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Mike Josef ist ganz oben angekommen

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Von: Julia Lorenz

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Der neue Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) wird im Römer von Jubel empfangen.

Frankfurt -Mike Josef lässt sich Zeit am Abend seines großen Triumphs. Vor der großen Treppe im Römer harren Fotografen und Kameraleute aus, warten. „Ich hab’ Gänsehaut, ich lieb’ den Mike“, freut sich ein Fan des neuen Frankfurter Oberbürgermeisters. Dann ist es so weit. Um 19.40 Uhr betritt Mike Josef gemeinsam mit seiner Frau Chrisovalandou den Römer. Jubel brandet auf, Applaus. Handys werden gezückt. Strahlend schreitet das Paar die Treppe hinauf. Händchenhaltend. Oben angekommen ist kaum ein Durchkommen für Frankfurts neuen Oberbürgermeister.

Mühsam bahnt sich Josef seinen Weg durch die Menge. „Mike, Mike“-Rufe hallen durch den Römer. Uwe Becker, der unterlegene CDU-Kandidat, ist einer der ersten, der dem neuen Stadtoberhaupt gratuliert. Die beiden Politiker umarmen sich minutenlang innig, reden lange miteinander. Was sie sagen, ist in dem Trubel aber nicht zu verstehen.

Mike Josef schaut noch etwas ungläubig ob des Ergebnisses, während seine Frau Chrisovalandou bereits strahlt.
Mike Josef schaut noch etwas ungläubig ob des Ergebnisses, während seine Frau Chrisovalandou bereits strahlt. © Salome Roessler

Mike Josef neuer OB in Frankfurt: „Es ist mir wirklich eine Ehre“

Später wird Mike Josef zu den Journalisten sagen: „Ich bin überwältigt.“ Das sieht man ihm deutlich an. Er ringt um Fassung, hat Tränen in den Augen. „Ich bin so dankbar, dass die Frankfurter mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Es ist mir wirklich eine Ehre.“

Bereits eine halbe Stunde zuvor war Becker vor die Presse getreten und hatte seine knappe Niederlage eingestanden - noch bevor wirklich alle Wahlbezirke ausgezählt waren. Doch schon da war klar: Josef ist mit 51,7 Prozent der Stimmen gewählt worden. Auf Becker entfielen 48,3 Prozent der Stimmen.

„Ich wünsche Mike Josef alles Gute“, sagt Becker sichtlich niedergeschlagen. Er hoffe, dass der 40 Jahre alte Sozialdemokrat die Stadt nach vorne bringe und den Stillstand beende. „Aber mein Ergebnis ist auch ein großer Vertrauensbeweis“, so Becker. Das Ergebnis sei stark und mache Mut für die anstehende Landtagswahl im Herbst.

OB-Wahl in Frankfurt:

Auch der ehemalige Frankfurter CDU-Chef Jan Schneider bewertet das Ergebnis als „achtbar“. „Ich bedauere es außerordentlich, dass Uwe Becker verloren hat“, so Schneider. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Bettina Wiesmann (CDU) bezeichnet die Niederlage gar als „erschütternd für Frankfurt“. „Er wäre die deutlich bessere Wahl gewesen“, so Wiesmann. Doch auch Josef sei eine Verbesserung zum im November abgewählten Oberbürgermeister Peter Feldmann, der wegen Korruption zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

Wie wurde wo abgestimmt?

DIe Stadtteile bei der OB-Wahl in Frankfurt in der Übersicht.

Etwas abseits von dem ganzen Trubel im Römer steht Mike Josefs Frau. Sie habe zwar immer daran geglaubt, dass ihr Mann es schafft, realisiert habe sie es aber noch nicht. „Das ist einfach so schön für Frankfurt“, sagt Chris Josef. „Er kann das.“ Sie guckt auf die Uhr. Es ist kurz vor acht. Die beiden Söhne des Ehepaares, vier und sieben Jahre alt, wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihr Papa gewonnen hat. „Ich muss jetzt unbedingt mal zu Hause anrufen“, sagt Frau Josef. Seit Tagen würden die beiden Jungs jeden Abend wissen wollen, wenn der Papa nach Hause kommt, ob er schon gewonnen hat. Jetzt endlich kann sie die Frage mit Ja beantworten.

Vorschusslorbeeren für neues Stadtoberhaupt

Zu diesem Zeitpunkt hatte aber immerhin der SPD-Bundestagsabgeordnete Armand Zorn bereits eine wichtige Nachricht abgesendet: an den Bundesvorsitzenden der Sozialdemokraten, Lars Klingbeil. „Er hat uns zu dem Sieg gratuliert“, so Zorn. Er ist der Meinung, dass Josef „mit seiner Glaubwürdigkeit, seiner Integrität und seinen guten Inhalten“ gut zu Frankfurt passt. „Die Frankfurter haben sich mit ihm für eine weltoffene, progressive und wirtschaftlich starke Stadt entschieden“, sagt Zorn.

Fairer Wahlverlierer: Noch bevor das offizielle Ergebnis feststand, gratulierte Uwe Becker (l.) dem neuen Frankfurter Oberbürgermeister.
Fairer Wahlverlierer: Noch bevor das offizielle Ergebnis feststand, gratulierte Uwe Becker (l.) dem neuen Frankfurter Oberbürgermeister. © Enrico Sauda

Die Freude über den nächsten Sozialdemokraten an der Spitze der Stadt ist an diesem Abend selbstredend groß - auch bei der SPD-Fraktionsvorsitzenden Ursula Busch. „Mike Josef liegt die Stadt mehr am Herzen als seine eigene Person.“ Nun hofft sie, dass die vielen Projekte vorankommen, die im Koalitionsvertrag stehen, aufgrund von Krieg, Pandemie und Energiekrise aber nicht angepackt worden seien, jetzt wo die Frage des neuen Oberbürgermeisters geklärt sei. So soll etwa noch vor der Sommerpause der Standort für die neuen Städtischen Bühnen beschlossen werden, verspricht Busch.

Auch die Grünen im Römer zeigen sich „erleichtert“ über den Ausgang der Stichwahl. „Mit einem Oberbürgermeister, der Teil der Koalition ist, ist die Arbeit leichter“, sagt etwa Grünen-Chefin Julia Frank. „Wir werden ihn aber an seinen Taten messen.“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser freut sich über den Wahlsieg ihres Parteifreundes Mike Josef.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser freut sich über den Wahlsieg ihres Parteifreundes Mike Josef. © Salome Roessler

Ein großer Befürworter Josefs ist Frankfurts Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne), der sich erst vor wenigen Tagen für dessen Wahl aussprach. „Aus meiner grünen Sicht ist er der richtige OB“, so Majer. Er stehe für den Klimawandel, die Verkehrswende und eine moderne, offene Stadt. „Ich habe das Gefühl: Mit Mike Josef geht es jetzt in die richtige Richtung“, so Majer, der im Juli in den Ruhestand geht. Und er ist froh darüber, dass ihn dann ein neuer Oberbürgermeister namens Mike Josef verabschieden wird. (Julia Lorenz)

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