„Geld reicht hinten und vorne nicht mehr“: Tierheime in Frankfurt schlagen Alarm

Der Zuschuss der Stadt Frankfurt für Tierheime wurde seit 30 Jahren nicht mehr erhöht. Allein die Kosten für verletzte Findlinge sind immens gestiegen.
Frankfurt - „Das Geld reicht für uns vorne unten hinten nicht mehr“: Bernd Johanning, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Schwalbach & Frankfurt West, schlägt Alarm. Mit zu viel Baustellen habe das Tierheim Nied zu kämpfen; angesichts der sanierungsbedürftigen Bauten im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinne. Neben gestiegenen Tierarzt- und Futterkosten, explodierenden Energiepreisen, dem angehobenen Mindestlohn erweisen sich nun auch die Fundtiere mehr und mehr als Kostenfalle für Johanning und seine Mitstreiter. Er spricht von „Existenzgefährdung“.
Die Verwahrung von Fundsachen ist zwar Aufgabe der Kommunen. Das gilt auch für Tiere, die rechtlich immer noch wie Sachen behandelt werden. Doch da es städtischen Fundbüros an Gehegen und ähnlichem fehlt, wird diese Aufgabe vertraglich an die Tierheime übertragen - die Stadt zahlt für diese Leistung jährlich 3835 Euro. „Doch dieser Betrag wurde vor 30 Jahren festgesetzt - und deckt unsere Kosten bei weitem nicht mehr“, sagt Johanning.
Tierheime in Frankfurt schlagen Alarm: Vertrag kündigen ist eine Option
Deshalb hat er Rettungsrufe an das Ordnungsamt und die zuständige Dezernentin Annette Rinn (FDP) abgesetzt. Ohne den Zuschuss zu erhöhen, könne das Tierheim die Aufgaben nicht länger übernehmen, warnt Johanning. In diesem Falle erwäge er die Kündigung des Vertrags, auch wenn „uns daran gelegen ist, die gute Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt und dem Veterinäramt fortzuführen“, wie er schreibt. Für ein kostendeckendes Arbeiten empfehle der Tierschutzbund eine Pauschale von 100 bis 150 Cent pro Einwohner und Jahr.
Graue Theorie, denn: „Wir erhalten umgerechnet 1,8 Cent pro Einwohner und Jahr“, wie der gelernte Buchhalter Johanning ausgerechnet haben will. „Von unseren Gesamtkosten entfallen auf die Fundtiere rund 40.000 Euro pro Jahr.“ Davon seien 4800 Euro reine Klinikkosten, etwa für angefahrene Katzen. Die seien unvermeidbar, schließlich müssten die Verletzungen ja versorgt werden. Der städtische Zuschuss decke also nicht einmal diese Kosten ab. Zumal sich laut Johanning auch die Zahl der Fundtiere erhöht habe: Durchschnittlich waren es in den vergangenen Jahren etwa 95 - in diesem Jahr sind es bis Ende Juni bereits 61 Tiere.
Tierheime in Frankfurt schlagen Alarm: 8000 Euro Klinikkosten bis Juni
In diesem Jahr kommt es nach Johannings Schilderungen besonders dicke für das Tierheim unter der Schwanheimer Brücke: Bis Ende Juni seien bereits Klinikkosten für 8000 Euro angefallen - und es stünden noch Rechnungen aus. Daran, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen, etwa für dringend benötigte Sanierungen, sei gar nicht zu denken.
Hinzu komme noch etwas anderes: Die genannten Kosten bezögen sich nur auf klassische Fundtiere. Daneben aber kümmert sich das Tierheim Nied auch noch um verwilderte Hauskatzen, die es kastrieren lässt. Kostenpunkt: Etwa 20.000 Euro pro Jahr. „Laut Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zählen die verwilderten Katzen auch zu den Fundtieren“, macht er geltend. Es wäre also eigentlich kein Unterschied zu machen.
Tierheime in Frankfurt schlagen Alarm: Ordnungsamt verweist auf die Politik
Auf Anfrage erklärt Ordnungsamtssprecher Michael Jenisch: „Zur Änderung des Fundtiervertrages und der Anpassung der dort genannten Beträge bedarf es eines Impulses aus der Stadtpolitik an die Verwaltung und entsprechender Beschlüsse.“ Die lägen bisher nicht vor.
Den Weg über die Politik hat das Tierheim Fechenheim, bereits erfolgreich eingeschlagen: Für die Sanierung des Katzenhauses und den Bau eines Reptilienhauses bewilligte die Stadtverordnetenversammlung im vergangenen Jahr auf Initiative des zuständigen Ortsbeirates 11 einmalig 100.000 Euro für die Fechenheimer Einrichtung. Die Hälfte davon wurde bereits ausbezahlt. (Michael Forst)