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Frau Pi verblüfft alle

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Polizeihauptkommissarin Susanne Hippauf hält eine Liste der Nach-Komma-Stellen der Kreiszahl Pi in den Händen. Die 41-Jährige kann sich eine Zahlenfolge mit mehr als 15 000 Stellen merken, wie sie nun bei einem Wettbewerb in Emden bewies.
Polizeihauptkommissarin Susanne Hippauf hält eine Liste der Nach-Komma-Stellen der Kreiszahl Pi in den Händen. Die 41-Jährige kann sich eine Zahlenfolge mit mehr als 15 000 Stellen merken, wie sie nun bei einem Wettbewerb in Emden bewies. © dpa

Frankfurterin hat eine unglaubliche Gedächtnisleistung vollbracht

Frankfurt -Wenn Glücklich-Sein einen Namen hätte, wäre er Susanne Hippauf. Ihr Strahlen ist fast noch heller als das gläserne Kuppeldach des MC30, wie das zweite Polizeipräsidium im Frankfurter Mertonviertel genannt wird. Kollegen fallen ihr um den Hals und beglückwünschen die Polizeibeamtin, die nicht nur den deutschen Rekord gebrochen hat, sondern auch die Frau ist, die auswendig weltweit die meisten Nach-Komma-Stellen der Kreiszahl Pi - 3,14 - nennen kann. 15 637 Ziffern hat sie kürzlich bei einem Wettbewerb in Emden in zwei Stunden und 42 Minuten aufgesagt und damit den bisherigen deutschen Rekord von 15 320 Zahlen gebrochen.

„Es ist schon fast wie in einem Traum“, sagt die 41-Jährige lachend, die seit einem Jahr beim Präventionsrat im Bereich Beziehungs- und häusliche Gewalt und Senioren arbeitet. „Ein Traumjob. Ich versuche Leute zu erreichen, damit sie keine Opfer von Gewalt hinter geschlossenen Türen werden und nicht auf Enkeltrickanrufer oder Trickdiebe reinfallen. Das Thema ist hart, aber ich kann etwas bewegen und habe viel mit Menschen zu tun und mit tollen Partnern, die sich ebenfalls einsetzen“, erklärt die blonde Frau, die alles andere als spröde ist, wie man es bei endlosen Ziffernreihen vermuten könnte.

Hippauf ist eigentlich kein Zahlenmensch, auch Excel-Tabellen mag sie nicht. Sie mag Menschen, Sport, Berge, Reisen und Bücher. Vor sieben Jahren hat sie ein Buch über Gedächtnistechniken gelesen. „Da habe ich gemerkt, dass ich mir gut Zahlenreihen merken kann. Ich kannte zwar die Zahl Pi - 3,14, -, wusste aber nichts von dem Wettbewerb.“

Mit Fantasie und Emotionen

Für Zahlen legt sie sich Routen zurecht, „die quasi den Zahlen 0 bis 99 entsprechen. Zweier-Zahlen wandele ich für mich in Personen als Bilder um, die ich reisen lasse“. Ihren Ex-Chef schickt sie so beispielsweise nach Südafrika auf den Tafelberg zum Kaffeetrinken bei Sonnenuntergang und lässt dabei auch Fernsehmoderator Kai Pflaume auftauchen.

Die Frau mit den hellwachen grün-blauen Augen war selbst schon einmal dort. „Meine Freunde, Familie und Kollegen sind dabei. In Deutschland und dort, wo ich sonst schon war. Vom Flughafen nach Amerika oder Paris und Südafrika und wieder zurück nach Hessen. Nach Australien, zurück nach Seligenstadt und auf nach Malaysia“, erzählt die gebürtige Offenbacherin, die seit einem Jahr in Frankfurt lebt. „Es sind alles Dinge, die in meinem Leben eine schöne Rolle spielen“, verrät sie. „Das Ende der Routen habe ich seit November. Da war ich mit meinem Freund auf Lanzarote. Die Bilder, die ich mir vorstelle, sind mit vielen Emotionen, Bildern und Fantasie gespickt.“

Beim Lernen jongliert sie oder lässt sich von ihrem Freund abfragen. „Die Route steht ja schon lange fest. Ich habe viel wiederholt. Dann kam Lanzarote dazu“, so Hippauf. „Seit Januar war ich sehr intensiv dabei zu üben.“

Vor fünf Jahren trat sie zum ersten Mal beim Wettbewerb in Emden an, der rund um den 14. März, dem internationalen Pi-Day, ausgetragen wird. Denn bei amerikanischen Datumsangaben werden zuerst der Monat und dann der Tag genannt - was beim 14.3. demnach 3,14 entspricht, also der Zahl Pi. „Ich wollte schauen, wie weit ich komme. Der Rekord lag bei 11 004. Ich wollte 11 104 Ziffern schaffen, und es hat geklappt“, meint sie strahlend. Kurz darauf wurde der Rekord gebrochen: Nun waren es 15 320 Stellen hinter dem Komma. Im Wettbewerb jetzt hat sie die Zahlen aufgeschrieben, hatte aber einen Zahlendreher. Sie bekam die Chance, es mündlich besser zu machen. Nach zwei Stunden und 42 Minuten hatte sie es geschafft. „Das war richtig anstrengend und so voll Adrenalin, dass ich die ganze Nacht noch aufgeregt war.“

Nach dem Sieg rief sie zuerst ihren Freund und ihren Vater an. „Die waren begeistert und stolz“, erzählt sie. Eine Freundin schickte ihr ein Selfie aus einer U-Bahn-Station - mit Hippauf auf dem Nachrichtenscreen: „Das hat mich total überrascht.“ Beim nächsten Mal will sie die eigene Bestmarke brechen. „Oder, falls jemand anderes vorher noch mehr schafft, auch diesen Rekord.“ Den Weltrekord hält übrigens seit 2015 ein Inder - mit 70 030 Ziffern hinterm Komma. Sabine Schramek

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