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Für Ballsportler gibt es zu wenig Hallen

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Tagsüber Turnhalle der Riedschule, abends dann Trainingsort für Breitensportler: Die Riedhalle wird, wie 200 weitere Schulhallen, benötigt.
Tagsüber Turnhalle der Riedschule, abends dann Trainingsort für Breitensportler: Die Riedhalle wird, wie 200 weitere Schulhallen, benötigt. © Rainer Rüffer

Vor allem Kinder und Jugendliche kommen zu kurz.- Vereine führen lange Wartelisten.

Frankfurt -Ein stellvertretender Abteilungsleiter eines großen Frankfurter Sportvereins will ungenannt bleiben. Aber er sagt: „Wir verlieren jeden Winter Kinder und Jugendliche.“ Denn es fehlten seiner Abteilung etwa 20 Trainingstermine in Hallen - pro Woche. „Die Kinder spielen dann im Freien. Aber bei Regen und Kälte ist das nicht angenehm.“ In einer anderen Abteilung stehen 1200 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste, weil es einen Aufnahmestopp wegen mangelnder Hallenkapazität gebe.

Sporthallen sind Mangelware für die Frankfurter Sportvereine und ihre Jugendarbeit. Roland Frischkorn, der Vorsitzende des Sportkreises Frankfurt, präzisiert: „Es fehlen große Hallen für Ballsport und Mannschaftssport“, und dies nicht erst seit gestern, sondern seit 2011 der Sportentwicklungsplan aufgelegt wurde. „Die Stadt ist um 100 000 Einwohner gewachsen, die Infrastruktur ist nicht mitgewachsen“, bilanziert Frischkorn.

Michael Hess, beim Sportamt Leiter der Sportstättenvergabe, weiß: Es gibt in Frankfurt 420 Vereine, die rund 100 vereinseigene Hallen besitzen. Meist sind die zu klein für Ballsport, vor allem für Handball oder Hockey. „Die Vereine haben Zugriff auf 200 Schulhallen“, so Hess, „ab 17.30 Uhr.“ Die Schulhallen seien alle gut belegt - nur wenn es Reparatur- oder Sanierungsarbeiten an der Schule oder Halle gebe, dann eben nicht. Dann steht die Halle leer, und Hess ist bemüht, dem betreffenden Verein Ersatz anzubieten. „Das ist nicht einfach, oft reist man durch die halbe Stadt“, so Hess.

Die Forderung von Sportkreis-Chef Frischkorn ist deswegen klar: „Immer, wenn eine Schule entsteht, muss dazu auch eine große Dreifeldhalle entstehen.“ Die Forderung ist altbekannt, vernünftig, aber wird zu selten umgesetzt. Im Ergebnis sei die Lage zurzeit besonders angespannt, sagt Frischkorn. Denn viele Vereine verzeichneten nach Corona starken Zuwachs bei Kindern und Jugendlichen. „Das ist ja gut so, aber es erhöht den Druck nach Hallenplätzen“, so Frischkorn. Er hat Zahlen parat. So sank die Zahl der registrierten Handballspieler von 2018 bis 2022 von 3188 auf 2854. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen erhöhte sich zugleich von 1215 auf 1516.

Training bis weit nach 22 Uhr

Noch deutlicher ist es beim Volleyball. Die Zahl der Mitglieder blieb mit 2782 gegenüber 2751 fast unverändert. Indes erhöhte sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen von 2018 bis 2022 von 428 auf 781. Beim Badminton stieg die Zahl der Kinder von 675 auf 848, beim Basketball von 6372 auf 6880, beim Turnen blieb die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit 22 423 beziehungsweise 22 945 fast gleich. Um für Kinder Hallenzeiten zu erhöhen, trainieren ältere Jugendmannschaften und Erwachsene auch mal bis weit nach 22 Uhr. Dennoch haben viele Vereine einen Aufnahmestopp. „Das gab es früher nur bei den Schwimmvereinen, jetzt gibt es das auch bei normalen Vereinen“, sagt Frischkorn.

Schnelle Abhilfe ist nicht möglich. „Wir brauchen auch Bewegungsangebote im öffentlichen Raum“, sieht Frischkorn einen Weg zur Lösung. Immerhin habe der Sportkreis geholfen, an Jugendhäusern Basketballtreffpunkte einzurichten.

Doch auch wenn ein Verein seine Hallenzeiten hat, ist nicht alles eitel Sonnenschein. So wie für den Turnverein Bergen-Enkheim. „Unsere Halle ist für Mannschaftssport zu klein. Wir sind auf die Halle der Riedschule angewiesen und auf die Saalbau“, sagt Matthias Hommel, der Vorsitzende. „Die Termine in der Riedschule sind fest gebucht, zweimal in der Woche. Aber die Saalbau lässt uns manchmal im Stich.“ Es gebe dann Termine, die abgesagt würden, weil andere Veranstaltungen in den Räumen stattfinden - solche, die der Saalbau mehr Geld bringen? Hommel wünscht sich jedenfalls mehr Zuverlässigkeit von der Saalbau.

Im Handball trainiert der TV in der Riedhalle. „Es gibt auch eine Spielgemeinschaft mit Bad Vilbel. In Vilbel oder in Dortelweil sieht man, dass dort die Hallenkapazitäten viel größer sind als in Frankfurt.“ So haben die Dortelweiler vorausschauend eine Dreifeldhalle geplant und gebaut, als dort eine Reihenhaussiedlung nach der anderen entstand. In Frankfurt wurde dergleichen vielerorts versäumt. Und so müssen viele Jungen und Mädchen, die gerne im Verein Handball, Basketball oder Volleyball spielen würden, lange warten. Thomas J. Schmidt

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