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Mit der Dunkelheit spielen: „Future Past“-Tour von Iron Maiden bringt Festhalle in Frankfurt zum Beben

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Die britische Metalband Iron Maiden ist auf „Future Past“-Welttour und trat am Samstag, 29. Juli, in der Festhalle Frankfurt auf.

Frankfurt - Es ist der perfekte Morgen nach einem „Iron Maiden“-Konzert. Die Briten-Band auf „Future Past“-Welttour hat weiß Gott geliefert in der fast ausverkauften Festhalle Frankfurt; noch dröhnen die Ohren beim Schreiben, und die Augen quellen über in Erinnerung ans mitgehende Publikum. Vor Monaten hätte man sich ob der Riesenmenge in ihrer Sardinendosen-Bedrängnis auf dem Parkett mit Sicherheit maskiert, weil jene Krankheit einem im Kopf spukte, die auch dafür sorgte, dass die vorige Welttour der Band um Bassist Steve Harris und Sänger Bruce Dickinson („Absolutely fucking amazing to be here!“) unterbrochen werden musste. Inzwischen versteckt sich das perfide Virus, und die einzige Maskerade verdankte sich den Konventionen der Metal-Gemeinde: einem Karl-Lagerfeld-Look from Hell aus viel Schwarz, etwas Leder und immer neuen, koketten Spielchen mit dem Dunklen und Bösen.

Nun also „Future Past“, noch so eine Retrospektive, die das japanisch angehauchte „Senjutsu“-Album von 2021 mit mehr Songs als zuvor live vorstellt, aber einer Überzahl an Titeln vom Maiden-Album „Somewhere In Time“ und anderen Platten der goldenen Achtziger zur Seite stellt. Von „Caught Somewhere In Time“ bis zur dritten Zugabe „The Trooper“ umfasste die Setlist fünfzehn Titel.

Iron Maiden in der Festhalle Frankfurt: Teufelshörner und Metal-Rhythmen wie Schwerthiebe

So weit die Pflicht. Und die Kür? Wer es in Sachen „harter“ Rock- und Pop-Musik nie so recht über Deep Purple oder Led Zeppelin hinaus geschafft hatte, schon gar nicht nach Wacken, konnte sich in der Festhalle ganz naiv an der komplexen Metal-Welt begeistern. Das Dunkle und Düstere, das Spiel mit Teufelshörnern oder Totenköpfen, die headbangende Hingabe an Metal-Rhythmen wie Schwerthiebe oder kohleschaufelnde Maschinenstampferei, sind ja samt und sonders eher Reaktion auf und Metapher für etwas anderes. Wer in den 1970ern und 1980ern Metalist wurde, hatte vor allem nichts am Hut mit kommerziell glattgebügelten Band-Images vom Studio-gesteuerten Pilzkopf bis zur säuselnden Popper- und Discomusik. In Metal als trotziger Opposition wirkt etwas von Arbeiterbewegung nach und einem Ernst, einer Skepsis, sich diese Welt als beste aller möglichen unterjubeln zu lassen.

Bruce Dickinson, in die vergangene Zukunft blickend.
Bruce Dickinson, in die vergangene Zukuft blickend. © Imago

Daher, bei „Iron Maiden“, die vielen Song-Rückblicke auf die Menschheitsgeschichte und das Spiel mit Dystopien und Zeitreisen, die ein bisschen mehr sind als Metal-Folklore, nämlich Ausdruck des Willens, sich die Welt stimmiger zu erklären, und einer fast gnostischen Ahnung, dass irgendwo der Wurm drinsteckt. Ein ethisch-philosophisches Anliegen also, das sich nicht immer völlig ernstnimmt und oft genug in schierer Freude an Metal-Cosplay und dunkler Folklore untergeht.

Iron Maiden auf Welttour: Metal-Fans kommen in Festhalle Frankfurt auf ihre Kosten

Spaß und Bewunderung weckten die vielen Bildprospekte von (vermutlich) Derek Riggs, der „Iron Maiden“ seit Ewigkeiten mit Covern für ihre Alben beliefert und das Maskottchen Eddie gestaltet. Eddie kam wie ein Riese daher und ohne Stelzen aus: mal als ballernder Space Cowboy, mal als Samurai aus der Geisterwelt. Weil „Senjutsu“ mit Japan zusammenhängt, präsentierte ein Bildhintergrund, wenn nicht überall Flammen aufzüngelten, ein „Blade Runner“-mäßiges Little Tokyo voller Lichterwerbung in der Nacht. Auch der Bühnenaufbau mit Klettermöglichkeiten schien einem japanischen Palast nachempfunden.

Passend zu einzelnen Songs gab es zudem ein irisch-keltisches Schlachtfeld mit Artus-Schwert im Stein und diverse Schädel und Masken zu bestaunen, einen antiken Armeeführer vor speerschwingender Phalanx, Bäume im Mondlicht, eine aus dem Wüstensand ragende Toten-Freiheitsstatue und einen voranstürmenden Brit-Trooperzombie. Bliebe nachzutragen, dass die Support-Band „The Raven Age“ von Bassisten-Sohn George Harris sich sehr wacken, Verzeihung, wacker schlug und Dickinson in einer seiner Ansagen nach Frankfurt zurückzukehren versprach. (Marcus Hladek)

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