Gar nicht lächerlich: Kichern, bis auch der Dalai Lama lacht

Mit Lachyoga, Kino und Parkbesuch wurde zum Weltlachtag im Nordend gute Laune getankt.
Laut und herzlich lachend geht André Wingel (46) aus dem Café im Kino Mal seh’n den Gästen entgegen, die durch die Hofeinfahrt kommen. Nach einigen Augenblicken des Zögerns lächeln und kichern auch sie. „Lachen ist ansteckend“, sagt der Mann, der seit knapp drei Jahren aktiv Lachyoga macht und lacht wieder schallend.
Gut für Körper und Geist
Wingel kommt aus Bad Kreuznach und ist gelernter Wirtschaftspsychologe. „Ich lache jeden Morgen um 7 Uhr via Skype“, erzählt er und steckt die nächsten Neugierigen an, die ins Kino kommen. „Wer täglich 10 bis 15 Minuten lang herzlich lacht, dem geht es körperlich und geistig besser.“ Das Problem sei, dass viele Leute unter Gelotophobie litten, der Angst, ausgelacht zu werden und auch deshalb viel zu selten gelacht werde.
Im Café des Kinos ist es rappelvoll. Wingel und sechs weitere Lachtrainer stehen auf der Treppe, strecken die Arme hoch und begrüßen die Gäste mit deftigem „Hohoho, hahaha“, bei dem fast alle sofort mitmachen, bis der ganze Raum von lautem Lachen zu platzen scheint. Nur der Mann an der Bar spült entspannt weiter Gläser und Tassen, ohne eine Miene zu verziehen.
Auch Frariba macht mit. „Ich bin noch ein Neuling“, sagt sie. Ein Freund hat die Frau aus Mörfelden überredet, zum Weltlachtag nach Frankfurt zu kommen. „Er ist nicht da, weil er plötzliche verreisen musste, aber ich lasse mir das nicht entgehen“, erzählt sie wohlgelaunt. „Bei uns gibt es das nicht, da muss ich schon in eine Stadt fahren und Frankfurt ist ja schön“, sagt sie und macht mit bei leichten Lachyoga-Übungen. „Wer lacht, streitet nicht. Und durch schwere Zeiten mit Lachen zu gehen, macht es leichter“, sagen die Trainer. In 100 Ländern gebe es den jährlichen Weltlachtag. In Schulen und Kitas, an Unis, in Altersheimen, bei Soldaten, Polizei und in Kinos.
Die Leute, die fast alle Frauen sind, lachen laut. Nicht, weil sie sich lustig machen, sondern einfach, um herzhaft zu lachen, die Muskeln zu entspannen und die Atmung zu verbessern. Auf T-Shirts ist „hahaha“ zu lesen. Die Buchstaben rollen in einer Schnecke ineinander. Mit hoch ausgestreckten Armen, mit den Armen kreisend und mit imaginären aufgeschlagenen Büchern, mit einer aus Daumen und Zeigefinger gebildeten Lachbrille und mit der Film-Lachkurbel an den Mundwinkeln, die in mit aneinander reibenden Bewegengen der Finger die Mundwinkel nach oben ziehen und zu Gelächter führen. Teils albern, teils herzhaft und laut, bevor es nach zehn Minuten in den Kinosaal geht, um gemeinsam den Film „Mission: Joy“ - „Mission: Freude“ aus dem Jahr 2021 zu sehen, in dem sich die Nobelpreisträger Dalai Lama und Desmond Tutu in der Residenz des Dalai Lama in Dharamsal treffen und einen Blick hinter die Kulissen gewähren.
Es wird laut gelacht im Saal, während sich die Protagonisten mit viel Humor über Geschichten aus ihren Leben austauschen. Über Schwierigkeiten und scheinbar unlösbare Konflikte, die sie dennoch kreativ gelöst haben.
Kosima Nagpal ist seit 2016 dabei im Lachclub in Wiesbaden. Sie sei von jeher eher der Business-Lacher und arbeitet im Gesundheits-Management. Anfangs sei sie skeptisch gewesen. „Man kann es ja mal probieren“, dachte sie sich und hat schnell festgestellt, dass die Tiefatmung, die beim Lachen entsteht, tatsächlich hilft und ein Gefühl des Wohlseins hinterlässt. Weil Witze zu erzählen und zu hören nicht jeden zum Lachen bringe, sei das spontane Lachtraining effektiver, weil es jeden erreiche.
Zeit als Geschenk
„Wenn ich jetzt 20 Minuten lang einen Parkplatz suchen muss, lache ich dabei und betrachte diese Zeit als Geschenk“, erzählt sie lachend. Die Lebenseinstellung könne man durch Lachen ändern und „ganz Vieles fällt damit viel leichter“. Lachend kommen die Kinobesucher raus und ziehen weiter in den Holzhausenpark. Um gemeinsam laut zu lachen und den Frühling zu genießen.