Lufthansa so viele Maschinen absagt und viele Fahrgäste mit Taxi- und Hotelgutscheinen versieht, werden die Motoren der Fahrzeuge fast gar nicht mehr kalt. Ganz anders während Corona: Da hat Islamcevic mal mit Unterbrechungen 40 Stunden auf eine einzige Fahrt gewartet. (Thomas J. Schmidt)

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