Gesund mit Grüner Soße: Die heilsame Kraft von Sauerampfer und Co.
Eine Tour widmet sich den Geheimnissen des Frankfurter Nationalgerichts: Stefan Sapouschek erklärt, was Grüne-Soße-Kräuter alles können.
Frankfurt - Ein kleiner Schnitt im Finger oder Besenreiser? Pimpinelle drauf. Blasenentzündung? Kresse wirkt. Mundgeruch? Kerbel oder Petersilie kauen. Bakterielle Erkältung? Schnittlauch essen. Pickel oder Sonnenbrand? Borretsch lindert. Keinen Appetit? Sauerampfer hilft. Was Stefan Sapouschek (47) an den sattgrünen Feldern im Grüne-Soße-Dorf Oberrad erzählt, lässt manche seiner Zuhörer einen anderen Blick auf das werfen, was Frankfurter neben Handkäs mit am liebsten verspeisen.
Der Grünstadtmensch und Naturheilkundler isst nicht nur selbst „liebend gern Grie Soß“, sondern kennt auch die individuellen naturmedizinischen Wirkungen der sieben Kräuter.
Rein kulinarisch sind Mixer und Fleischwolf gut. Für heilende Wirkung sollte man die sieben Kräuter mit dem Wiegemesser aber nicht fein hacken.
„Grüne Soße kann mehr“ heißt der Ausflug, zu dem sich 25 Neugierige aus ganz Frankfurt am Denkmal der Gärtnersfrau auf dem Buchrainplatz am Markttag getroffen haben.
Führung durch Oberrad: Auch Grüne-Soße-Königin Susanne I. ist dabei
„Rein kulinarisch sind Mixer und Fleischwolf gut. Für heilende Wirkung sollte man die sieben Kräuter mit dem Wiegemesser aber nicht fein hacken“, erklärt Sapouschek. Da staunt sogar Ihre Hoheit, die Grüne-Soße-Königin Susanne I., die nicht nur im Amt, sondern auch zu Hause mit ihrer Familie Grüne Soße zu allem isst. „Zu Salat und Fisch, zu Fleisch und Pfannkuchen. Grüne Soße geht immer“, sagt sie.
„Ich wollte schon immer mal über die Felder in Oberrad gehen und zugucken, wie die Kräuter gewickelt werden“, sagt Erdmute von Haza-Radlitz, die mit ihrem Mann extra aus der Römerstadt gekommen ist, um an der Tour teilnzunehmen. Sie lauschen Gerd-Peter Huber in einem Gebäude seines Hofgartens, das intensiv nach Petersilie duftet und in dem Grüne-Soße-Kräuter gewickelt werden. „In der Osterwoche waren es 17 000 Päckchen, die wir gemacht haben“, erzählt der humorvolle Mann, dessen Urgroßvater schon Grüne-Soße-Kräuter gezogen hat. Seine Kräuter verkauft er hauptsächlich auf dem Großmarkt und direkt in seinem Hofgarten am Rand der Felder.

Im Gewächshaus zeigt er stolz ein ganzes Meer voller Kresse, die grün leuchtet. „Frankfurt is(s)t Grüne Soße“, sagt er lachend und betont dabei die Doppeldeutigkeit.
Teilnehmer begeistert von Grüne-Soße-Dorf Oberrad
Auf den Feldern wird geerntet, damit jeder für das Osterfrühstück genug Kräuter auf dem Tisch hat. „Idyllisch wie im Märchen“ ist zu hören. Die Felder mit Blick auf das Gebäude der Europäischen Zentralbank und die Frankfurter Skyline faszinieren die Teilnehmer der Führung ebenso wie das Grüne-Soße-Denkmal: sieben Gewächshäuser in unterschiedlichen Grüntönen ohne Kräuter, nur mit den Namen der einzelnen Gewächse auf dem Boden. „Darum heißt es ja ,Denk mal’“, schmunzelt Stefan Sapouscheck. „Damit man darüber nachdenkt.“ Die einen bewundern die Glashäuschen auf der satten Wiese, die anderen schütteln den Kopf.
Über jedes Kraut berichtet der Naturheilkundler, ebenso darüber, wie man es außerhalb von Kartoffeln und hartgekochten Eiern noch einsetzen kann und erntet staunende Blicke. Dass sein Wissen weit über die heilenden Kräfte der Pflänzchen und ihre ätherischen Öle hinausreicht, nämlich bis zum rein kulinarischen Genuss, zeigt sich auf der Offenbacher Landstraße. Knusprigen Kartoffelstrudel mit Grüne-Soße-Butter gibt es für alle im Grüne Welt Café und gleich nebenan bei Narli Döner einen Dürüm Döner, der mit Grüner Soße, Eier- und Kartoffelscheiben gewickelt ist - beides nach Rezepten von Sapouschek. So lecker, dass die Ideen gleich mitgenommen werden. „Tolles Pausenbrot für die Kids“, ist eine Oberräderin vom Döner begeistert.
Ob süß oder herzhaft: Grüne Soße schmeckt immer
Auf dem Markplatz wartet Angela Jung vor ihrem Gemüsestand mit Gläsern voller sattgrüner Grüner Soße, Eiern und Kartoffeln auf die Besucher. „Nach traditionellem Rezept“, verrät sie und blickt dabei in glückliche Gesichter.
Etwas heller, fast fluffig und fein mit Senf gewürzt, ist das Oberräder Nationalgericht bei Kai Abicht in seinem Lokal Grüne Soße und mehr zu probieren und leicht süßlich als Eis bei Mario im Eiscafé Dolce Vita. Die Leute sind begeistert und diskutieren, was am besten schmeckt. Schließlich hat jeder seinen Liebling gefunden. „Es gibt so viele Rezepte der Grünen Soße wie Familien“, vermutet Stefan Sapouschek, der künftig „mehr ähnliche Touren“ anbieten will.
Die Gesichter der Teilnehmer strahlen am Ende Zufriedenheit aus, die Laune ist bestens. Satt und im Wissen, sich lecker und gesund durchprobiert zu haben, gucken sie sich in Oberrad um. „Jetzt fehlt nur noch, dass alle Häuser grün gestrichen werden“, albern einige. „Das ist ein richtiges Grüne-Soße-Dorf hier, und wir kommen wieder.“ (Sabine Schramek)
Dieses Gewürzkraut gehört nicht in die Grüne-Soße.