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So kämpft die Stadt Frankfurt gegen den Wohnraummangel

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Vom Aussichtsturm der Rastanlage Taunusblick ist an der Autobahn A 5 ein Entwicklungsgebiet für einen neuen Stadtteil zu sehen.
Vom Aussichtsturm der Rastanlage Taunusblick ist an der Autobahn A 5 ein Entwicklungsgebiet für einen neuen Stadtteil zu sehen. © Arne Dedert (dpa)

Frankfurt platzt aus allen Nähten – in Siedlungen werden derzeit Etagen mit Wohnmodulen aufgestockt. Auch in den Himmel wird weiter gebaut. Dort können sich das Wohnen allerdings nur wenige leisten. Derweil treibt das Planungsdezernat den umstrittenen Stadtteils an der A 5 voran.

An vielen Stellen in Frankfurt bietet sich derzeit das gleiche Bild: Im Erdreich klaffen tiefe Löcher, zugleich ragen Baukräne in den Himmel. Der anhaltende Bevölkerungszuwachs und die große Wohnungsnot bringen der Baubranche in Hessens Metropole auch im kommenden Jahr eine Fortsetzung eines anscheinend endlosen Booms. Neue Wohnblocks werden in den verschiedensten Ecken der Stadt hochgezogen. Doch was am meisten auffällt, sind die Hochhäuser im Bankenviertel, die 2019 der Vollendung entgegenstreben.

Mit dänischem Design gegen die Wohnungsnot in Frankfurt

Zu den interessanten Objekten gehört dort der Omniturm des jungen dänischen Architekten Bjarke Ingels, der mit seinen Büros in Kopenhagen und New York zu den innovativsten der Branche zählt. In Frankfurt hat er seinen knapp 190 Meter hohen Turm einen markanten Hüftschwung versetzt. Dort werden neben Gastronomie und Büros auch Wohnungen entstehen, die sich auch rein optisch von den Büros abgrenzen.

Mit dem „Hybrid“ ist der aus Asien und den USA bekannte Mix aus Arbeiten und Wohnen in Hochhäusern endlich auch in Frankfurt angekommen. „Mainhattan“ hat lange Zeit recht einfallslos auf reine Büro-Hochhäuser gesetzt, die für ein urbanes Flair Gift sind. Gebaut wird der Omniturm vom US-Entwickler Tishman Speyer, der in Frankfurt schon etliche Wolkenkratzer erstellt hat. Es ist nicht der einzige Turm an der Frankfurter Hochhausmeile. An allen vier Ecken der Kreuzung Neue Mainzer Straße/Große Gallusstraße werden künftig Hochhäuser in den Himmel ragen – bundesweit ein Novum.

Geförderte Wohnungen in Frankfurt: Günstig Wohnen in teuerster Lage

Dort haben dieses Jahr auch die Vorarbeiten für das „Four“ des Frankfurter Entwicklers Groß & Partner begonnen. Das Ensemble aus vieren Türmen, dessen höchster 228 Meter hoch wird, beschreitet Neuland. Erstmals wird in Frankfurt ein Hochhaus in der teuersten Lage öffentlich geförderte Wohnungen beherbergen. Darauf ist Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef mächtig stolz. Seit seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren hat der agile SPD-Mann öffentlich den Kampf für bezahlbares Wohnungen proklamiert.

Tishman Speyer legt den Grundstein für den OMNITURM
Omniturm in Frankfurt © dpa

Nur für ganz wenige erschwinglich wird allerdings der Grand Tower sein, der in der Nähe des Messeturms mit 172 Metern als höchstes Wohnhochhaus Deutschlands im kommenden Jahr bezugsfertig sein soll. Die luxuriösen 400 Eigentumswohnungen sollen angeblich bis zu 18 000 Euro pro Quadratmeter kosten. Ebenfalls sündhaft teuer wird das am Senckenberg-Museum gelegene „One Forty West“, wo Wohnen und Hotelnutzung zusammenfinden. In den 140 Meter hohen Turm sind ein Hundewaschplatz und eine Sky-Bar geplant. Das Gebäude wird jedoch nicht vor 2020 fertig werden. Einst stand an der Stelle der 116 Meter hohe Universitätsturm (AfE), der vor fast fünf Jahren gesprengt wurde.

Wohnraum in Frankfurt: Bauen für den Mittelstand

Welche Hochhäuser im kommenden Jahre fertig werden und wie viele neue gebaut werden – darüber hat das Planungsdezernat keinen genauen Überblick. Oft verzögert sich der Zeitplan. Wichtiger als der Wohnraum für die kosmopolitische Elite in Frankfurt ist für Josef aber das Bauen für den Mittelstand – vom Feuerwehrmann über den Polizisten bis zum Lehrer. Dafür soll der Anteil des geförderten Wohnraums bei Neubauten der städtischen Gesellschaft ABG auf „deutlich über 40 Prozent“ gesteigert werden. Mit über 50 000 Wohnungen ist die ABG größter Player auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt.

2017 wurden nach städtischen Angaben 4700 neue Wohnungen in Frankfurt fertig – ein Rekordwert. Die Zahlen für 2018 werden erst im März veröffentlicht. Auch im kommenden Jahr werden viele neue Wohnungen fertig werden. Im frei finanzierten Markt mischt die ABG ebenfalls mit.

Platensiedlung soll mit zwei Etagen aufgestockt werden

Richtungsweisend könnte ein Projekt sein: Vor wenigen Tagen hat die Stadt begonnen, eine typische Nachkriegssiedlung der ABG im Stadtteil Ginnheim zu verdichten. Mit Hilfe vorgefertigter Wohnmodule werden die Häuser in der Platensiedlung um zwei Etagen aufgestockt. Dadurch entstehen 680 zusätzliche Wohnungen. Das Vorhaben soll richtungsweisend sein, wie Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats, sagt.

Start im Februar

Trotz des Widerstands der Anrainer-Kommunen hält Josef auch an seinem kühnen Plan fest, auf beiden Seiten der Autobahn 5 im Nordwesten Frankfurts einen neuen Stadtteils mit 12 000 Wohnungen für rund 30 000 Menschen zu bauen. Voraussichtlich im Februar werde die Stadt zum Projekt einen internationalen Ideenwettbewerb organisieren. Dafür sollen nach den Worten Gellerts etwa 30 bis 40 Büros ausgesucht werden.

Von der 545 Hektar großen Gesamtfläche wird ein Drittel für Wohnungen benötigt. Das Neubaugebiet, das an die Taunus-Orte Oberursel und Steinbach grenzt, würde aber durch die sechsspurige A 5 getrennt. Erste Voruntersuchungen zu Fragen des Klimaschutzes und des Verkehrs hat Frankfurt im Jahr 2018 auf den Weg gebracht. Außerdem hat die Stadt das Gespräch mit den Eigentümern der Brachen gesucht. Widerstand gegen das Projekt gibt es vor allem in Steinbach und andern Anrainerkommunen im Main-Taunus-Kreis.

Von Thomas Maier

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