Freiheit, Friede, Fröhlichkeit in Frankfurt

Tausende kommen zum ersten Tag des Bürgerfests auf Paulsplatz, Römerberg und Mainkai
Frankfurt -Während der Festakt in der Paulskirche noch läuft, kommen die Menschen in Scharen auf dem Paulsplatz zusammen. Im Hain der Freiheit stehen sie, warten hinter den Absperrungen, machen Selfies und schicken sie in die Welt hinaus. Mit vielen von ihnen sprechen wir, und eines eint die Männer, Frauen, Jugendlichen: Sie sind gekommen, um unsere Demokratie zu würdigen und unsere Freiheit zu feiern. Denn sie sind in Sorge, dass Demokratie doch nicht alles aushält, wenn deren Verächter die Wortführerschaft übernehmen.
Das betont auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nochmals, als er von der Römerberg-Bühne das Paulskirchenfest eröffnet. „Wir feiern einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte!“, ruft er vor mehreren Tausend Besuchern im Sonnenschein. „Die Menschen sind damals für Demokratie und Freiheit auf die Straße gegangen!“ Der Kampf der Revolutionäre von 1848 und das Ringen der Abgeordneten in der Paulskirche seien ein Auftrag, dass der Ruf nach Freiheit und Demokratie nie wieder verstumme.
„Wir nehmen unsere Demokratie als so selbstverständlich hin, dass ich Angst habe, dass wir sie verlieren“, sagt zum Beispiel Christine Schneider. Deshalb sei sie an den Ort gekommen, an dem alles begonnen hat. „Wenn ich daran denke, dass heute vor 175 Jahren die Abgeordneten unter dem Jubel der Bevölkerung in die Paulskirche eingezogen sind, bekomme ich Gänsehaut.“ Aber auch möglichst viel vom Programm will sie mitnehmen.
Und das ist breitgefächert, 158 Programmpunkte gibt es insgesamt. Zwei Hauptbühnen mit Auftritten zahlreicher namhafter und/oder lokaler Sänger, Chöre, Musiker, daneben Zeitreisen, Sonderausstellungen, Mitmach- und Informationsangebote, Vorträge und Diskussionen, Theatervorführungen und einen ominösen Riesen der Demokratie. Einen Tag der offenen Tür im Römer gibt es und zwei Abend-Inszenierungen mit dem Titel „Ode an die Demokratie“, bei denen die Besucher eine spektakuläre Wasserinszenierung mit Feuerwerk, skulpturalen Projektionen auf dem Main, Musik und gesprochenen Texten erwartet. Auch am heutigen Freitag um 22 Uhr.
Friederike Panzer steht bereits an der Paulskirche an. Sie möchte sich „Dem Volk seine Rechte! Die Nationalversammlung tagt“ der Fliegenden Volksbühne anschauen, der Inszenierung einer Debatte, wie sie im Paulskirchenparlament hätte stattfinden können. Und auch die Zeitreisen interessierten sie sehr. Warum sie hier ist? Weil sie gerne in einer Demokratie lebt, auch wenn diese verletzlicher geworden sei in den vergangenen Jahren.
Auch Burschenschaftler sind gekommen. Sie wollen ihrer gefallenen Kameraden gedenken. Schließlich seien diese es gewesen, die schon 1817, beim Wartburgfest, mit schwarz-rot-goldener Fahne für Freiheit demonstriert hätten und sich stark auch an den Barrikadenkämpfen von 1848 beteiligt haben.
Es wird voller und voller auf Paulsplatz, Römerberg und Mainkai. „Es hat sehr gut angefangen“, sagt Thomas Feda, Chef der städtischen Tourismus- und Congress GmbH, der das viertägige Fest federführend organisiert hat. „Das Programm ist toll, aber ich weiß gar nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll“, lobt Bruno Schneid seufzend. „Gut, dass ich auch morgen und das Wochenende noch frei habe.“ Ja, es ist viel - und Geduld ist gefragt. So sagt ein älterer Herr nach 30 Minuten anstehen vor der Paulskirche und weiteren 50 Minuten vor den VR-Brillen: „Manchmal muss man für die Demokratie auch leiden.“