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Massen bis nach Mitternacht: Das Frankfurter Partyvolk strömt wieder auf den Friedberger Platz

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Die Beschwerden halten sich bislang in Grenzen. Die Alternative an der Hauptwache ist für die meisten Feiernden in Frankfurt keine Option.

Frankfurt – Es klingt wie auf den Piazzas in Italien, den Plazas in Spanien, den Places in Frankreich oder den Squares auf Malta. Aus etwas Entfernung hört es sich an wie Starenschwärme in Bäumen. Wer näher kommt, fängt unzählige menschliche Sprachfetzen auf. Freitagabends mutiert der Friedberger Platz in Frankfurt zum Schnatterplatz. Zur Freude der Besucher, oft zum Leidwesen der Nachbarn.

Friedberger Platz in Frankfurt: Mit jeder Bahn kommt mehr Partyvolk

Ab 19 Uhr spucken Straßenbahnen und Busse am Friedberger Platz schon jede Menge Leute aus. In Shorts und Miniröcken, in Riemchen-Sandalen und Sneakers, in Sommerkleidern und luftigen Shirts. Sie machen sich in Windeseile über Bratwurst, Kartoffelspiralen, Handkäs mit Musik und frisches Gemüse her. Erst einmal eine Grundlage schaffen.

„Abschalten, was trinken und in Ruhe das Wochenende einläuten“, nennen es Karina (32), Michael (36) und Pepe (30), die wie viele andere nach der Arbeit noch schnell von der Bürokleidung in luftig-lockere Sommer-Outfits gewechselt haben. Um 20 Uhr schließen die Marktstände, die Busse und Bahnen spucken weiter viele Beine aus.

Dicht an dicht drängen sich die meist jungen Leute am Friedberger Platz. Freitags gibt es hier den größten Stehempfang der Stadt.
Dicht an dicht drängen sich die meist jungen Leute am Friedberger Platz. Freitags gibt es hier den größten Stehempfang der Stadt. © rüffer

Bäcker hat sich auf das Partyvolk als Kunden am Friedberger Platz in Frankfurt eingestellt

Längst sammeln sich die Leute nicht nur auf dem Friedberger Platz, sondern auch vor der Bäckerei gegenüber, die freitags Gin Tonic, Aperol Spritz und Shots verkauft. „Prost“ ist auch auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch zu hören. Bier und Wasser gehen massenweise über die Tresen der Kioske.

„Hier ist es fast wie im Süden. Dort trifft man sich auch ungezwungen auf Piazzas. Da findet das soziale Leben statt. Man lernt andere kennen und tauscht sich aus. Einfach schön“, meint Tina Hansen (29) aus Offenbach. Flaschensammler lesen Dosen aus und gläserne Pfandflaschen neben Mülleimern auf und schleppen sie weg, während Besucher von Liebeskummer, ihren Jobs und über die Wohnungssuche reden oder von ihren Urlaubserlebnissen erzählen. Weinflaschen stehen mitten in den vielen Gesprächsrunden, die wie Vogelschwärme klingen, auf dem Boden und werden nach und nach geleert.

Um 21 Uhr ist auch die Wiese auf dem Platz fast voll belegt mit lachenden, flirtenden und plappernden Leuten. Die Stimmung ist entspannt. Wer einen Platz findet, sitzt auf Bänken und Mäuerchen, die meisten bleiben wie bei einem riesigen Stehempfang stehen.

Massen bis Mitternacht: Friedberger Platz in Frankfurt gleicht großem Stehempfang

Immer wieder haben sich Nachbarn in den vergangenen Jahren über den Freitags-Treff beschwert. Wegen des Mülls und weil Gärten als Klos benutzt wurden. Mülleimer stehen überall, es gibt Dixi-Toiletten und ein Urinal. Die Stadt hat alles versucht, den Treff, der einst mit einem Flashmob begann, zu stoppen. Mit Räumung um 22 Uhr, mit dem Versuch der Umleitung auf die Hauptwache zur „Nachtschicht“. Es hat nicht funktioniert. Als aufgelöst wurde, waren nachts alle Plätze rundum belagert - sehr zum Ärger der dortigen Anwohner. Das Publikum hier will nicht an die Hauptwache. Sie wollen es entspannt und gemütlich und nicht mit Hip-Hop-Musik und Tamtam.

„Man kann doch niemandem zumuten, nachts über die Zeil zu laufen. Schon gar nicht Frauen. Das ist viel zu gefährlich und außerdem gibt es da nichts als Beton“, sagen die jungen Manager, Bank- und Werbefirmen-Mitarbeiter, von denen sich viele hier regelmäßig hier treffen. „Chillen, entspannen und in Ruhe den Sommerabend genießen“ ist das, was sie wollen. „Und das geht am Schönsten im Nordend“, sagen sie. Am Main und in den Parks ist es ihnen zu dunkel, in der Stadt zu zugepflastert. Sie kommen aus Frankfurt und von außerhalb. Viele unterhalten sich auf Englisch. „Das ist unsere Geschäftssprache. Die bleibt manchmal auch abends“, meint ein Frankfurter grinsend. Es werden neue Freundschaften geschlossen und Liebeleien angefangen. Man macht das, was jeder im Urlaub gerne macht.

Ein Wagen der Stadtpolizei parkt am Rand des Platzes. Kein großes Polizeiaufgebot wie im vergangenen Sommer. Die Männer in Uniform sind hier für den Fall, „dass es zu Rangeleien kommt. Aber es ist völlig friedlich“, erzählen sie und blicken aus ihren dicken Westen auf die leichtbekleidete Masse bei knapp 26° Celsius um 22 Uhr. Beschwerden gebe es in diesem Sommer nicht.

Vielen Menschen genießen die Sommernächte am Friedberger Platz in Frankfurt

Gegen Mitternacht wird es leerer auf und rund um den Friedberger Platz. Die Straßenbahnen schlucken die Besucher. Dennoch bleiben viele, um die laue Sommernacht zu genießen. Die FES kommt am Morgen, um das, was nicht aufgesammelt oder achtlos stehen gelassen wurde, aufzuräumen. (Sabine Schramek)

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