Frankfurts grüne Flecken

Sieben Frankfurter Gästeführer widmen sich beim heutigen und morgigen Weltgästeführertag unter dem Titel „Grün-der-Zeit“ den Grünzonen und Gründerzeitvierteln der Mainmetropole.
Vereinzelt zeigen Krokusse und Schneeglöckchen schon ihre Köpfe. Doch so richtig sprießt es nicht im kalendarisch noch winterlichen Frankfurt. „Vielleicht spielt das Wochenendwetter ja einigermaßen mit“, hofft Gästeführerin Verena Röse, dass sich die ersten Frühblüher im Chinesischen Garten blicken lassen. Sie erzählt dabei auch, dass es für deutsche Gästeführer eine Herausforderung sei, ein passendes Thema zu finden, das dicht besiedelte historische und moderne Großstädte ebenso abdeckt wie malerische Landschaften.
Doch dieses Jahr scheint mit dem Thema „Grün-der-Zeit“ zumindest für Frankfurt die Quadratur des Kreises gelungen: „Das ist natürlich ein Wortspiel und passt hervorragend zu unserer Stadt, in der wir grüne Gründerzeitviertel ebenso haben wie einen Grüngürtel“, sagt Röse. Wobei hier eher der historische „Grüngürtel“ im Anlagenring der Innenstadt gemeint ist, der im 19. Jahrhundert Ausgangspunkt für die Besiedlung des West-, Nord- und Ostends und des Bahnhofsviertels war. Doch auch in Sachsenhausen gibt es ein gefühltes „Westend“ in den gründerzeitlich geprägten Vierteln. Schließlich zählt auch der Hauptfriedhof zu den Frankfurter Grünzonen.
Grundsätzlich ist das aber ein weites Feld an Eindrücken, historischem und aktuellem Wissen, das sich ein Gästeführer erst einmal aneignen muss: Rund 70 Kollegen sind derzeit im Verein der Frankfurter Stadt- und Gästeführer zusammengeschlossen, um ihr Wissen bei Rundgängen zu vermitteln und sich dabei in verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen weiterzuqualifizieren.
Zu Fuß erreichbar
Die Führungsreihe beginnt heute um 10 Uhr mit Verena Röses eineinhalbstündigem Rundgang mit dem Titel „Eine Reise in die Gründerzeit – die Entstehung des Nordends und seine heutigen Schätze“. Er beginnt am Merianplatz, Ecke Kantstraße, wo die Gästeführerin das Merianbad und die Christuskirche der Methodistengemeinde vorstellt. „Hier wohne ich auch und zeige besonders gerne, dass viele für die Entstehung des Stadtteils wichtige Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichbar sind.“
Weiter geht die Tour über die Elkenbachstraße zum Bethmannpark mit dem Chinesischen Garten, Röses grüne Oase im Nordend. „Nach dem Massaker in Peking im Jahr 1989 heißt er ,Garten des Himmlischen Friedens’ und ist in der Tradition des Taoismus angelegt.“ Bewacht wird er von Löwen, das Drehen einer Kugel in ihrem Maul soll Glück bringen. Weitere Stationen sind das Hessendenkmal, das Scheffeleck, das jüdische Gymnasium im Philanthropin (Hebelstraße) und die Eiserne Hand, die einst ein Wegweiser ins „lustige Dorf“ Bornheim gewesen ist.
Um 12 Uhr schließt sich die eineinhalbstündige Führung „Blätter und Plätze – Stadt und Baumgeschichten“ an. „Wir starten am Schillerdenkmal in der Taunusanlage und erschließen uns in Richtung Mainkai literarisch wichtige Standorte wie den Goetheplatz, der im 19. Jahrhundert noch Stadtallee hieß“, sagt Mikael GB Horstmann. Gelesen werden Texte von Eva Demski und dem Frankfurter Autor Karl Ettlinger.
Rund zwei Stunden lang nimmt Jo Ator ihre Gäste durch den Anlagenring vom Literaturhaus in der Schönen Aussicht bis zum Willy-Brandt-Platz mit. Ihre Führung „The Little Green Belt“(Der kleine Güngürtel) in englischer Sprache bginnt um 14 Uhr und erklärt Teile der Stadtmauer am Rechneigraben, das Eschenheimer Tor, das Maurische Haus sowie die zahlreichen Denkmäler, die unter anderem Friedrich Schiller und Heinrich Heine gewidmet sind. Eineinhalb Stunden lang geht ab 16.30 Uhr Till Fischers Führung „Das Bahnhofsviertel – ein Gründerzeitviertel im Wandel der Zeit“. Treffpunkt ist am Eurozeichen.
Gang über den Friedhof
In französischer Sprache führt Camille Alcaraz morgen um 10 Uhr unter dem Titel „Balade dans la petite ceinture verte de Francfort: entre art et histoire“ (Ballade im kleinen Frankfurter Grüngürtel zwischen Natur, Kunst und Geschichte). Ausgangspunkt ist die Friedberger Anlage 5/6. Um 12 Uhr lädt Sascha Stefan Ruehlow unter dem Titel „Von hohen Rabbinern und einfachen Menschen“ zu einem Schnupperrundgang über den jüdischen Friedhof (Treffpunkt: Ausgang Gruftenhalle, Rat-Beil-Straße).
Um 14 Uhr schließt Dieter Wesp mit seinem eineinhalbstündigen Rundgang „Das unbekannte Sachsenhäuser Westend“. Er beginnt an der Stresemannallee, Ecke Paul-Ehrlich-Straße und arbeitet sich vorbei am Georg-Speyer-Haus und der Villa Kennedy bis zum westlichen Zipfel Sachsenhausens am Uniklinikum in der Töplitzstraße vor. Mit dabei ist der StadttteilHistoriker Jens Holger Jensen, der das Sachsenhäuser Westend eher in der Holbein-, Garten- und Wilhelmstraße ansiedelt. Doch Grenzen können bekanntlich fließend sein.
Die Führungen sind kostenlos. Um Spenden für das Flüchtlingscafé Milena des Fördervereins Mädchenbüro wird gebeten.