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Frankfurter Euro-Skulptur landet nicht in irgendeinem Vorgarten

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Von: Gernot Gottwals

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Es war richtig was los, als das Firmenlogo des neuen Hauptsponsors unter der Skulptur enthüllt wurde. Mancher staunte, weil darauf Kuppel und Halbmond zu sehen sind. Das Finanzunternehmen Caiz Development hat sich islamischer Ethik verschrieben.
Es war richtig was los, als das Firmenlogo des neuen Hauptsponsors unter der Skulptur enthüllt wurde. Mancher staunte, weil darauf Kuppel und Halbmond zu sehen sind. Das Finanzunternehmen Caiz Development hat sich islamischer Ethik verschrieben. © dpa

Privatleute hatten die Frankfurter Skulptur für ihr Heim erwerben wollen. Doch das Kulturkomitee fand ein Fintech-Unternehmen als Pflege-Sponsor.

Frankfurt -Die Euroskulptur am Willy-Brandt-Platz hat endlich einen neuen Hauptsponsor gefunden: Die in Frankfurt ansässige Caiz Development GmbH, ein Fintech-Unternehmen, das digitale Finanzprodukte für ein Transaktionssystem mit Kryptowährungen weiterentwickelt.

„Caiz kommt aus dem Arabischen und steht für rechtmäßig, vertrauensvoll und legal“, erklärte der Geschäftsführer Jörg Hansen bei der gestrigen Enthüllung der Sponsorentafel. Zu diesem Event machten einige der zahlreichen Passanten neugierige Augen: Denn unter dem Euro-Denkmal des Künstlers Ottmar Hörl ist nun ein Firmenlogo mit stilisierter Kuppel und Halbmond zu sehen. Sie steht für den Anspruch des Unternehmens auf ein mit der islamischen Ethik vereinbares Finanz- und Geschäftssystem.

Euro-Skulptur in Frankfurt: Unternehmen zahlt jährliche Erhaltungskosten von 200 000 Euro

Als Hauptsponsor wird die Caiz Development GmbH für fünf Jahre die jährlichen Erhaltungskosten für die Euro-Skulptur in Höhe von 200 000 Euro übernehmen. Daneben gibt es weitere Sponsoren, darunter UBS, Mainova, WISAG und auch die EZB. „Wir bekommen auch wichtige Unterstützung in Form von Sachspenden“, betonte Manfred Pohl, Vorstandsvorsitzender des Frankfurter Kulturkomitees, dem Eigentümer der Skulptur.

Monatelang hatte das Komitee nach einem neuen Hauptsponsor gesucht, da es sich nicht mehr in der Lage sah, die hohen Kosten für die Unterhaltung und wegen häufigen Vandalismus nötigen Reparaturen zu tragen oder einzuwerben. Andernfalls hätte sogar eine Versteigerung gedroht. Derweil hatte auch der Ortsbeirat 1 Ideen entwickelt, die Kosten zwischen Stadt , EZB und mehreren Sponsoren aufzuteilen. Doch die Gespräche mit der Stadt, der EZB und dem Land Hessen hätten keine realen Ergebnisse eingebracht, bedauerte Pohl.

Frankfurt: Euro-Skulptur gehört zu den meist fotografierten Wahrzeichen der Stadt

Da sei es ein Glücksfall gewesen, dass die Caiz Development GmbH von sich aus auf das Frankfurter Kultur Komitee zugekommen sei: Zwar biete die Unterstützung auch dem Unternehmen Möglichkeiten für weiteres Marketing, wie Hansen einräumte. Dafür jedoch beinhalte das Sponsoring nicht nur die Deckung der Erhaltungskosten für die Skulptur, sondern auch Veranstaltungen zu Themen rund um den Euro und Europa, darunter auch den vom Komitee deklarierten Tag des Euro am 7. Mai während der Europawoche, der nächstes Jahr wieder begangen werden soll.

„Die Euro-Skulptur gehört nicht nur zu den meist fotografierten Wahrzeichen in Frankfurt, sondern ist darüber hinaus auch ein Alleinstellungsmerkmal dieser Stadt in der Welt“, betonte Pohl. Denn durch das Fernsehen und andere Medien sei das Denkmal international bekannt, selbst Besuchergruppen aus Übersee kämen dafür extra in die Stadt. Nicht auszudenken, wenn die Skulptur versteigert worden oder sonst aus dem öffentlichen Raum in private Hände gelangt wäre. Denn Angebote gab es durchaus, wie Pohl verdeutlichte: „Eine Firma aus Mittelhessen wollte den Euro in ihren Eingangsbereich stellen, ein Professor aus Berlin gar in seinen Vorgarten.“ Auch die Türme der Deutschen Bank seien als neuer Standort vorgeschlagen worden.

Euro-Skulptur in Frankfurt bleibt an ihrem bisherigen Standort

Nun aber soll die Skulptur an ihrem jetzigen Standort verbleiben. Eine folgerichtige Entscheidung, da sich die EZB auch nie dazu entscheiden konnte, das Denkmal angemessen vor ihrem jetzigen Turm im Ostend zu platzieren. Für Vorschläge, das Gelände um die Skulptur auch im Fall einer Neubebauung durch Oper und Schauspiel einzubeziehen und zu gestalten, werde man offen bleiben, so Pohl.

Er erinnerte auch an ganz ursprüngliche Pläne, an Stelle der Skulptur die Einführung des Euro als Zahlungsmittel 2002 mit einer Beleuchtung der Skyline zu feiern. „Das wurde aber nach den Anschlägen auf das World Trade Center aufgegeben.“ Ottmar Hörl erklärte selbst, warum der Euro genau zwölf Sterne hat: „Sie symbolisieren die zwölf Staaten, die die EU gegründet haben.“ Wie Kletten mit freiem Spielraum sollen sie sich an das Währungssymbol heften.

„Wir sind froh, dass sich ein neuer Hauptsponsor gefunden hat und die Stadtkasse entlastet“, erklärte Sara Steinhardt, CDU-Fraktionsvorsitzende im Ortsbeirat 1. Wünschenswert sei freilich ein dauerhafter Erhalt auch über die nächsten fünf Jahre hinaus. (Gernot Gottwals)

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