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Sanierung von trister Siedlung stockt plötzlich - ABG will Fördermittel-Frist verstreichen lassen

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Graues und tristes Neues Frankfurt: Mit Bundesmitteln sollte auch das Karree am Ende der Karl-Marx-Siedlung modernisiert werden. Doch die ABG will Frist verstreichen lassen. FOTO: Reinhardt
Graues und tristes Neues Frankfurt: Mit Bundesmitteln sollte auch das Karree am Ende der Karl-Marx-Siedlung modernisiert werden. Doch die ABG will Frist verstreichen lassen. © Friedrich Reinhardt

Die Sanierung der Ernst-May-Siedlung stockt. Das Fördergeld läuft im Dezember 2023 aus. Was passiert mit der Modernisierung?

Frankfurt - Wenn die Stadt 2025 das Jubiläum 100 Jahre Neues Frankfurts feiert, den Beginn der Ära des Stadtbaurats Ernst Mays, dann wird die unter seiner Ägide entstandene Siedlung im Riederwald wohl nicht besser aussehen als heute. Mit abblätterndem Putz, feuchten Wänden und undichten Fenstern. Während in der Römerstadt Fassaden gedämmt und gestrichen werden, teilt ABG-Chef Frank Junker für den Riederwald mit: Die ABG müsse sich noch mit der Denkmalbehörde abstimmen. Und: "Die noch abzustimmenden Maßnahmen erstrecken sich über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren."

Sanierung der Ernst-May-Siedlung in Frankfurt: Förderprogramm des Bundes

20 Mehrfamilienhäuser und 135 Einfamilienhäuser, die unter Denkmalschutz stehen, besitze die Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding. Für die rund 50 Häuser in den drei Karrees an den Enden der Görresstraße, der Karl-Marx-Straße und der Friedrich-List-Straße, sollten mit Fördermitteln aus dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" saniert werden. Im Riederwald wird daraus nichts

Das Förderprogramm schreibt vor, dass die Arbeiten im Förderzeitraum abgeschlossen werden müssen und der endet am 31. Dezember 2023. Junker sagt: Bis dahin werden die Arbeiten nicht abgeschlossen.

2014 hatte sich die Stadt darum beworben, in das Programm aufgenommen zu werden. Mit Erfolg. Fünf Millionen Euro würde der Bund für die Sanierungen der Ernst-May-Siedlungen in der Römerstadt, im Riederwald und der Heimatsiedlung zuzahlen, fünf Millionen Euro die Stadt, 30 Millionen Euro müsste die ABG tragen. Zuletzt hatte das Planungsdezernat Förderrichtlinien für die Sanierungen erarbeitet und im September veröffentlich. In den Richtlinien wurden noch die drei Karrees im Riederwald zwischen Erlenbruch und Lassallestraße genannt.

Sie hätte eine Sanierung auch dringend nötig. Einer der Anwohner an der Karl-Marx-Straße ist Bernd Brüning. Bei dem Thema muss er lachen. An den Türrahmen gelehnt sagt er: "Vor zehn Jahren, als ich hier eingezogen bin, hieß es schon, dass die Fassade bald neu gemacht werden." Passiert ist im Laufe der Zeit nichts. Nur als nach einem starken Regen das Wasser zehn Zentimeter hoch im Keller stand, sei ein Rückstauventil installiert worden. "Dabei müsste das ganze Haus saniert werden. Die Fassade, die Fenster, der Keller."

Die gute Nachricht für Brüning: An der Karl-Marx-Straße 18 werden laut Junker die Sanierungen beginnen, wenn sie beginnen. Also in dem Reihenhausblock in dem Brüning wohnt.

Sanierung der Ernst-May-Siedlung in Frankfurt: Nasse Wände, zugige Fenster

Auf den ersten Blick sieht man, mit ein bisschen Farbe ist es nicht getan. An einigen Stellen ist Putz abgefallen. Auf Höhe der Kellerfenster zeigen Verfärbungen, dass die Wand dahinter feucht ist. Bei einigen Fenstern klaffen daumendicke Spalte zwischen Fensterrahmen und Hauswand.

"Als es jetzt so stürmisch war, hat man das drinnen gemerkt", erzählt Brüning. Der Wind habe kräftiger durch die Ritzen gepfiffen. Ein Nachbar schildert unabhängig das gleiche Phänomen. Der Familienvater möchte anonym bleiben. Auch an der Gasrechnung merke er, wie schlecht die Fassade isoliert und die Fenster abgedichtet sind. "Wir zahlen 180 Euro pro Monat für die Gasheizung für unsere 68 Quadratmeter. Das ist viel." Auch er berichtet, dass nach starkem Regen das Wasser im Keller steht.

"Die Wände sind alle völlig nass", erzählt ein anderer Nachbar. "Wir alle haben hier Probleme mit Schimmel." Nicht nur im Keller. Auch das Dach sei undicht. Außerdem knarrten die Treppenstufen so laut, dass selbst die Nachbarn es hörten, wenn er nachts hoch und runter läuft. Erst nach der Abstimmung mit den Denkmalbehörden könne die ABG Einzelheiten zu Art und Umfang der Sanierungen nennen, so Junker. Ob nun Fördergelder ungenutzt bleiben oder etwa nur in der Römerstadt verbaut werden, ließ er offen.

Frank Junker garantierte aber, dass die Bewohner im Riederwald rechtzeitig informiert werden, sobald konkret feststeht, "welche Maßnahmen wann ausgeführt werden". Mindestens aber drei Monate, bevor die Arbeiten beginnen. Das sei gesetzlich vorgeschrieben. In welchem Jahr dass sein wird? Man darf rätseln. (Friedrich Reinhardt)

Gute Nachrichten gab es dagegen kürzlich von der Sanierung der Schwedlerbrücke in Frankfurt. Für die Stadt wird es weniger teuer, die Arbeiten könnten Ende des Jahres beginnen.

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