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Gärtner verstehen die Welt nicht mehr: 150 Meter Schlauch gestohlen

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Thomas Jung (45) auf seinen Feldern. FOTO: schramek
Thomas Jung (45) auf seinen Feldern. © schramek

Ohne Wasser gehen Jungpflanzen ein - Auch Drahtzäune verschwinden

Oberräder Gärtner haben schon vieles an Vandalismus und Diebstahl auf ihren Feldern erlebt. Graffiti auf Gewächshäusern, die dadurch verdunkelt werden, zertrampelte und ausgerissene Pflanzen, verschwundene Kräuter, Salate und Gemüse und Diebstahl von Arbeitsgeräten und Netzen gegen Schädlinge. Jetzt sind Unbekannte noch weiter gegangen. In der Nacht zum Mittwoch wurden 150 Meter Feuerwehrschlauch geklaut, die zum Bewässern der Pflanzen notwendig sind.

„Das gab’s noch nie und tut richtig weh. Wenn wir unsere Pflanzen nicht bewässern können, ist das eine Katastrophe“, ist Thomas Jung (45) aufgebracht. Die Schläuche bringen Wasser als Zuleitung von den Anschlussstellen am Hof zu den Regnern auf den Feldern, damit die Pflanzen wachsen können.

Am Mittwoch hat der Gärtner 6300 Jungpflanzen geliefert bekommen. „Die müssen sofort gesetzt und gewässert werden. Ohne Wasser gehen sie sofort ein“, erklärt der Gärtner, der gemeinsam mit seiner Frau Angela und seinen Eltern seinen Eltern Spitzkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Salat, Staudensellerie, Blumenkohl, Brokkoli, Zucchini, Rucola, Bohnen, Kürbis und Kräuter für ihre Wochenmärkte und den Großmarkt anbaut.

Noch mehr Stress

„Das ist ohnehin Stress und anstrengend und es gibt keinen Plan B. Die Böden sind trocken und Jungpflanzen brauchen sofort Wasser“, ist Jung sauer. Spontan geholfen hat die Feuerwehr und ihm Schläuche geliehen. „Ohne sie wäre das ein Sachschaden von 20 000 Euro gewesen, wenn unser Gemüse und die Kräuter vertrocknet wären“, sagt er. „Die Feuerwehr hat uns gerettet.“ Den entstandenen Schaden schätzt er auf 6000 Euro. Plus extra Arbeitszeit, weil er von jetzt an wohl jeden Abend die Schläuche und Regner abmontieren und reinbringen und morgens wieder ausrollen muss.

„Mit Spitzkohl machen wir im Jahr zwischen 2000 und 2500 Euro Gewinn. Den entstandenen Schaden haben wir dieses Jahr noch gar nicht reingearbeitet“, ist Jung frustriert. „Das macht keinen Spaß. Wir bauen Essen an. Lebensmittel, die gebraucht werden. Und dann kommen irgendwelche Leute, die uns die Existenz kosten können und unseren Kunden den Genuss von Frischem verhageln wollen.“

Im Nachbarhof wurde vor einigen Tagen Minze gestohlen. „Nachts natürlich. Es ist jedes Jahr das Gleiche und wir haben keine Chance, das zu unterbinden“, sagt die Nachbarin.

Seit vier Jahren wird - nicht nur bei Jungs - jedes Jahr Material gestohlen. Seit 2020 verschwinden zum Beispiel Netze gegen Fraßfeinde. Allein im vergangenen Jahr sind Netze im Wert von 500 Euro über Nacht geklaut worden. Eine Rolle mit 2000 Quadratmetern kostet 1200 Euro. Auch jetzt wurde wieder ein 120 Meter langes Netz gestohlen. Zusammen mit den Feuerwehrschläuchen. „Das kostet nicht nur viel Geld und Ernte, sondern auch Zeit, weil wir neu bestellen müssen“, so Jung. Eine Lösung, dass keine unbefugten Autos mehr auf die Feldwege fahren können, wären Poller oder abschließbare Schranken. Auch das würde allerdings für die Gärtner Zeit kosten, wenn sie jedes Mal Poller mehrfach die Wege für sich öffnen und schließen müssen. „Auf dem Rad nimmt niemand Netze und Schläuche mit“, ist sich Jung sicher. Er hat die Nase voll von dem jährlichen Frust. Es wird Gemüse im Gärtnerdorf geklaut, Wasserregner, Dichtungen und Stangen, an denen Bohnen ranken sollen, Dachscheiben an Gewächshäuser eingeworfen und mehr. „Ich verstehe es einfach nicht, warum Leute so rücksichtslos sind“, sagt er. „Essen, das frisch vom Feld auf den Tisch kommt. Alle Gärtner hier in Oberrad stecken jede Menge Herzblut, Zeit, Mühe und Arbeit in unser Gemüse und in die Grüne-Soße-Kräuter auf den Feldern. Dass diese Arbeit boykottiert wird, ist unerträglich.“ SABINE SCHRAMEK

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