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Für sie stehen Wirte und Köche gerne still

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Fotografin Helena Heilig fotografiert Gastronomen in der ganzen Republik. Hier schaut sie sich die Fotos von Marc-Oliver Herbert vom Sofitel Restaurant Schönemann an
Fotografin Helena Heilig fotografiert Gastronomen in der ganzen Republik. Hier schaut sie sich die Fotos von Marc-Oliver Herbert vom Sofitel Restaurant Schönemann an © Sauda

Unter dem Titel "Wirte im Lockdown" lichtet die Fotografin Helena Heilig in schwarz-weiß in ganz Deutschland Gastronomen ab.

H elena Heilig ist auf Tour. Während die ganze Republik auf Pause gedrückt hat, düst die Fotografin von München über Reutlingen und Frankfurt nach Köln, um zu arbeiten. "Wir reisen durch Deutschland und portraitieren den Stillstand", sagt sie. Unter dem Titel "Wirte im Lockdown" lichtet sie in schwarz-weiß in ganz Deutschland Gastronomen ab. "Das gab's noch nie, dass die Restaurants zu hatten. Das muss man festhalten als zeitgeschichtliches Dokument für die, die nach uns kommen und das nicht erlebt haben", schildert die Fotografin ihre Motivation. "Selbst im Krieg waren Bars und Restaurants geöffnet", gibt sie zu bedenken.

Die Aktion läuft schon länger und so war sie bereits in München, Berlin und Hamburg unterwegs. In Frankfurt fotografierte sie in drei Tagen mehr als ein gutes Dutzend - darunter Marc-Oliver Herbert vom Sofitel Restaurant Schönemann, Christian Dressler vom Solzer oder Badia Ouahi von Badias. Überrascht habe sie eins: "Die Wirte sind alle ernst, aber nicht kraftlos."

Auf die Idee zu diesem Projekt, das mit einer Ausstellung verbunden ist, die bereits im November eröffnet werden sollte, kam Helena Heilig durch ein Gespräch mit einem Concierge in München. "Wir kannten uns von einem anderen Schwarz-Weiß-Foto-Projekt und er riet uns ein ähnliches mit Wirten zu machen", berichtet die Fotografin, die sich damals mit der Schreiberin Susanne Fiedler an die Arbeit machte.

"Weil es aber so groß geworden ist, kann eine allein die Texte nicht mehr bewältigen, deshalb bin ich dabei", sagt Kathrin Fischer , die Helena Heilig begleitete. Denn das Vorhaben besteht nicht nur aus Bildern, sondern auch aus Worten.

Die Idee bei der Wanderausstellung, die noch kommen soll, sei, dass die Menschen ein bisschen Zeit mitbringen und ein wenig bewusster die Bilder anschauen. "Wenn man ein Foto sieht und daneben steht ein Text, der etwas über die Person sagt, schaut man das Bild bewusster an", findet Helena Heilig, die sich seit 2010 mit Fotografie als Kunstform auseinandersetzt und sonst als kommerzielle Fotografin arbeitet. Bei diesem Kunstprojekt gehe es ihr nicht darum, Hoffnung zu transportieren oder zu machen, sondern "die Bilder halten den Moment fest. Wenn man sehr viele anschaut, dann entwickelt sich eine Gänsehaut und man denkt: ,Es ist ganz schön krass, was wir hier erleben.'" Die Fotos seien so gemischt wie das Leben, reichten vom Lieferservice bis zum Sternerestaurant. Ihr Projekt werde in jeder Stadt sehr gut angenommen. "Jeder hat sich bei mir bedankt, dass ich es mache. Ich fragte mich warum, bis herauskam, dass es ein Projekt ist, das Kunst und Gastronomie zusammenbringt und dann auch noch deutschlandweit", erfuhr sie in Gesprächen. "Nun gilt es für die Wirte und Köche stillzustehen - nicht nur wegen des Lockdowns, sondern auch vor Helena Heiligs Kamera. Aber in diesem Fall ist die Dauer wenigstens absehbar. Und sie machen es gerne. es

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