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Die Stadt verlangt nach Strom: Der Verbrauch in Frankfurt steigt

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Von: Thomas J. Schmidt

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Symbolbild © picture alliance/dpa

750 000 Einwohner zählt Frankfurt, hinzu kommen täglich rund 360 000 Einpendler. Arbeitsplätze, Rechenzentren, die Infrastruktur - all das verschlingt Strom. Tendenz: Steigend.

Frankfurt - Der städtische Energieversorger Mainova AG rüstet auf: Vor allem im Osten der Stadt erwartet das Unternehmen einen wachsenden Strombedarf. Aktuell investiert der Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag, um die Leitung zwischen dem Umspannwerk Nord an der Berger Warte und dem Umspannwerk Kruppstraße auf 2,4 Kilometern Länge zu ertüchtigen. Grund für die Investition: „Wir erwarten mittelfristig den Ausbau der Rechenzentren und damit eine weiter steigende Stromnachfrage“, erklärt Frank Rose, Bereichsleiter Stromnetze des Netzbetreibers NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH, einem Unternehmen der Mainova AG.

Gleichzeitig wächst die Stadt, hat gerade die Marke von 750 000 Einwohnern geknackt. An Werktagen kommen 360 000 Pendler zum Arbeiten nach Frankfurt. Sie sitzen an Rechnern, brauchen Licht, benötigen am Arbeitsplatz Kühlung. „Lastspitzen“ – also Tage oder Stunden mit besonders viel Strombedarf – verzeichnet die Mainova im Sommer, vor allem im Hochsommer, wenn in den Bürotürmen die Klimaanlagen brummen. „Besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmem Wetter ist der Verbrauch beträchtlich“, weiß Joachim Schwenk, Bereichsleiter Netzvertrieb der NRM. Die höchste Lastspitze seit 2004 wurde im August 2018 erreicht, mit fast 800 Megawatt. Das entspricht etwa der Leistung eines Kernkraftwerks (1000 Megawatt).

Lastspitzen alleine sagen jedoch nur wenig über den Gesamtenergieverbrauch einer Stadt aus. Laut Statistischem Jahrbuch lieferten Mainova und Süwag – sie versorgt den Frankfurter Westen mit der Infraserv – 2010 insgesamt 4,87 Terawattstunden Strom, 2017 war es 4,95 Terawattstunden. Gleichzeitig aber ist der Strombedarf der Haushalte – trotz steigender Einwohnerzahl – fast kontinuierlich gesunken: Von 1,1 Terawattstunden auf zuletzt 0,98 Terawattstunden.

„Seit Jahren gibt es Energiesparmaßnahmen, Energiesparlampen, LED-Technik, A++-Kühlschränke. Das setzt sich durch“, erläutert Joachim Schwenk. Die einzelnen Haushalte benötigen weniger Strom, kompensieren damit sogar die steigende Zahl der Anschlüsse.

Umgekehrt steigt der Strombedarf in der Industrie und dem Gewerbe – Großabnehmer wie der Flughafen und die Rechenzentren spielen hier eine entscheidende Rolle. Wurden 2010 noch 3,77 Terawattstunden ans Gewerbe geliefert, waren es sieben Jahre später 3,97 Terawattstunden.

Unmengen an Energie

Während klassische Industriearbeitsplätze an Bedeutung verlieren, legen die Rechenzentren weiter zu, vor allem im Osten der Stadt – und verschlingen Unmengen an Energie, denn die riesigen Rechenanlagen müssen gekühlt werden. „Die meisten Zentren kühlen mit Umluft. Das ist gerade an heißen Tagen sehr energieintensiv. Da muss die Außenluft vorgekühlt werden“, erläuterte Schwenk. Auch das trage zu den Lastspitzen bei.

Grundsätzlich können die Kraftwerke der Mainova die Hälfte der Lastspitze selbst versorgen. Die sechs Anlagen bringen in der Summe 425,8 Megawatt. Allerdings sind es meist Heizkraftwerke. Das heißt, Wärmeerzeugung ist der primäre Grund, sie anzufahren. Und im Sommer gibt es diesen Grund nicht. So erzeugt Frankfurt, das seine Lastspitzen nicht in den Winter-, sondern in den Sommermonaten hat, genau dann wenig eigenen Strom.

Trotz der hohen Belastung ist das Netz der Mainova recht stabil. Nur etwa sieben Minuten pro Jahr fällt der Strom aus. Im statistischen Mittel waren es 2016 in Deutschland 11,5 Minuten. Um den Bedarf zu stillen, kommt zusätzlicher Strom von den Netzbetreibern TenneT und Avacon. Mit 400 000 Volt läuft der Strom in den Umspannwerken wie dem Werk Nord ein und wird abschnittsweise in 110 000, 30 000 und 10 000 Volt umgeformt, ehe er mit 230 Volt zu den Endverbrauchern gelangt. Mehr als 30 dieser Umspannwerke gibt es in der Stadt. Netz als Dauerbaustelle

Grundsätzlich laufen ständig Erneuerungsarbeiten am Netz. So wird an Trafokästen geschraubt, es werden auch Leitungen erneuert, wie seit einigen Wochen in der Düsseldorfer Straße. Zeitgleich bauen auch andere an der Straße, so dass sie noch bis 15. März zwischen Karlstraße und Platz der Republik in Fahrtrichtung Messe voll gesperrt ist. Baustellen gibt es neben dem Umspannwerk Nord und der Düsseldorfer Straße derzeit auch am Riederwaldtunnel, wo die Stromtrasse auf einer Länge von 42 Kilometern erneuert werden muss.

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