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Frankfurterin spricht mit Toten – und meint das ernst

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Sie kann angeblich sogar den Lieblingskuchen von Verstorbenen schmecken: Karin Huber in ihrer Praxis in Eschersheim.
Sie kann angeblich sogar den Lieblingskuchen von Verstorbenen schmecken: Karin Huber in ihrer Praxis in Eschersheim. © Michael Faust

Wer sagt, er könne Verstorbene wahrnehmen, wird meist als Spinner abgestempelt. Doch Karin Huber (54) betreibt die Kommunikation mit Toten professionell. Die Frankfurterin wurde am Arthur-Findlay-Institut für Medialität und paranormale Wissenschaften ausgebildet, Englands bekannteste Geisterschule. FNP-Mitarbeiterin Jutta Failing sprach mit ihr über die Arbeit in ihrer Praxis für Jenseitskontakte und Trauerbewältigung in Eschersheim.

Wann hat sich Ihre Begabung bemerkbar gemacht?

KARIN HUBER: Mit etwa vier Jahren sah ich nachts Verstorbene durch mein Zimmer laufen, was mir große Angst machte. Meine Eltern taten das als schlechte Träume ab. Einmal kam ich von der Schule und der Nachbar saß auf unserer Treppe und schaute mich an. Kaum im Haus, berichtete mir meine Mutter, dass dieser Nachbar verstorben sei. Lange wollte ich, dass solche Wahrnehmungen verschwinden, doch sie sind ein Teil von mir.

Begegnen Ihnen die Toten wie im Mystery-Thriller „The Sixth Sense“?

HUBER: Der Film trifft es gut, nur den Horror-Effekt gibt es nicht. Es sind die Hellsinne, die bei mir geschärft sind. Ein Wahrnehmen auf allen Ebenen, bis hin zum Schmecken des Lieblingskuchens eines Verstorbenen.

Sehen die Toten wirklich alles, und weiß Oma, was ich im Bett mache?

HUBER: Sie sind um uns herum, aber mehr bei den Menschen auf der Zeil als auf dem Friedhof. Unsere intimen Dinge interessieren sie nicht. Überhaupt das Materielle, auch Erbangelegenheiten, sind für sie unwichtig geworden.

Warum ließen Sie sich zum Medium ausbilden?

HUBER: Zwei Jahrzehnte konnte ich die Visionen zurückdrängen, arbeitete als Schauspielerin, auch beim Film. Dann kamen sie wieder. Eines Tages fuhr ich auf der Autobahn bei Wiesbaden, als plötzlich mitten auf der Straße eine Geisterfrau in Hippie-Kleidung auftauchte. Im Affekt machte ich eine gefährliche Vollbremsung. Da wurde mir klar, ich muss lernen, diese Wahrnehmungen zu kontrollieren.

Klingt gruselig. Gibt es böse Geister?

HUBER: Den Toten geht es um den Seelenfrieden. Bei meiner Arbeit sind mir noch keine bösen Geister begegnet. Jene, die durchkommen, wollen etwas loswerden, vielleicht eine Entschuldigung, die noch gefehlt hat. Meine Aufgabe ist es, dafür ein Kanal zu sein.

Stichwort Kontrolle. Wo lernten Sie diese, um nicht ständig von Toten belästigt zu werden?

HUBER: 2010 suchte ich das Arthur-Findlay-Institut in Stansted auf – eigentlich, um die Geister loszuwerden. Stattdessen fing ich Feuer und begann eine Ausbildung zum Jenseitsmedium, später unterstützt von meiner Mentorin Mavis Pittilla, eines der besten Medien des Landes. Der englische Spiritismus hat eine lange Tradition, an die 300 spiritistische Kirchen gibt es auf der Insel. Heute kann ich dichtmachen, Tote ständig und überall wahrzunehmen wäre eine Reizüberflutung.

Mit welchen Anliegen kommen die Frankfurter zu Ihnen?

HUBER: Einige Klienten sind nur neugierig oder wünschen sich die Absolution für einen neuen Partner. Andere wollen wissen, ob die Eltern oder Geschwister beim Übergang gelitten haben. Auch die Frage, ob es richtig war, im Krankenhaus die Maschinen abzustellen, beschäftigt viele. Ist die Trauer zu tief und verfestigt, empfehle ich geschulte Trauertherapeuten.

Und dazu dampft das Räucherstäbchen?

HUBER: Nein, auch keine Karten oder andere esoterische Zutaten. Ich bin ein bodenständiger, rationaler Mensch. Weder schaue ich in die Zukunft, noch suche ich verschwundene Menschen. Letzteres ist Aufgabe der Polizei.

Die Taschentücher liegen griffbereit, wie läuft eine Sitzung ab?

HUBER: Oft hochemotional. Kommt in den ersten zehn Minuten kein Kontakt zustande, breche ich ab. Ansonsten kommen klare, medial empfangene Informationen durch, erfragt nach dem englischen Prinzip der beweisführenden Arbeit: Dinge, die nur der Tote wissen kann. Das ist kein „Cold Reading“ (ein häufig angewandter Zaubertrick, Anm. d. Red.) . Die Klienten dürfen dann den Toten Fragen stellen.

Halten manche Sie für eine Spinnerin?

HUBER: Das hat mir noch keiner gesagt. Ich bin keine Missionarin, jeder soll glauben, was er will.

Was kann ich tun, wenn ein Geist im Haus umgeht?

HUBER: Ihn direkt ansprechen und bitten, Sie nicht zu erschrecken. Das hilft.

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